In den mehr als 25 Jahren seit ihrer Gründung hat sich die SWG Metallverarbeitung und Montagetechnik GmbH als einer der führenden Hersteller von Baubeschlägen, Jalousien- und Markisenzubehör etabliert. Die Leichtbauanstrengungen der Automobilindustrie eröffneten dem Unternehmen mit Sitz in Herborn-Guntersdorf einen weiteren Markt. Produkte für die Automobilindustrie sorgen inzwischen für 60 Prozent des Gesamtumsatzes.
Damit hat sich die konsequente Ausrichtung auf den Werkstoff Aluminium bewährt, für die sich die Firmengründer Klaus Schell und Friedhelm Weyel entschieden, als sie das Unternehmen 1985 ins Leben riefen. Bei der Verarbeitung von rund 2000 t Aluminium pro Jahr fallen durch Sägen, Fräsen und Bohren große Mengen von Aluspänen an – insgesamt etwa 200 t jährlich. Anfangs wurden sie lediglich gesammelt und an den Schrotthandel verkauft. Der Nachteil: Lose Späne besitzen ein großes Schüttvolumen und an ihnen haften immer noch erhebliche Anteile der Kühlschmierstoffe, die bei der Bearbeitung eingesetzt werden. Daher entschied sich SWG schon früh, diese Probleme zu lösen. Ergo werden die Späne bereits seit 1999 inhouse verpresst. Die damalige Brikettieranlage eines anderen Pressenherstellers konnte die Grobteile allerdings nicht ohne Weiteres verarbeiten, und so musste ein Zerkleinerer vorgeschaltet werden. Durch die Brikettierung ergeben sich eine Reihe von Vorteilen: Das Volumen der Aluminiumabfälle reduziert sich drastisch, wodurch Transport- und Handling-Kosten reduziert werden können, und gleichzeitig wird der größte Teil der anhaftenden Kühlschmierstoffe durch den Pressvorgang zurückgewonnen. Ein weiterer Nebeneffekt, der sich lohnt: Für Aluminiumbriketts lassen sich deutlich höhere Preise erzielen, als es für lose Späne der Fall war.
Diverse Grobteile
„Der Prozess war mit der damaligen Anlage sehr störanfällig“, erinnert sich Stephan Diehl und ergänzt: „Zum einen machten sich mit der Zeit größere Verschleißerscheinungen bemerkbar. Zum anderen – und das war noch problematischer – sorgte der vorgeschaltete Zerkleinerer regelmäßig für Ungemach.“ Produktionsbedingt fanden sich zwischen den Aluminiumspänen immer wieder diverse Grobteile – mitunter mehrere Zentimeter große Fragmente von defekten Bauteilen. Sie stoppten laut Geschäftsführer Diehl manchmal mehrfach am Tag den Zerkleinerer. Die Folge: Ausfallzeiten, da die Anlage rückwärts gefahren und die Grobteile gesucht und entfernt werden mussten.
Da SWG trotz der auftretenden Probleme an der Brikettierung festhalten wollte, machte man sich 2007 auf die Suche nach einem anderen Pressenhersteller und stieß dabei auf Ruf.
Im Juni 2008 erfolgte die Abnahme der Presse durch SWG in Zaisertshofen, und noch im gleichen Monat wurde sie in Herborn-Guntersdorf aufgestellt und in Betrieb genommen. Weil der für die Presse verantwortliche Mitarbeiter schon bei den Probeverpressungen eingebunden war, reichte eine kurze Einweisung aus, um die Anlage selbständig bedienen und warten zu können.
So konnte die zunehmend schwächelnde Altanlage ersetzt und außerdem auf den Zerkleinerer, der die meisten Stillstände ausgelöst hatte und für einen erheblichen Energieverbrauch verantwortlich war, ersatzlos verzichtet werden. Um das zu ermöglichen, wählte man für SWG eine Brikettierpresse mit größerem Brikettformat, berichtet Ralf Lorbach, technischer Berater bei Ruf: „Damit die Anlage die Grobteile relativ problemlos in die Briketts hineinpresst, muss das Brikettformat entsprechend groß sein.“ Außerdem wollte man für mögliche größere Spänemengen in der Zukunft gewappnet sein. So fiel die Entscheidung für eine Anlage vom Typ Ruf 18,5/3700/100, die statt 80 mm einen Brikettdurchmesser von 100 mm aufweist. Zur Erklärung: Die Ziffern stehen für 18,5 kW Antriebsleistung, einen spezifischen Pressdruck von bis zu 3700 kg/cm² und einem Brikettdurchmesser von 100 mm.
Eine Million Aluminium-Briketts
Im Herbst 2012 hatte die Brikettieranlage bereits das millionste Aluminium-Brikett gepresst und erfüllt nach wie vor zuverlässig ihren Dienst – ohne dass bisher Verschleißteile wie Pressform oder Pressstempel ausgetauscht werden mussten. Pro Stunde verpresst die Anlage etwa 150 kg Aluminiumspäne, die Dichte der Briketts liegt mit 2,3 bis 2,4 g/cm3 schon sehr nah an der des Ursprungsmaterials (rund 2,7 g/cm3). Das Schüttvolumen sinkt durch die Brikettierung drastisch: liegt es für lose Späne etwa bei 140 bis 150 kg/m3, so werden mit den Briketts 1200 bis 1300 kg/m3 erreicht. Zu den Besonderheiten des Einsatzes bei SWG zählt auch, dass die Presse sehr unterschiedliche Aluspäne zu bewältigen hat. So wird beispielsweise das Material aus der Sägerei, wo mit Minimalmengenschmierung gearbeitet wird, der Presse kontinuierlich durch eine Rohrleitung zugeführt. Späne vom Bohren und Fräsen, denen wesentlich mehr Emulsion anhaftet, werden in Transportbehältern chargenweise zur Presse transportiert. Würde man die trockenen Späne aus der Sägerei mit dem gleichen hohen Druck wie die feuchten Späne verpressen, so käme es zu Kaltverschweißungen, erklärt Lorbach. Das heißt, die trockenen Späne würden sich durch den enormen Druck verflüssigen und an der Innenwand der Pressform anhaften. Als Folge dessen würden sich die Briketts nicht mehr aus der Pressform ausdrücken lassen, und ein Defekt der Presse wäre das Resultat. Um dies zu verhindern wird ein Teil des ausgepressten und gesammelten Schmierstoffs in den Spänetrichter eingedüst, damit auch die trockenen Sägespäne ausreichend angefeuchtet werden, bevor sie der Presse zugeführt werden.
Die ausgepressten Schmierstoffe bereitet SWG auf und führt sie dem Produktionsprozess wieder zu. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch das Budget für den Schmierstoffeinkauf erheblich. „Mit der Brikettieranlage sind wir sehr zufrieden. Die Investition hat sich auf jeden Fall gelohnt“, resümiert SWG-Geschäftsführer Diehl.