Das Jahr 2013 war für die meisten Unternehmen der Branche ein recht gutes Jahr – die Umsätze stimmten, die Geschäfte liefen für viele „überraschend gut“. Kein Konjunktur­einbruch, wie von so manchem befürchtet. Keine Abwärtstendenz, wie sie einige Wirtschaftsexperten prophezeit hatten. Und das, obwohl die positiven Impulse speziell auf den europäischen Märkten recht dünn gesät waren.

Und auch für das Jahr 2014 sind die Unternehmen optimistisch – negative Vorzeichen sind nicht in Sicht, dafür eine Menge Signale, die auf eine weiterhin gute Auftragslage hoffen lassen. So startet beispielsweise der ifo-Geschäftsklimaindex, der die Stimmung in den Unternehmen bewertet, mit einem weiteren Zuwachs ins Jahr – nach zuletzt 109,5 Zählern im Dezember auf aktuell 110,6 Punkte. Das ist der höchste Stand seit etwa zweieinhalb Jahren.

Erholung und vorsichtiges Wachstum
Die deutsche Wirtschaft hat sich im Jahresdurchschnitt 2013 insgesamt als stabil erwiesen: Um 0,4 Prozent war das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) höher als im Vorjahr. Dies ergaben Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis). „Offensichtlich wurde die deutsche Wirtschaft durch die anhaltende Rezession in einigen europäischen Ländern und eine gebremste weltwirtschaftliche Entwicklung belastet“, erklärt Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamtes. „Die starke Binnennachfrage konnte dies nur bedingt kompensieren.“ Allerdings hat sich die konjunkturelle Lage nach der Schwächephase im vergangenen Winter im Laufe des Jahres 2013 verbessert und damit eine gute Basis für eine positive Entwicklung in diesem Jahr geschaffen.

„Die Krise im Euroraum hat vor allem zum Jahresauftakt 2013 die export­abhängige Industrie belastet“, erklärt der Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Ferdinand Fichtner. „Seit dem Frühjahr 2013 wurde das Bruttoinlandsprodukt aber bereits wieder moderat ausgeweitet.“

Meine Meinung

Die Geschäfte laufen gut, die Konjunktur scheint stabil, keine dunklen Wolken in Sicht. In den vergangenen Jahren haben sich viele Unternehmen jedoch bei Investitionen sehr zurückgehalten. Ein gutes Stück weit tragen daran Banken die Schuld, die zwar im Investmentgeschäft Milliarden verzocken, denen aber ein Kredit für ein bodenständiges mittelständisches Unternehmen zu riskant erscheint. Verkehrte Welt. Obwohl die Finanzierung nicht einfach ist, wollen die Unternehmen in diesem Jahr wieder verstärkt investieren – in Maschinen, Software, Personal, Schulungen. Denn sowohl technisch als auch von seinen Fähigkeiten her stets auf dem aktuellsten Stand zu sein ist ein Muss, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
Richard Pergler, Redaktion fertigung

 

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In einer nicht repräsentativen Trend-Umfrage unserer Zeitschrift unter 60 Zulieferern erwarten 55 Prozent der Befragten, dass dieses Jahr genauso gut wird wie 2013, nur 5 Prozent, dass es schlechter wird – aber 40 Prozent erwarten für dieses Jahr eine positive Entwicklung.

Wichtige Indikatoren wie die Industrieproduktion untermauerten nach Angaben des DIW zuletzt die Erwartung einer moderaten Aufwärtsbewegung. Die Weltkonjunktur zieht nach und nach an, und vor allem aus den Industrieländern wie etwa den USA erwarten die Konjunkturexperten spürbare Impulse.

Das belebt nach ihrer Ansicht nicht nur die Exporte, die 2013 kaum zugelegt haben, sondern soll nach und nach auch Investitionen stimulieren. Diese waren im Zuge sich verschlechternder Absatzaussichten für den Euroraum, zum Teil aber auch für wichtige Schwellenländer, 2013 deutlich zurückgefahren worden. Die Investi­tionszurückhaltung, so erklären die Konjunkturforscher des DIW, wird sich aber im Laufe dieses Jahres lösen.

Was die Zulieferer freuen wird: Die wichtigen Kundenbranchen, allen voran die Automobilisten, erwarten von 2014 zumindest ein Jahr der Erholung oder sogar eine Phase vorsichtigen Wachstums. Nach wie vor wird häufig China als Wachstumsmotor benannt, auch wenn dort die Zuwächse in jüngster Vergangenheit deutlich zurückhaltender ausfielen als in früheren Boomphasen. Aber auch den europäischen Märkten speziell in den kriselnden Ländern Südeuropas trauen die Auguren wieder mehr Wirtschaftskraft zu.

In den meisten Teilbranchen waren die deutschen Unternehmen im vergangenen Jahr erfolgreich. „Die Unternehmen im Verband der Deutschen Drehteile-Industrie haben das Jahr 2013 im Durchschnitt positiv beendet. Gegenüber 2012 konnte eine Umsatzsteigerung von 5 Prozent und eine Steigerung des Auftragseingangs von 12 Prozent verzeichnet werden“, erklärt beispielsweise Werner Liebmann, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie. „Bemerkenswert ist dabei allerdings eine starke Schwankung der Werte zur Umsatz- und Auftragseingangsentwicklung, die von minus 30 bis plus 30 Prozent reichen.“ Der Ausblick in die ersten sechs Monate des Jahres 2014 ist positiv. Allerdings besteht nach wie vor ein erheblicher Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Auch das Thema Ausbildung bereitet mehr und mehr Sorgen, da es oft nicht gelingt, die angebotenen Ausbildungsplätze zu besetzen. Eine kurzfristige Lösung ist hier nicht in Sicht – das gilt übrigens für die meisten Teilbranchen.

