Herr Federer, Herr Schmid, mit Numroto wurde vor 26 Jahren eine solide Basis für das Werkzeugschleifen geschaffen. Was macht die Software heute so erfolgreich?
Schmid: Wir verfügen über ein kompetentes Entwicklungsteam mit langjähriger Erfahrung im Erstellen von Werkzeugschleifsoftware. Viele Entwickler sind seit 20 bis 26 Jahren Teil des Numroto-Entwicklungsteams. Das Know-how dieses Teams basiert auf längjähriger intensiver Zusammenarbeit mit Maschinenherstellern und Endkunden. Die Mitglieder des Kernteams schleifen selbst oft auf Werkzeugschleifmaschinen und kennen somit den Schleifprozess sehr genau.
Diese Software ist ja auf sehr vielen unterschiedlichen Maschinen installiert. Was bedeutet das für Num?
Schmid: Für uns ist das ideal, weil Numroto viele verschiedene Maschinenmodelle unterstützt und wir mit unterschiedlichsten Maschinenherstellern zusammenarbeiten, muss Numroto sehr vielfältige Anforderungen unterstützen. Dies hat zur Folge, dass wir die Software von vornherein extrem vielseitig ausgelegt haben. Sie ist so gestaltet, dass fast alle nur erdenklichen Schleifstrategien unterstützt werden. Die Software läuft sehr zuverlässig und robust dank optimierten Entwicklungsprozessen und ausgedehnten Testphasen.
Wo kommt die Software zum Einsatz?
Federer: Numrotoplus ist ein Gesamtpaket, das alle Anforderungen rund um das Werkzeugschleifen abdeckt. Dies sind zum Beispiel Werkzeuge herstellen, Werkzeuge nachschärfen, Werkzeuge mit dem Taster vor oder während dem Schleifen ausmessen, Scheiben tasten und abrichten oder Formscheiben berechnen. Mit dieser Software lassen sich Vorschübe optimal auswählen, sie kommuniziert aber auch nach außen. So gibt es etwa eine Werkzeuglader-Programmierung für automatische Fertigung, eine Datenschnittstelle zu Messmaschinen und externen Systemen, eine automatische Zeichnungserstellung und vieles mehr.
… auch Möglichkeiten zur Simulation?
Federer: Aber ja! Mit der Integration der 3D-Werkstücksimulation mit Animation des Schleifprozesses und der Kollisions-Überwachung mit 3D-Maschinensimulation in die Numroto-Software haben wir eine durchgängige Gesamtlösung mit hohem Funktionsumfang und Bedienkomfort geschaffen. Zusätzlich zur altbekannten 2D-Simulation kann Numrotoplus auch mit der integrierten Numroto-3D-Software erweitert werden. Diese Software ermöglicht, wie die 2D-Simulation, eine maßstabsgetreue Simulation des kompletten Werkzeugs. Schließlich können auch die beste Software und der erfahrenste Schleifer eine Kollision beim Schleifen nicht immer verhindern. Eine nicht im Eingriff stehende Scheibe, der Spindeldorn oder montierte Zusatzgeräte wie der Reitstock oder eine Unterstützung können die Ursache für eine Kollision sein. Um dies zu verhindern verfügt Numroto zusammen mit Numroto-3D über eine integrierte und auf Wunsch auch vollautomatische Kollisionsprüfung.
Auf einen Blick
Numroto Draw: Automatische Produktdokumentation
Numroto ist mit über 3000 Systemen auf dem Markt sehr verbreitet. Auf diesen Systemen sind viele Millionen Werkzeugdatensätze abgespeichert. Numroto Draw ermöglicht sowohl für bestehende als auch für neue Werkzeuge eine einheitliche und wirklichkeitsgetreue Produktdokumentation. Diese wird weitgehend automatisch erzeugt, wodurch sich Zeit und Kosten einsparen lassen.
Alles begann mit dem Paket Num 760 – und dem ersten Entwicklungspartner Strausak. Wie sieht das heute aus?
Schmid: Wir arbeiten seit 1987 sehr gut und vor allem auch sehr vertrauensvoll mit Strausak zusammen. Mit den Jahren kamen indes auch noch andere Maschinenhersteller hinzu. Inzwischen kooperieren wir seit vielen Jahren unter anderem mit den Unternehmen Saacke, Ewag, UWS, Hawema, Star Cutter, Deckel, Zaro, Farman, TTB und Kennametal Widia, im vergangenen Jahr kam noch Paragon hinzu. Auf rund 40 verschiedenen Maschinentypen von 15 namhaften internationalen Herstellern steht Numroto in 50 Ländern im Einsatz – das ist in der Branche einzigartig. All diese Partner arbeiten erfolgreich mit uns zusammen und liefern jedes Jahr viele hundert Werkzeugschleifmaschinen mit Numroto-Software aus.
