Herr Koll, auf Ihrer Hausausstellung im März haben Sie erstmals das Thema Additive Manufacturing auf einer M80 Millturn präsentiert. Wie haben Sie dieses Verfahren auf der Millturn adaptiert?
Ziel der Integration war, den Laser zu integrieren, ohne die Flexibilität der „Basis“ Millturn einzuschränken. Wesentliches Augenmerk wurde dabei auch auf den automatischen Wechsel der Lasereinheit gelegt. Diese Technologie muss sich ohne manuelle Eingriffe in die Millturn integrieren. Eine besondere Herausforderung dabei ist das Handling der sehr sensiblen und bis zu 20 m langen Lichtleiter, die einen relativ großen Minimalbiegeradius nicht unterschreiten dürfen, da es sonst im Betrieb zum Bruch kommen kann. Nicht weniger wichtig ist natürlich auch die Sicherheitstechnik, neben verschiedenen Hard- und Softwaremaßnahmen mussten natürlich auch die Sichtfenster in der entsprechenden Laserschutzklasse ausgeführt werden. Dies ist an der grünlichen Färbung der Scheiben erkennbar.
Was steckt eigentlich hinter dem eingesetzten Hochleistungslaser?
Es handelt sich um einen 10-kW-Diodenlaser mit einer Wellenlänge von 940 bis 1064 nM, speziell für industrielle Anwendungen konzipiert.
Welche Materialien können verwendet werden?
Bei den verarbeitbaren Werkstoffen gibt es nahezu keine Einschränkungen, alles was mit anderen Schweiß- oder thermischen Beschichtungsverfahren aufgetragen werden kann, ist üblicherweise auch per Laser machbar. Ein großer Vorteil ist auch, dass man verschiedene Werkstoffe mischen kann und dadurch sehr spezielle Eigenschaften erzeugen kann.
Für welche Anwendungsbereiche ist das Verfahren auf der M80 ausgelegt?
Die ausgestellte M80 Millturn ist bewusst sehr flexibel ausgestattet, um alle Möglichkeiten zu zeigen: Schweißen, Härten und Beschichten. Für reelle Kundenanwendungen wird die Maschine natürlich genau auf die Bedürfnisse des Anwenders abgestimmt. Typische Anwendungsgebiete sind etwa das Beschichten von Schnecken, Rotoren, Schraubenspindeln, das Härten von Lagerstellen, Verzahnungen, Dichtringsitzen oder die Reparatur von teuren, beschädigten Werkstücken.
Lässt sich der Hochleistungslaser auch auf andere WFL-Maschinen adaptieren?
Ja, abhängig von der Werkstückgeometrie kann der Laser auch in kleineren oder größeren Maschinen integriert werden.
Wie fügt sich das Thema Additive Manufacturing in das Unternehmenskonzept Komplettbearbeitung und Dreh-Bohr-Fräszentren ein?
Die Lasertechnologie ist ein weiterer Schritt in der Komplettbearbeitungsmaschine. Arbeitsgänge, die bisher ein Ausspannen und externe Prozesse erforderlich gemacht haben, können jetzt im Zuge der Komplettbearbeitung auf der Millturn realisiert werden. Dies bringt nicht nur Vorteile bei der Durchlaufzeit und Prozesssteuerung, sondern auch deutliche Verbesserungen bei der Bauteilqualität und erhebliche Einsparungen beim Rüstaufwand.
Erschließen Sie dadurch neue Zielgruppen beziehungsweise Märkte?
Ja, einige konkrete Anwendungsmöglichkeiten werden bereits mit Interessenten analysiert. Es ist allerdings schwer abzuschätzen, in welchen Branchen sich diese Technologie mittel- beziehungsweise langfristig etabliert. Vielen Konstrukteuren und Fertigungsbetrieben wurden sozusagen „die Augen geöffnet“ und neue bis dato unbekannte Möglichkeiten aufgezeigt. Hier ist ein Denkprozess im Gange, der das zukünftige Potenzial dieser Technologie stark beeinflussen wird.
Kontakt: WFL Millturn Technologies GmbH & Co. KG, www.wfl.at