Herr Friedrichs, am 29. November 1999 haben Sie die Arno Friedrichs Hartmetall GmbH gegründet. Was war Ihre Intention – was ist das Besondere an den innenliegenden Kühlkanälen von AFC?
Von 1992 bis 1999 habe ich in der Firma (Konrad Friedrichs KG) meines Vaters gearbeitet. Er hat mir als Tüftler schon immer viele Freiheiten gelassen, ein Kühlkanalprodukt zu entwickeln. Daraus resultierte das erste Patent mit einer drehenden Düse und einem Fahrradkettenantrieb, der den Stab während des Auspressens rotieren ließ, und zwei fest eingebauten Fäden, welche die Kühlkanäle darstellten. Mit meiner neuen, innovativen Idee für verdrallte Kühlkanäle machte ich mich 1999 selbständig und gründete die Arno Friedrichs Hartmetall GmbH & Co. KG in Mainleus. Das Produkt war ein komplett gerader, ausgepresster Stab mit Kühlkanälen. Man konnte die Stabgeometrie sowie zugehörige Toleranzen sehr präzise einstellen, und es wurde nachträglich, außerhalb des Extruders verdrallt. Diese Methode wurde bis heute kontinuierlich weiterentwickelt. Hinzu kommen unsere hochqualitativen Hartmetallsorten. Dies in Kombination war ein bahnbrechendes Alleinstellungsmerkmal und unsere Kunden konnten so leistungsfähigere Werkzeuge hervorbringen.
Bereits ein Jahr nach der Gründung haben Sie das erste Patent angemeldet. Wie viele Patente sind in den 20 Jahren dazu gekommen?
Diese innovative Idee für spiralisierte Kühlkanäle meldete ich 1999 zum Patent an. Neben den Weiterentwicklungen in diesem Bereich, kamen noch zahlreiche weitere Patente rund um den Werkstoff Hartmetall. Unter anderem Kühlkanäle in Sägeblättern, ein Rohling für medizinische Implantat- und Knochenbohrer sowie eine Vielzahl von Rohlingsformen mit innenliegenden Kühlkanälen, die wiederum erst Patentanmeldungen unserer Kunden ermöglichten. Der stete Gedankenaustausch mit unseren Kunden, gegenseitige Denkanstöße sind uns als Lösungspartner enorm wichtig. Weltweit haben wir über 50 Patentanmeldungen, die das technologische Fundament unserer Firma widerspiegeln. Ziel war es immer, individuelle Hartmetallrohlinge für Hochleistungswerkzeuge zu entwickeln, welches von einem kreativen, hochqualifizierten und motivierten Team umgesetzt wurde.
"Schneidwerkzeuge stehen im Fokus." Arno Friedrichs
Wie sieht Ihr aktuelles Leistungsangebot rund um Hartmetallstäbe aus?
Unser Schwerpunkt sind Hartmetallrohlinge als Rundstäbe und Formrohlinge mit Kühlkanälen für die Werkzeugindustrie. Als Besonderheit liefern wir etwa Kleinstbohrerrohlinge mit hochpräziser Kühlkanalhelix oder auch Bohrerrohlinge mit Kühlkanalform nach Kundenwunsch. Die Spezialisierung auf Schneidwerkzeuge bedingt dann auch unsere speziell entwickelten Substrate für hochfeste Schneidkanten und spezifische Beschichtungen.
Mit über 200 Mitarbeitern ist AFC heute zu einem der bedeutendsten Unternehmen im Bereich Hartmetallstäbe avanciert. Wird Ihr Unternehmen künftig noch wachsen?
Wir hatten in den letzten 20 Jahren eine wunderbare Entwicklung und stehen heute mit 200 Mitarbeitern, alle gut ausgebildet in ihren Bereichen, da. Wachstum ist immer auch eine Frage des Risikos. Wir kommen direkt vom innovativen Produkt, durch das immer wieder neue Werkzeuggenerationen möglich wurden und sind generisch gesund gewachsen. Unser Wachstum hat in den letzten Jahren stark im Ausbau unserer eigenen Centerless-Schleiferei stattgefunden. Wir verkaufen die Stäbe nicht mehr nur sinterroh aus dem HIP-Ofen, sondern wir haben aktuell über 20 Spitzenlosschleifmaschinen. Hier verantworten wir die Geradheit, die Rundheit und die Oberflächengüte der Rohlinge. Fast 60 Prozent unseres Ausstoßes verkaufen wir so mit höherer Fertigungstiefe. Wir verlieren aber nie aus den Augen, dass wir von Innovationen leben und sind ständig dabei, mit kreativen Werkzeugherstellern neue Produkte zu entwickeln oder bestehende Produkte zu verbessern. Die Tatsache, dass wir uns als reiner Rohlingshersteller nicht im Werkzeugsegment bewegen, ist vertrauensbildende Maßnahme aus Überzeugung.
Was würden Sie heute anders oder besser machen, wenn Sie die 20 Jahre Revue passieren lassen?
Man kann rückblickend stets feststellen, da ginge noch was. Aber wir haben mit der uns eigenen Art, wie wir es gemacht haben, auch immer viel Freude an der Arbeit gehabt. Wir haben mit Mitarbeitern und Kunden viele Erfolge gefeiert und uns von der Finanzkrise 2008 nicht einschüchtern lassen und gelernt, mit wirtschaftlichen Schwankungen des Marktes umzugehen. nh