Brasilien ist trotz Rezession der achtgrößte Binnenmarkt weltweit. Die Nachfrage der mehr als 208 Millionen Brasilianer ist der entscheidende Grund dafür, dass ausländische Unternehmen so viel in Brasilien investieren.

Reinaldo Garcia
Reinaldo Garcia, General Sales Manager Heller Brasilien: "Spätestens nach den Neuwahlen im Herbst hat Brasiliens Wirtschaft Potenzial für Wachstums­raten von bis zu 40 Prozent pro Jahr." - (Bild: fertigung)

Eines dieser Unternehmen ist die Gebr. Heller Maschinenfabrik, deren Stammsitz im württembergischen Nürtingen liegt. Der Maschinenbauer ist bereits seit mehr als 43 Jahren in Brasilien aktiv und hat dort eine eigene Produktion aufgebaut. "Im Prinzip fertigen wir in unserem Werk in Sorocaba die gleichen Baureihen wie unser Stammwerk in Deutschland“, erklärt Reinaldo Garcia, General Sales Manager der brasilianischen Heller-Niederlassung. "Wir haben die gleiche Fertigungstiefe – bis hin zum Fräsen der Guss-Maschinenbetten auf unserer Waldrich-Maschine." Ursprünglich ist Heller der Automotive-Industrie und ihren Zulieferern nach Brasilien gefolgt – auch heute noch macht dieser Sektor rund 70 Prozent des Auftragsaufkommens aus. "Inzwischen haben aber auch die Bereiche ,Heavy‘ – das sind in erster Linie Landmaschinen – mit 20 und die Luftfahrtindustrie mit 10 Prozent kräftig an Bedeutung gewonnen."

Die Neuwahlen im Herbst, aber auch die Fußball-WM sollen sich sehr positiv auf Brasiliens Wirtschaft auswirken.

Flexible Produktion

Auch bei Heller war der Rückgang des brasilianischen Markts unter der linken Regierung der vergangenen vier bis fünf Jahre zu spüren. Zahlreiche Unternehmen mussten schließen, auch einige langjährige Heller-Anwender. Heller selbst konnte überleben – die Produktion aus dem brasilianischen Werk, das eigentlich in erster Linie für den brasilianischen Markt produziert, wurde im Weltmarkt abgesetzt.

Advanced Manufacturing Project
Dicht umlagert war das Advanced Manufacturing Project, das die automatisierte Herstellung eines individualisierten Produkts demonstriert. - (Bild: fertigung)

"Die vergangenen Jahre waren eine schwere Zeit für uns alle", erklärt Garcia. Allerdings: "Seit der Amtsenthebung von Präsidentin Dilma Rousseff spürt man, wie die Wirtschaft wieder durchatmet. Zwar sind die Unternehmen mit großen Investitionen noch vorsichtig, sie agieren noch mit gezogener Handbremse. Und es dauert, die Strukturen, die in den vergangenen Jahren unter der Regierungspolitik aus Misswirtschaft und Korruption zerstört wurden, neu aufzubauen. Spätestens zu den Neuwahlen im Herbst jedoch wird der Knoten platzen, die Fußballweltmeisterschaft wird sich ebenfalls sehr positiv auswirken. Und dann hat Brasilien nicht zuletzt aufgrund des Investitionsstaus der vergangenen Jahre durchaus Potenzial für Wachstumsraten von bis zu 40 Prozent pro Jahr." nh

Auf einen Blick

Wirtschaftsstandort Brasilien

Der brasilianische Markt ist für deutsche Unternehmen hochinteressant – sowohl, um dort zu produzieren als auch als Absatzmarkt insbesondere für hierzulande gefertigte Investitionsgüter wie Maschinen, Präzisionswerkzeuge, Werkzeuge und Formen. Das Bruttoinlandsprodukt Brasiliens lag 2017 bei nominal 2,055 Mrd. US-Dollar, das entspricht einer Pro-Kopf-Leistung von rund 15 600 US-Dollar. Die aktuelle wirtschaftliche Struktur Brasiliens prägen vor allem drei Kernbereiche: Der Dienstleistungssektor trägt mit rund 65 Prozent den Löwenanteil zum BIP bei, die Industrie rund 17 und die Agrarwirtschaft rund 6,7 Prozent. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Brasiliens in Europa.

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