Die Weltlage ist alles andere als ruhig. Deshalb blicken viele Unternehmenslenker und -verantwortliche derzeit mit gemischten Gefühlen ins neue Jahr. Die Welt ist ein Stück weit unkalkulierbarer geworden, keiner scheint so recht zu wissen, wo es 2016 hingeht und was für neue Unwetter am Horizont auftauchen werden. Diese Unsicherheit spiegelt auch die aktuell von Turbulenzen geprägte Lage an den Kapital- und Aktienmärkten wider.
Die Konjunkturdynamik der Weltwirtschaft hat in den vergangenen Monaten insgesamt zwar etwas an Tempo verloren, allerdings hatten die meisten Auguren noch deutlich pessimistischere Erwartungen an die Entwicklung. Alles in allem also ein gutes Zeichen, die Weltkonjunktur scheint insgesamt doch stabiler zu sein als von vielen befürchtet. Es gibt allerdings markante Unterschiede. Aus China und der gesamten asiatischen Region, die ja in den vergangenen Jahren für ungebremstes Wachstum mit zweistelligen Wachstumsraten standen, kommen jetzt deutlich verhaltenere Signale. Allerdings: Auch wenn es ein deutlich gebremstes Wachstum ist – es ist nach wie vor ein Wachstum. Ein gigantischer Markt mit zahllosen Chancen auch für deutsche Unternehmen.
Meine Meinung
Auf die Menschen kommt es an
Es ist wichtig, kontinuierlich zu investieren und so sein Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten. Und zwar sowohl in Maschinen und Betriebsmittel als auch in die Mitarbeiter. Die Menschen sind es, die den Unterschied ausmachen, das Wissen und Können, das jeder Einzelne verkörpert. Das bedeutet aber auch, dass man sich Gedanken machen muss, wie man seine wertvollen, gut ausgebildeten Mitarbeiter ans eigene Unternehmen bindet. Überraschenderweise haben, wenn man seine Belegschaft einmal fragt, für die Meisten Lohn und Gehalt nicht den höchsten Stellenwert. Klar, das Geld muss auch stimmen. Aber wichtiger sind Werte wie Wertschätzung, Anerkennung, Vertrauen, Verantwortung. Für die meisten Mitarbeiter ist es wichtig, dass sie als Mensch anerkannt werden und nicht nur eine Nummer im Betrieb sind. Und da haben gerade auch die kleinen Unternehmen, die vielleicht nicht die finanziellen Mölichkeiten eines Automobilkonzerns haben, auf einmal doch wieder ganz gute Karten.
Richard Pergler
Die öl- und rohstoffexportierenden Länder sind es, die dem Internationalen Währungsfonds (IWF) aktuell am meisten Sorgen bereiten. Der fallende Ölpreis und das Ende der Niedrigzinspolitik in den USA sind Faktoren, deren Auswirkungen auf die globale Wirtschaft sich in letzter Konsequenz noch nicht abschätzen lassen. Trotz dieser und weiterer Herausforderungen rechnet der Fonds für die weltweite Wirtschaft immer noch mit einer moderaten Wachstumsbeschleunigung
von 3,1 Prozent im laufenden über 3,4 Prozent im nächsten bis auf 3,6 Prozent im übernächsten Jahr. Keine schlechten Zahlen, wenn auch etwas verhaltener, als die Experten noch vor ein paar Monaten geschätzt haben.
Für Europa, speziell für die Euro-Länder, gibt der IWF hingegen Entwarnung: Hier sehen die Analysten die Probleme der vergangenen Jahre offenbar als weitgehend bewältigt an, zumindest wird deren Schadenspotenzial nicht mehr als so erheblich eingeschätzt wie noch vor einigen Jahren. Für die Eurozone wird mit Zuwächsen von je 1,7 Prozent in den Jahren 2016 und 2017 gerechnet.
Es läuft gut für Deutschland
Im vergangenen Jahr stieg das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland um ebenfalls 1,7 Prozent zum Vorjahr. 2014 hatte das BIP um 1,6 Prozent zugelegt, Für Deutschland hat der IWF übrigens sogar seine Prognosen für dieses Jahr um 0,1 Punkte und für nächstes Jahr um 0,2 Punkte aufgestockt, das Wachstum wird weiter in gleicher Größenordnung erwartet. Deutschlands Verbraucher konnten im vergangenen Jahr die höchste Kaufkraftsteigerung seit 1992 verbuchen: In den ersten drei Quartalen dieses Jahres lagen die Reallöhne um durchschnittlich 2,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraumes, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Und die Experten gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzt. Die Kauflust der Verbraucher und kräftiger staatlicher Konsum haben die deutsche Wirtschaft 2015 angeschoben.