Konkret: Wie eng sieht diese Zusammenarbeit denn aus?
Schmid: Num liefert im Bereich Werkzeugschleifen ein Komplettpaket. Im Einzelnen umfasst dieses Paket das Programmiersystem Numrotoplus, die Num-CNC-Steuerung für fünf und mehr Achsen, die Num-Antriebsmotoren und -Achsverstärker und deren optimale Einstellung. Darüber hinaus übernehmen wir innerhalb dieser Zusammenarbeit auch die Erstellung und Wartung des SPS-Programmes nach Anwenderanforderungen, auf Wunsch auch den Bau des kompletten Elektroschrankes. Darüber hinaus übernehmen wir auch Anpassungen der Numroto-Software an anwenderspezifische Werkzeuglader, Taster, Abrichteinheiten und Ähnliches. Selbstverständlich bieten wir auch die umfassende Schulung von Anwendern an der Werkzeugschleifmaschine sowie auch Beratung von Personal an, das Werkzeuge entwickelt.
Werden in absehbarer Zeit neue Partner folgen?
Federer: Der Markt ist heute aus unserer Sicht weitgehend abgedeckt, und die Maschinenanbieter sind bekannt. Sollte ein weiterer Maschinenhersteller anklopfen, würden wir die Möglichkeit einer Zusammenarbeit nach strategischen und technischen Gesichtspunkten sicher prüfen.
Haben Sie auch Standards für das Werkzeugschleifen geschaffen?
Federer: Nun, Herr Gutmayr, ich denke, wir können mit gesundem Selbstbewusstsein sagen: Numroto selbst ist der Standard im Werkzeugschleifen, da nur mit Numrotoplus geschliffene Werkzeuge praktisch ohne Anpassungen auf einer Vielzahl von unterschiedlichen Schleifmaschinen geschliffen werden können. Zusammen mit unseren Partnern ist ein Produktionsmittel entstanden, wie es dies in anderen Branchen bis heute noch nicht gibt. Wir dürfen viele Anwender bedienen, welche diesen Vorteil für sich voll ausschöpfen können und sich damit einen echten Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Mit welchen neuen Features werden Sie uns dieses Jahr überraschen?
Schmid: Wir werden das Softwarepaket kontinuierlich weiterentwickeln. Die neuen Features und Verbesserungen werden sich dabei klar am aktuellen Markt orientieren und kurzfristig realisiert werden. Unsere Entwicklungsabteilung haben wir in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut. Es ist natürlich in unserem Bestreben, die Wünsche unserer Anwender mit Weiterentwicklungen abzudecken.
Bleibt angesichts immer weiterer Funktionen nicht die einfache Bedienbarkeit der Software auf der Strecke?
Schmid: Nein, das Bedienkonzept ist klar strukturiert. Und die grundlegenden Funktionen bleiben einfach erreichbar. Wer aber seine Maschinen ausreizen möchte, der kann auf eine breite, aber durchdachte Palette an unterschiedlichen Funktionen zurückgreifen. Die Bedienoberfläche unterstützt intuitives Arbeiten. Sie hält sich an den Windows-Standard, so dass kein Umdenken gegenüber anderen Windows-Programmen notwendig ist. Trotzdem: Da der Funktionsumfang permanent zunimmt, bekommt das Thema Ausbildung und Schulung eine immer wichtigere Bedeutung. Schließlich wollen die Anwender ihre Maschine ja auch optimal nutzen können.
Was ist derzeit noch Entwicklungsschwerpunkt?
Federer: Im Moment beschäftigen wir uns auch mit Netzwerk-Anbindungen – ein Bereich, in dem wir schon seit längerer Zeit eine werkstatttaugliche Lösung anbieten. Parallel dazu entstehen hier aber immer öfters auch spezifische Anwenderlösungen. Weiterentwicklungen finden kontinuierlich in allen Fachbereichen statt und dienen interessanterweise oft sehr unterschiedlichen Zwecken.
Was kommt nach Numroto Draw – was haben Sie in der Pipeline?
Schmid: Längerfristige Entwicklungen sind bei uns natürlich in Arbeit. Aber ich bitte um Vertändnis, dass wir das Geheimnis noch eine Weile wahren möchten und dazu heute noch keine Aussage machen wollen.