Hiroshi Shinohara, 
Senior General Manager und Director bei Citizen 
Machinery Co. Ltd.

Hiroshi Shinohara,
Senior General Manager und Director bei Citizen
Machinery Co. Ltd. (Bild: Produktion)

Ltd

Herr Shinohara, was zeichnet die Maschinen von Citizen aus?
Eine besonders hohe Qualität. Natürlich sind auch die Maschinen unserer Wettbewerber nicht schlecht. Aber unsere Maschinen sind besonders haltbar und laufen ohne Probleme zehn Jahre oder noch länger. Die Maschinen unserer Wettbewerber sind nicht so langzeitstabil. Das ist ein wichtiger Punkt. Ein anderes Kriterium ist die Bearbeitungsgeschwindigkeit. Mit Blick auf die Zykluszeiten laufen unsere Maschinen schneller. Einen weiteren Vorteil haben wir, da unsere Maschinen sehr komfortabel in der Handhabung und Bedienbarkeit sind. Auch dabei sind wir unseren Wettbewerbern einen entscheidenden Schritt voraus.

Wie erreichen Sie diese Vorteile?
Um eine besonders hohe Qualität zu erreichen, setzen wir auf eine hohe Eigenfertigungstiefe. Bis auf das Maschinengehäuse machen wir fast alles selbst hier im Haus. Besonderen Wert legen wir auf die Eigenfertigung von wichtigen und Know-how-intensiven Teilen. Wir wollen dieses Wissen bei uns im Haus halten. Ein Beispiel sind die Kugelrollspindeln oder die Maschinenspindel selbst, die wir hier in Japan fertigen. Alles können wir natürlich nicht selbst machen. So setzen wir beispielsweise bei der Blechbearbeitung für die Maschinengehäuse auf Zulieferer.

Sie machen sogar die Kugelrollspindeln selbst?
Die Hälfte produzieren wir selbst, die andere Hälfte beziehen wir von Zulieferern. Eine eigene Fertigung für Kugelrollspindeln betreiben wir seit fünfzehn Jahren. Das ist nicht teurer, als wenn wir sie durch Zulieferer beziehen. Zudem sind wir so unabhängiger. Nach der Krise der Jahre 2008 und 2009 zog die Branchenkonjunktur plötzlich wieder, an und die Zulieferer von Kugelrollspindeln konnten den schlagartigen Bedarf nicht decken. Da erwies es sich als großer Vorteil, dass wir den Bedarf durch unsere eigene Fertigung decken konnten.

Die Blechfertigung machen Sie nicht selbst?
Die Maschinengehäuse kaufen wir zu. Bis vor zwei Jahren haben wir sogar das auch selbst gemacht. Es erwies sich aber als unrentabel. Wir konzentrieren uns auf die Eigenfertigung wichtiger Bauteile.

Ich habe gesehen, dass Führungsbahnen Ihrer Maschinen von Hand geschabt werden. Warum?
Durch die handgeschabten Führungsbahnen erreichen unsere Maschinen höchste Genauigkeit und Festigkeit. Wir setzen dazu auf Schwalbenschwanzführungen, die wir selbst fertigen. Früher haben wir Linearführungen verwendet. Da gab es allerdings Probleme mit der Festigkeit, und bei manchen Bearbeitungen traten Vibrationen auf. Diese Probleme gibt es jetzt nicht mehr. Gerade unsere Miyano-Maschinen brauchen diese hohe Genauigkeit und Festigkeit. Das ist ein sehr wichtiges Kriterium, das für unsere Maschinen spricht. Unser Wettbewerb macht das nicht, der setzt auf normale handelsübliche Linearführungen.

Wie erfolgreich war Citizen in den letzten Jahren auf dem Markt?
Von 2013 auf 2014 erzielten wir ein rekordverdächtiges Wachstum von 24 Prozent. Und wir wollen natürlich weiter wachsen. Unser Ziel ist eine jährliche Wachstumsrate von 10 Prozent. Aber das hängt natürlich von der wirtschaftlichen Gesamtsituation ab. Eigentlich verläuft unsere Branchenkonjunktur ja zyklisch. Der typische Branchenzyklus beträgt vier Jahre. So war es zumindest in der Vergangenheit. Demnach hätte es nach einem Peak im letzten Jahr in diesem Jahr wieder bergab gehen müsssen. Da hat sich also etwas geändert. Wir wissen natürlich nicht, wo es genau hingeht. Aber ich bin optimistisch. Dieses Jahr wird auf jeden Fall für uns und für unsere gesamte Branche ein sehr gutes Jahr.

