Die Motoren von MAN Diesel & Turbo France werden in Schiffe aller Größen wie hier einen LNG-Tanker eingebaut, aber auch in Kraftwerken eingesetzt.

Die Motoren von MAN Diesel & Turbo France werden in Schiffe aller Größen wie hier einen LNG-Tanker eingebaut, aber auch in Kraftwerken eingesetzt. (Bild: TDM)

Seit 1946 produziert MAN, damals noch als S.E.M.T., die Société d‘Etudes de Machines Thermiques, in Saint-Nazaire Dieselmotoren unter dem Markennamen Pielstick. Benannt nach Gustav Pielstick, einem deutschen Ingenieur und Fachmann für Dieselmotoren für die Schifffahrt. Er begann seine Laufbahn 1911 im MAN-Werk Augsburg, Stammsitz der Gruppe, die mittlerweile zum Volkswagen-Konzern gehört. Zum Einsatz kommen sie nicht nur in Schiffen, sondern auch in Kraftwerken und Notstromaggregaten. Im Werk Saint-Nazaire montiert und testet MAN große Viertaktdieselmotoren und Dual-Fuel-Motoren, die mit flüssigen und gasförmigen Kraftstoffen betrieben werden können. Dort entstehen auch Ersatzteile wie Pleuelstangen, Zylinderköpfe und Kurbelgehäuse.

Raphaël Cuartero ist Leiter des Industrial Engineerings und der Instandhaltung. Er erinnert sich an das Jahr 2009: „Wir starteten im Frühjahr das Projekt SAP-Einführung und erfuhren dann, dass unser Werkzeugverwaltungsprogramm nicht mehr weiterentwickelt wurde.“ So kam die Migration zu TDM, der Software des IT-Dienstleisters TDM Systems aus Tübingen, auf den Plan.

Schulung vor Ort

Eine Mammutaufgabe für Cuartero und sein Team, die aber letztlich hervorragend gelöst wurde. In Sachen TDM gilt das Werk in Saint-Nazaire

TDM Werkzeugausgabe

Dank TDM alles unter Kontrolle: die Werkzeugausgabe im Werk Saint-Nazaire von MAN Diesel & Turbo.
Bild: TDM

seitdem als Vorreiter bei MAN Diesel & Turbo. Cuartero erinnert sich an die entscheidende Besprechung mit seinen Kollegen aus Augsburg: „Sie forderten Vergleiche mit anderen Werkzeugverwaltungen – und am Ende wurde TDM ebenfalls in Augsburg eingesetzt.“

In Frankreich stieg man gleich voll ein und investierte in fast alle Module des integrierten Tool-Data-Management-Systems. Cuartero zählt auf: „Wir setzen neben dem Basismodul den Daten- und Graphikgenerator für Dreh- und rotierende Werkzeuge, den 2D-Graphik-Editor und den Konturgenerator ein. Außerdem nutzen wir das Lager-, das Bestellmodul und TDMcontrol.“ Acht der über 600 Mitarbeiter in Saint-Nazaire arbeiten direkt mit TDM. René Taillade, TDM-Systems-Vertriebspartner in Frankreich: „Wir haben die MAN-Mitarbeiter direkt hier an Ort und Stelle geschult.“ Wichtig sind für MAN die zahlreichen

Olivier Truchot, TDM

„Wir müssen häufig die CAD-Modelle der Werkzeughersteller nacharbeiten, gerade da sind die Module des Grafikgenerators besonders hilfreich.“
Olivier Truchot, TDM Key User und Spezialist für zerspanende Werkzeuge bei MAN
Bild: TDM

Schnittstellen, die TDM Systems inzwischen bietet. Sie sind das Spezialgebiet von IT-Leiter François Valentin: „Wir konnten TDM gleich problemlos an unser neues ERP-System von SAP anschließen.“ Hierüber läuft beispielsweise vollautomatisiert das Bestellwesen. Meldet das Werkzeuglagersystem des französischen Herstellers Electroclass SAS das Unterschreiten eines Mindestbestands, wird die Bestellanforderung ausgelöst. Valentin: „Früher mussten wir das von Hand machen; das war eine Vollzeitstelle.“