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Positiv: 48 Prozent aller Befragten gaben in unserer Trendumfrage an, dass ihr Unternehmen in diesem Jahr eine größere Investition beispielsweise in neue Maschinen tätigen will. Weitere 15 Prozent waren in dieser Frage noch unentschlossen.

„Die deutschen Hersteller von Präzisionswerkzeugen konnten mit rund 8,7 Mrd. Euro den Produktionsrekord des Vorjahres erreichen“, erklärte Lothar Horn, Vorsitzender des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). „Für 2014 erwarten wir die Auflösung der Investitionszurückhaltung in wichtigen Kundenbranchen und ein Produktionsplus von vier Prozent.“

Auch bei den Nachschärfbetrieben ist die Stimmung positiv: „Im letzten Jahr waren die Mitglieder noch sehr verhalten. Da die Aussichten für das Jahr 2014 gut aussehen, wird das Niveau mindestens so sein wie 2013 – tendenziell rechnen wir mit einem leichten Plus“, erklärt Professor Wilfried Saxler, Präsident des Fachverbands Deutscher Präzisions-Werkzeugschleifer. „Neben dem Schärfen von Werkzeugen gewinnt das Herstellen von Neuwerkzeugen in unseren Betrieben weiter an Bedeutung.“

Ein Risiko ist das oft zögerliche Verhalten der Banken bei der Kreditvergabe: „Im Grunde genommen haben wir Investitionsstau und genügend Grundlage, um Investitionen zu tätigen“, erklärt Saxler. „In unserer Branche müssen wir jedoch relativ zum Umsatz hohe Summen investieren. Ein Beispiel: Ein Werkzeugschleifbetrieb mit fünf Mitarbeitern macht einen Jahresumsatz von 600 000 Euro und muss in eine neue Werkzeugschleifmaschine inklusive Peripherie 250 000 Euro investieren. Dieses Verhältnis mögen die Banken offenbar nicht so gern.“

Trotz diesesm Verhaltens der Banken und des weiter zunehmenden Druck sseitens der Kundenbranchen schauen die meisten Unternehmen optimistisch in die Zukunft. Die positive Stimmung ist auch in den metallzerspanenden Betrieben zu spüren. In einer nicht repräsentativen Trend-Umfrage unserer Zeitschrift unter 60 Zulieferunternehmen erwarten 55 Prozent der Befragten, dass dieses Jahr genauso gut wird wie 2013 – sogar 40 Prozent erwarten für dieses Jahr eine positive Entwicklung. Das schlägt sich auch in einer zunehmenden Investitionsneigung nieder – rund 48 Prozent planen in diesem Jahr eine größere Investition, 15 Prozent sind noch unentschieden.

Interview mit Heiko Benz, Agie Charmilles

„Optimismus liegt in der Luft“

Branchreport interview

Heiko Benz, Geschäftsführer der Agie Charmilles GmbH: „In 2014 werden wir eine deutliche Zunahme der
Investitionsbereitschaft sehen.“
Foto: AgieCharmilles

Wie sehen Sie die aktuelle konjunkturelle Lage?
Unsere Kunden berichten mehrheitlich von einer guten bis sehr guten Auftragslage. Insbesondere Unternehmen, die ihre Hausaufgaben gemacht haben, auf dem Stand der Technik sind und ihre Prozesse über die gesamte Wertschöpfungskette kontinuierlich verbessern, stehen gut da. Nicht selten gelingt es dank höherer Produktivität und Verfügbarkeit sowie besserer Qualität, Produktionsaufträge zurückzugewinnen und wieder in Deutschland zu etablieren.

Welche wirtschaftliche Entwicklung erwarten Sie für das Jahr 2014?
Eine eindeutig positive. Selten zeigten die Indikatoren eine einheitlichere Tendenz als für das Jahr 2014. Wenn man sich die veröffentlichten Zahlen etwas genauer anschaut, wuchs der Export in 2013 deutlich, und das Binnengeschäft hinkte diesem Trend mit relativ geringen Wachstumsraten etwas hinter her. Nachdem nun, laut Medienberichten, die europäischen Wirtschaftsstaaten ihre Finanzkrise zum größten Teil überwunden zu haben scheinen, wird die Investitionsbereitschaft im Vergleich zu 2013 deutlich zunehmen.

Worin sehen Sie die größten Risiken?
Das Wachstum ist noch recht gering und global gesehen uneinheitlich. Das erneute Aufleben der Finanzkrise in den Ländern Südeuropas könnte zum Abflauen der Konjunktur führen, ehe der Aufschwung richtig begonnen hat. Insgesamt bin ich aber zuversichtlich. Optimismus liegt in der Luft.

Können sich die Anwender derzeit leisten zu investieren?
Unternehmen erwirtschafteten positive Ergebnisse und stehen meist auf gesunden Beinen. Die Frage die sich Unternehmer stellen müssen ist eher, ob sie es sich leisten können nicht zu investieren. In 2014 werden wir eine deutliche Zunahme der Investitionsbereitschaft sehen.

Was bewegt aus Ihrer Sicht die Unternehmen derzeit am meisten?
Die Unternehmen sind vielfach gefordert, gesamte Prozessketten sicherer und wesentlich wirtschaftlicher zu gestalten. Komplettbearbeitung ohne Umspannen, der Wegfall ganzer Bearbeitungsschritte und -verfahren bis hin zur Automation von Einzelanlagen und Anlagenketten bieten enormes Potenzial und sind unverzichtbar für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Die größten Hindernisse für diese Schritte liegen oftmals in den Köpfen. Veränderungen, auch wenn sie noch so offensichtlich notwendig sind, stoßen an der einen oder anderen Stelle auf Widerstand, den es zu überwinden gilt.

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