Herr Zecha, als frischgewählter Fachverbandsvorsitzender liegt Ihnen die Stärkung der kleinen und mittelständischen Unternehmen sehr am Herzen. Wie wollen Sie dieses Thema konkret angehen?
In meiner neuen Funktion als Vorsitzender des VDMA-Fachverbands Präzisionswerkzeuge möchte ich mir zuerst einmal einen Überblick verschaffen, wo der größte Bedarf an Unterstützung für den Mittelstand besteht. Sicherlich sind sowohl neue Werkstoffe und Technologien sowie der Facharbeitermangel immer Themen, die man im Auge behalten muss. Besonderes Gewicht und Dringlichkeit aber messe ich dem Bürokratieabbau bei, den auch mein Vorgänger stets angemahnt hat.
"Jetzt werden die Weichen gestellt." Stefan Zecha
Wo sehen Sie in den nächsten Jahren die größten Herausforderungen für die Branche der Präzisionswerkzeughersteller?
Neue Werkstoffe und Technologien bergen Chancen wie Risiken. Wenn Sie nur die aktuellsten Entwicklungen im Bereich der Elektromobilität ansehen, hat das natürlich Auswirkungen auf uns. Bisherige Fertigungsprozesse entfallen, während neue entstehen. Wir müssen uns immer wieder hinterfragen und neu positionieren, um im Markt bestehen zu bleiben. Dazu kommen natürlich auch noch derzeitige politische Situationen und Regelungen, die sich weiter zuspitzen und auf den Handel und die Wirtschaft auswirken.
Wie können sich die deutschen Präzisionswerkzeughersteller aus Ihrer Sicht für die Zukunft rüsten?
Wir befinden wir uns gerade in einer hochspannenden Phase starker Umbrüche. Jetzt werden die Weichen für die Produktion der Zukunft, die Mobilität der Zukunft, die Arbeitsplätze der Zukunft und der Umweltbedingungen der Zukunft gestellt. Genau mit diesen Zukunftsthemen beschäftigen wir uns gemeinsam mit den anderen Mitgliedern im VDMA, von der Digitalisierung über Industrie 4.0 und Nachhaltigkeit bis hin zu Arbeit 4.0. Für die einzelnen Unternehmen ist Unabhängigkeit und Flexibilität wichtiger denn je. Man muss vielseitig aufgestellt sein, um mögliche Schwankungen innerhalb einer Branche oder Region abfangen zu können. Wir haben in Deutschland eine hervorragende Infrastruktur zur Entwicklung neuer Technologien und Werkzeuge. Diese müssen wir konsequent nutzen, damit wir im internationalen Wettbewerb bestehen.
"Die Stärkung der kleineren mittelständischen Unternehmen liegt mir sehr am Herzen." Stefan Zecha, Vorsitzender des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im VDMA
Gibt es vielleicht neue Märkte, in denen sich die Branche künftig behaupten kann?
Natürlich werden sich immer wieder neue, interessante Märkte entwickeln, und solche Chancen darf man als Unternehmer keinesfalls verschlafen. Beispielsweise können sich aus der Abgasdebatte und den daraus resultierenden neuen Technologien bislang ungenutzte und spannende Bereiche ergeben.
Und auch bei der Bearbeitung von modernen oder schwer zerspanbaren Materialien gibt es Fortschritte. Ich denke hier unter anderem an bleifreie Materialien oder neuartige High-Tech-Materialien, die weitere Anwendungspotenziale schaffen.
Wie ist Ihr eigenes Unternehmen, die Zecha Hartmetall-Werkzeugfabrikation GmbH, aufgestellt? Haben Sie schon Weichenstellungen vorgenommen?
Bereits mein Vater hat uns ins Stammbuch geschrieben, dass Zecha auf mehr als einem Bein stehen muss. Deshalb sind wir in sehr verschiedenen Branchen und Anwendungsbereichen präsent. Aufgrund der konsequenten Ausrichtung auf Mikropräzisionswerkzeuge befassen wir uns seit jeher mit Nischen, die ein spezielles Fachwissen benötigen. Dazu kommt die einfache Regel „kein Kunde größer zehn Prozent“, das hat sich in den letzten Jahren mehr als bewährt. Außerdem haben wir tatsächlich schon die ersten Weichen für die nächste Generation gestellt. Eine Tochter meines Geschäftspartners Reiner Kirschner sowie mein Sohn sind bereits in der Firma eingebunden. vg