Das Thema Energieeffizienz hat sich Ihr Unternehmen auf die Fahnen geschrieben. Wie definiert sich der ganzheitliche Ansatz konkret in den aktuellen Entwicklungen Ihres Unternehmens?
Die G-Module in den verschiedenen Baugrößen in der Ausführung „Systemgeschäft“ für die Automobilindustrie wie auch die „Universalmaschinen“ für einen weiten Anwendungsbereich können bei Grob in komplett hydraulikfreier Ausführung konfiguriert werden. Hierbei werden sämtliche Achsbewegungen sowie die Werkstückspannungen und Werkzeugspannungen in der Motorspindel durch elektromechanische Servoantriebe und hochpräzise Spezialgetriebe realisiert. Das System der vollhydraulikfreien Maschine wurde in den letzten Jahren durch Weiterentwicklungen und Verbesserungen deutlich perfektioniert.
Mit der Vorstellung der ersten hydraulikfreien Werkzeugmaschine G350 auf der Messe AMB vor fünf Jahren hat Grob für Aufsehen gesorgt. Wo steht Grob aktuell beim Thema vollelektrische Maschine?
Grob hat die Entwicklungen der vollelektrischen Maschine seit der AMB 2010 weiter vorangetrieben. Die vollelektrische Maschine ist in vielen Funktionen gegenüber der hydraulischen Maschine im Vorteil. Vorteile, die vor allem die Automobilindustrie schätzt. Aber auch andere Bereiche sind an der neuen Technologie sehr interessiert.
Vollelektrisch heißt auch hydraulikfrei Werkstückspannen und Werkzeugspannen. Lässt sich dieses Konzept auch auf die Großserienfertigung übertragen?
Wir haben bereits mehrere Anlagen für die Automobilindustrie, zum Beispiel Zylinderkopfanlagen in komplett hydraulikfreier Ausführung geliefert. Diese Anlagen laufen bereits unter harten Produktionsbedingungen in unterschiedlichsten Motorenwerken und zeigen auch dort ihre Vorteile und Stärken.
Konkret Herr Wankmiller: Welchen Nutzen bietet „vollelektrisch“ dem Anwender?
Die vollelektrische Maschine ist in den Spannabläufen und im Werkzeugwechsel schneller als die hydraulische Maschine. Ebenso ist die Energieeffizienz der vollelektrischen Maschine deutlich besser als die der hydraulischen Maschine.
Lassen sich die Einsparpotenziale im Vergleich zu einer konventionell mit Hydraulikaggregaten ausgestatten Maschine in Euro und Cent darstellen?
Die Energieeffizienz der vollelektrischen Maschine gegenüber der hydraulischen Maschine ist im Gesamtenergieverbrauch um etwa drei Prozent besser. Dies kann auf eine jährliche Einsparung gerechnet werden oder wie häufig, auf die Stückkosten eines Werkstückes, wie zum Beispiel Zylinderkopf- oder Zylinderkurbelgehäuse.
Apropos Kosten: Muss der Kunde für eine hydraulikfreie Werkzeugmaschine tiefer in die Tasche greifen?
Die Investitionskosten für eine vollelektrische Maschine sind nur sehr geringfügig höher als bei einer hydraulischen Maschine. Dies begründet sich vorwiegend in der deutlich komplexeren Technik der Grob-Motorspindel.
Das Thema „Green Machine“ stand auf der Messe „Jimtof 2006“ in Japan bereits im Fokus. Warum hinken die deutschen Werkzeugmaschinenhersteller mit Ihren Entwicklungen zur Energieeffizienz hinterher?
Aus unserer Sicht sind wir oder allgemein die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie gegenüber den Japanern in der Entwicklung nicht langsamer oder in der technischen Perfektion an zweiter Stelle. Vielmehr sind es immer wieder die deutschen Werkzeugmaschinenhersteller, die in punkto Innovation und neuer Technologie eine Vorreiterrolle im weltweiten Werkzeugmaschinenmarkt einnehmen.
Wie würden Sie den Anteil an vollelektrischen Werkzeugmaschinen in zehn Jahren einschätzen?
Die Bedeutung der Energieeinsparmaßnahmen und der Energieeffizienz von Maschinen und Produktionsanlagen wird in den nächsten Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Deshalb wird auch die vollelektrische Werkzeugmaschine zukünftig am Weltmarkt ihre Berechtigung haben und einen Marktanteil besitzen.