Götz Görisch, VDW

"Erste Produkte im kommenden Jahr", Götz Görisch, er verantwortet beim VDW den Bereich Digitization and Industry 4.0 und ist Chairman der Joint Working Group umati. - (Bild: VDW)

Warum haben die Unternehmen und der VDW umati initiiert?
Nach einem Workshop im VDW rund um die Themen Industrie 4.0, der Anfang 2017 stattfand, wurde deutlich, dass sich in der Standardisierung einiges tat. Nach einer Marktsondierung wurde jedoch auch klar, dass für die Werkzeugmaschinenbranche von dem Vorhandenen nichts nutzbar war. Mitunter wurden bereits zwischen Werkzeugmaschinenherstellern und Kunden aus der Automobilindustrie Standards vereinbart, aber eben nur bilateral. Daher flossen sehr viele Ressourcen in den Unternehmen in die Entwicklung und Pflege der verschiedenen Kundenimplementierungen. Diese soll die globale Schnittstelle umati ablösen und so auch Kapazitäten für die Entwicklung neuer Funktion mit Kundennutzen schaffen.

Warum wird auf OPC UA als Kommunikationsstandard gesetzt?
Diese Frage wurde in den ersten Projektmonaten im Jahr 2017 sehr intensiv besprochen und untersucht. In den vergangenen zwei bis drei Jahren hat OPC UA einen regelrechten Boom erfahren und ist zum Quasistandard in der industriellen Kommunikation geworden. Dabei baut OPC UA auf Internettechnologien und Protokollen auf. Grundlegend wird damit spezifiziert, wie kommuniziert wird. Gleichzeitig lässt sich mit branchenspezifischem Know-how in Begleitspezifikationen, sogenannten Companion Specifications, festlegen, was im Detail kommuniziert wird. Das heißt: Es wird mit den Specifications eine Art branchenspezifisches Wörterbuch vermittelt.

Warum erfolgt keine Normung bei anderen Organisationen wie ISO oder IEC?
OPC UA ist als zugrundeliegende Spezifikation bereits eine IEC-Norm (IEC 62541), also eine von der International Electrotechnical Commission (IEC) publizierte Norm. Die Begleitspezifikationen sind dabei derzeit noch so entwicklungsintensiv und werden schnell gebraucht, dass hier die klassische Normung nicht passend ist. Sobald sich die Companion Specifications stabilisiert haben, sollen sie langfristig in IEC/ISO-Normen übernommen werden. Der VDW ist hier bereits im ISO/TC 184 vorbereitend aktiv – einem Gremium bei ISO, das auf dem Gebiet Automatisierungssysteme und Integration normiert. Mit OPC UA sind die Grund-Implementierungen mit entsprechenden Tools bereits vorhanden, bei einem normalen Normungsprozess mit drei bis fünf Jahren Laufzeit hat man am Ende noch keine Implementierungen mit entsprechenden Tools.

"Realistisch für das Erscheinen von umati ist Anfang 2020." Götz Görisch, VDW

Wann soll der Standard fertig sein?
Wenn es nach mir ginge, noch in diesem Jahr. Allerdings haben wir noch eine Menge Abstimmungsarbeit vor uns und gleichzeitig nach Einreichung des Release Candidates bei der OPC Foundation Fristen für Kommentierung und Einsprüche zu berücksichtigen. Realistisch für die Erscheinung ist daher Anfang 2020. Was nicht bedeutet, dass nicht schon erste Implementierung eingesetzt werden können. Allerdings immer vor dem Hintergrund, dass zukünftig noch Anpassungen stattfinden können und müssen.

Wann ist mit Produkten zu rechnen?
Ich gehe fest davon aus, dass die Werkzeugmaschinenhersteller mit ihren Entwicklungskunden schon erste konkrete Pilot-Umsetzungen auf der EMO Hannover besprochen haben. Die Lieferfristen werden dazu aber sicher ins kommende Jahr reichen. Gleichzeitig müssen die notwendigen Voraussetzungen durch das umati-Projekt für Testing und Zertifizierung geleistet werden – mit Blick auf eine verlässliche Qualität. Und nicht zuletzt muss das umati-Produkt für Werkzeugmaschinen und Softwareprodukte noch final beschrieben werden. Vor diesem Hintergrund gehe ich von ersten Produkten im kommenden Jahr aus. vg

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