Voreinstellgeräte von Kelch

Für Montage und Voreinstellung der Werkzeuge setzt MAN France Voreinstellgeräte von Kelch ein. René Taillade: „Die notwendigen Daten stellt unsere Schnittstelle easyKelch bereit.“ Eine weitere Schnittstelle zum CAM-System Edgecam liefert zusätzlich CAD-Funktionalitäten zum automatisierten Konvertieren und manuellen Bearbeiten von 3D-Werkzeuggraphiken.

„Wir müssen häufig die CAD-Modelle der Werkzeughersteller nacharbeiten, gerade da sind die Module des Graphikgenerators besonders hilfreich“, erklärt Olivier Truchot, TDM-Key-User und Spezialist für zerspanende Werkzeuge bei MAN. „Auch wenn die Zahl zunimmt, gibt es bis jetzt lediglich nur für etwa 30 Prozent der Werkzeuge von den Herstellern 3D-Daten.“ MAN France bezieht seine Werkzeuge unter anderem von Walter, Sandvik Coromant, Seco, Kennametal und Gühring. Hinzu kommen einige Hersteller von Spezialwerkzeugen, die etwa ein Viertel aller Werkzeuge ausmachen.

130 Komplettwerkzeuge

TDM Werkzeuge

Etwa 20 000 Werkzeuge verwaltet TDM im MAN-Werk Saint-Nazaire, ein Viertel davon sind Sonderwerkzeuge.
Bild: TDM

Cuartero verdeutlicht an Beispielen die Stückzahlen, um die es geht: „Für die Herstellung eines Zylinderkopfs oder eines Pleuels brauchen wir etwa 130 Komplettwerkzeuge, die sich aus 600 Komponenten zusammensetzen.“ Insgesamt verfügt das Werk über etwa 20 000 Werkzeuge. Gebraucht werden die 3D-Daten aller Werkzeuge für neue Produkte, „denn die simulieren wir grundsätzlich vor der Fertigung mit Vericut, das die 3D-Daten über die entsprechende TDM-Schnittstelle erhält.“

Viele 3D-Modelle entstehen deshalb bei MAN in Saint-Nazaire, was in Augsburg auf großes Interesse stieß. „Wir möchten doppelte Arbeit vermeiden und die 3D-Modelle in einer gemeinsamen Datenbank bereitstellen“, sagt Cuartero. Derzeit liegen die TDM-Daten noch auf einem Server in Saint-Nazaire, wie IT-Leiter François Valentin erklärt. Aber die Vernetzung hat längst begonnen. Der Informationsfluss zwischen den Werken soll verbessert werden. Das Ziel lautet daher, die IT-Landschaft von MAN zu harmonisieren. Werkzeuge mehrfach aufwändig als 3D-Modell anzulegen, soll es in Zukunft nicht mehr geben.

TDM MAN Team

Freuen sich über die gelungene Einführung von TDM bei MAN (von links nach rechts): Raphaël Cuartero, Leiter des Industrial Engineerings, Key-User Olivier
Truchot, IT-Leiter Olivier Valentin und René Taillade von TDM Systems.
Bild: TDM

Valentin, eigentlich ein Mann der Zahlen, sieht die Vernetzung nicht nur technisch. Als einen zentralen Erfolgsfaktor des Projekts TDM bezeichnet er das „Ende des Silo-Denkens der Werke Saint-Nazaire und Augsburg“. Die Mitarbeiter sind sich über die TDM-Einführung und durch den permanenten Best-Practice-Austausch wesentlich näher gekommen, und die enge Zusammenarbeit sei heute eine Selbstverständlichkeit. So leistete TDM sogar einen Beitrag zur Völkerverständigung.

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