Verband der Deutschen Drehteile-Industrie
Die Ergebnisse einer internen Umfrage unter den Mitgliedern des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie zeigen, dass Zulieferbetriebe in Deutschland ihre künftige Geschäftsentwicklung eher zurückhaltend bewerten. „Trotz einer Umsatzsteigerung von 2,3 Prozent in den ersten neun Monaten des Jahres 2015 rechnen mehr als ein Drittel der 135 Mitgliedsunternehmen in den kommenden sechs Monaten mit eher schlechteren oder allenfalls gleichbleibenden Umsätzen“, erläutert Geschäftsführer Werner Liebmann. „Wie die allesamt in der Lohn- und Auftragsfertigung tätigen Betriebe berichten, sehen sie vor allem in fortgesetzt sinkenden Kosten für Rohstoffe einen Indikator für eine eher verhaltene Konjunktur.“ Allerdings ergeben sich branchenabhängig deutliche Unterschiede. So verzeichnen die für Baumaschinen- und Nutzfahrzeughersteller tätigen Lohnfertiger bis zu 40 Prozent Rückgang in Auftragseingang und Umsatz. Dagegen können Zulieferer der Pkw- und Komponentenhersteller nach wie vor Zuwachsraten im oberen einstelligen Bereich verbuchen.
Die Auftragslage ist in den Unternehmen noch überwiegend gut bis sehr gut. Die deutsche Wirtschaft legt ordentliche Zahlen vor. Sogar IFO-Präsident Hans-Werner Sinn, sonst mehr im Lager der eher pessimistischen Auguren beheimatet, erwartet dieses Jahr ein kräftiges Wachstum der deutschen Wirtschaft im Schnitt bei 1,9 Prozent.
Zugegeben: Der Abgasskandal bei VW war durchaus ein Dämpfer – ausgerechnet von einem Aushängeschild der deutschen Industrie hätte man dies so nicht erwartet. Der finanzielle Schaden ist enorm, abgesehen von dem Imageverlust, der nicht nur VW trifft. Es zeigt symptomatisch, wohin kurzfristig orientiertes unternehmerisches Handeln, das sich nur noch an den Quartalszahlen und am kurzfristigen Interesse einer bestimmten Sorte von Aktionären ausrichtet, führen kann. Wenn zu stark auf Kosten der Nachhaltigkeit gespart wird. Auf Kosten der Qualität und der Zulieferer.
Echte Partnerschaft gibt auch dem kleineren Partner Luft zum Atmen. Das lohnt sich langfristig. Es erfordert aber eben auch ein Denken in den Manager-etagen der OEM, das einen längeren Horizont hat als die nächste Bonuszahlung. Und das ist in vielen Unternehmen in der Ära nach Lopez leider oft abhanden gekommen – der Blick für langfristige Ziele und der Blick aufs ganze Unternehmen. Denn zu diesem gehören eben neben der Gruppe der „Shareholder“ eben auch weitere „Stakeholder“. Darunter eben die Mitarbeiter und die Zulieferpartner, aber auch die Kunden, die zu Recht Qualität und die Einhaltung von ethischen Werten erwarten. Verantwortliches Handeln schließt das Wohl dieser Gruppen mit ein. Wer das als Unternehmenslenker nicht berücksichtigt, sägt sich selbst den Ast ab, auf dem er sitzt.
VDMA Präzisionswerkzeuge
„Während die Aussichten im Werkzeugbau für dieses Jahr gut sind, gehen die Hersteller von Zerspanwerkzeugen und Spannzeugen nur von einer geringen Produktionssteigerung für 2016 aus“, erklärt Lothar Horn, Vorsitzender
des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA). Von der 2015 erzielten Rekordproduktion profitierten die Teilbranchen unterschiedlich. Bei den Zerspanwerkzeugen stieg der Umsatz um etwa 1 Prozent, während die Spannzeuge und der Werkzeugbau jeweils um rund 5 Prozent zulegten. Stärkstes Zugpferd für den Werkzeugbau war China. Dort wurden zeitgleich mehrere Karosseriestraßen für verschiedene Fahrzeugmodelle aufgebaut. Doch auch andere wichtige Exportmärkte liefen 2015 gut – beispielsweise die USA, Großbritannien und verschiedene europäische Nachbarländer. Das Russlandgeschäft brach im Gegensatz dazu um rund ein Drittel ein.