Sind Ihre Werke also gut ausgelastet?
Ja, unsere Werke in Japan, China, Thailand und den Philippinen produzieren derzeit rund vierhundert Maschinen pro Monat. Derzeit sind unsere Werke aufgrund der guten Auftragslage alle ausgelastet. Von der Arbeitsteilung sieht es so aus, dass wir immer auf eine gute Auslastung unseres Stammwerks hier in Japan achten. Die anderen Werke atmen dagegen und fahren ihre Produktivität nach Bedarf nach oben oder nach unten.

Im Profil

Citizen auf einen Blick

Citizen Machinery Co. Ltd. ist ein Tochterunternehmen der Citizen Holding mit Sitz in Miyota (Präfäktur Nagano). Das Unternehmen beschäftigt 650 Mitarbeiter und produziert Drehmaschinen. Dieses Jahr feierte das Unternehmen seinen 85. Geburtstag und lud dazu rund 1500 Gäste aus aller Welt nach Japan.

 

Gibt es bei den Maschinen je nach Produktionsstandort Unterschiede?
Nein, wir achten weltweit auf einen enorm hohen Qualitätsstandard. Allerdings produziert unser Werk in China ausschließlich für den chinesischen Markt. Maschinen für den europäischen Markt kommen dagegen auch aus unserem Werk in Thailand.

Planen Sie für Ihr Wachstum den Bau neuer Fertigungsstätten?
Nein, wir haben noch einige Kapazitäten in unseren bestehenden Werken. Was die ferne Zukunft bringt, wird sich zeigen.

Wie wichtig ist der europäische und deutsche Markt für Ihr Unternehmen?
Alle Märkte sind für uns gleichermaßen wichtig. In Europa sind besonders unsere hochwertigen Maschinen gefragt, und dieser Markt ist daher sehr anspruchsvoll. Das gilt ganz besonders für den deutschen Markt. Hier wollen und werden wir unsere Verkaufszahlen deutlich steigern.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihrem Werk in China gemacht?
Es ist schon eine Herausforderung, in China ein konstant hohes Qualitätsniveau zu halten. Der Hauptgrund für diese Probleme ist die relativ hohe Fluktuation. Wir schulen unsere Mitarbeiter auch dort sehr intensiv. Das ist zwingend notwendig, um unsere japanischen Qualitätsstandards zu garantieren. Es ist dann natürlich ein Nachteil, wenn diese Mitarbeiter unser Unternehmen nach wenigen Jahren wieder verlassen. Wir haben dazu einen Beauftragten, der einmal im Monat zwischen China und Japan pendelt. Der überprüft die Produktion und die Qualifikation unserer chinesischen Mitarbeiter vor Ort.

„Unsere Maschinen sind besonders haltbar und laufen ohne Probleme zehn Jahre oder noch länger.“

Hiroshi Shinohara

Was sind Ihre wichtigsten Kundenbranchen?
Grundsätzlich ist unser größter Markt die Automobilindustrie. Je nach Region kommen dann die Medizintechnik oder die Hydraulik. Unsere Maschinen der Marke Cincom sind besonders stark in der Medizintechnik vertreten. Die Myano-Maschinen sind stark in der Hydraulikbranche vertreten. Auch Bauteile für die Elektrotechnik und die Luft- und Raumfahrt­industrie werden häufig auf unseren Maschinen gefertigt. Ein Sonderfall ist die Schweiz, wo wir stark in der Uhrenbranche vertreten sind. In Deutschland ist die Automobilbranche unser größtes Kundensegment.

Warum setzen Sie auf ein Händlernetzwerk und keinen Direktvertrieb?
Wir verkaufen zwischen 3000 und 4000 Maschinen pro Jahr. Das können wir nicht selbst machen. Die ganz großen Maschinenhersteller haben es da einfacher, da sie überwiegend Standardmaschinen produzieren. Zudem sind viele unserer Maschinen Sonderlösungen, beispielsweise durch den Anbau von Automatisierungskomponenten. Bei uns wird eine neue Maschine in der Regel erst dem Kunden übergeben, wenn das erste Bauteil darauf gefertigt wurde. Unsere Händler unterstützen und beraten den Kunden vor dem Verkauf und auch wenn die Maschinen im Einsatz sind. Auch bei der Programmierung der Maschine leisten sie Unterstützung und Hilfe. Wir selbst können das alles nicht leisten.

Kontakt:  Citizen Machinery Europe GmbH, www.citizen.de

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