Echte partnerschaftliche Zusammenarbeit
Gerade in einer vernetzten Wirtschaft wie der unseren ist eine partnerschaftliche Zusammenarbeit der Akteure ein wichtiger Erfolgsfaktor. Wenn OEM das Produktionswissen immer weiter an die Zulieferer auslagern, wenn die Verantwortung die Zuliefererkette immer weiter nach unten wandert, darf es nicht sein, dass man diejenigen, die jetzt immer mehr Lasten schultern müssen, auch noch um ihre Erträge bringt. Beispiel Automobilindustrie, in der der Druck auf die von den Zulieferern erzielbaren Preise mit am größten ist: Hier zeichnet sich ein Trend ab, dass einige der kreativsten Zulieferer aus der Autoindustrie versuchen, in andere Felder abzuwandern. Gefährlich für die Innovationskraft der deutschen Automotive-Industrie, denn längst kommen neue Ideen und Verbesserungen zum Großteil von den Zulieferern.
Innovationskraft erhalten
Die Zulieferer brauchen ihren Anteil am Kuchen, um sich diese Innovationskraft zu erhalten. Sie müssen sich auch ständig selbst technisch erneuern – einer-seits, um steigende technische Anforderungen zu erfüllen, andererseits, um selbst im weltweiten Wettbewerb auf Dauer bestehen zu können. Das verlangt ständige Investitionen – in die Mitarbeiter und in den Maschinenpark. Aus- und Weiterbildung wird auch in Zukunft ein wichtiges Thema bleiben, denn der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern wird eher noch weiter zunehmen. Die Menschen sind es, die den Unterschied machen. Gute Mitarbeiter zu finden, ans eigene Unternehmen zu binden und sie ständig weiterzuqualifizieren für künftige Aufgabenstellungen ist auch in diesem Jahr eine der großen Herausforderungen. Denn die Mitarbeiter sind die wertvollste Ressource, über die ein Unternehmen verfügt.
VDWF
„Unseren Unternehmen geht es überwiegend gut bis sehr gut – die Auftragsbestände reichen inzwischen bei vielen wieder über ein halbes Jahr und mehr“, erklärt Heiko Semrau, Technischer Geschäftsführer des Verbands Deutscher Werkzeug- und Formenbauer (VDWF). „Dabei boomt es gerade besonders stark im Bereich der Silikonwerkzeuge und bei anderen Exoten. Aber auch Kunststoff läuft gut, die Druckgießer haben auf der Messe Euroguss ebenfalls optimistisch geäußert, und auch die Stanzer und Umformer signalisieren Wachstum.“ Speziell die Kunststoffbranche profitiert im Moment hierzulande stark davon, dass Auftraggeber, die einst in Billiglohnländer abgewandert sind, vermehrt wieder auf Qualität setzen und im deutschsprachigen Raum produzieren lassen. „Unser wichtigstes Kapital sind die sehr gut ausgebildeten Mitarbeiter“, betont Semrau. „Die Gewinnung von Fachkräften und die Aus- und Weiterbildung bleiben auch in diesem Jahr eine der großen Herausforderungen für die Unternehmen. Mit speziell auf die Bedürfnisse der Werkzeugbauer zugeschnittenen Aus- und Weiterbildungsangeboten unterstützt der VDWF hier die Unternehmen der Branche.“
Eine Ressource, die wohlüberlegt eingesetzt werden muss. Dafür ist es auch notwendig, die eigenen Produktionsmittel ständig auf dem aktuellen technischen Stand zu halten. Gerade jetzt, bei guter Auftragslage, ist es Pflicht, sich die Zeit zu nehmen und fällige Investitionen anzugehen. Auch wenn solch eine Maßnahme Kapazitäten bindet, die in der laufenden Produktion „unbedingt“ gebraucht werden. Aber wer auch in naher Zukunft wettbewerbsfähig bleiben will, muss jetzt die Weichen entsprechend stellen: „Wer auf Dauer wettbewerbsfähig bleiben will, sollte kontinuierlich etwa 15 Prozent von seinem Umsatz investieren“, betont etwa Franz Tschacha, Geschäftsführer bei Deckerform in Aichach. „Man muss investieren, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Wenn man erst einmal finanziell mit dem Rücken zur Wand steht, wenn die Aufträge wegbrechen, wenn die Krise da ist – dann ist es zu spät.“