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01. Sep. 2025 | 07:43 Uhr | von Redaktion "Fertigung"

Smarter Schub für die Fertigung

Assistenzsysteme und KI schaffen Freiräume in der Produktion

Künstliche Intelligenz trifft Produktionsalltag: Wenn Assistenzsysteme Wissen häppchenweise vermitteln, Bedienfehler vermeiden und Fachkräfte entlasten, entsteht ein neuer Arbeitsalltag – digital, adaptiv und überraschend menschlich.

Assistenzsysteme und Künstliche Intelligenz erleichtern den Produktionsalltag enorm. Die Trends für die Fertigungsindustrie sind auf der diesjährigen EMO in Hannover zu sehen. Sie können die Attraktivität von Jobs in der Produktion erhöhen.

Assistenzsysteme und Künstliche Intelligenz erleichtern den Produktionsalltag enorm. Die Trends für die Fertigungsindustrie sind auf der diesjährigen EMO in Hannover zu sehen. Sie können die Attraktivität von Jobs in der Produktion erhöhen. (Bild: Panuwat - stock.adobe.com)

Was steckt hinter dem Trend zu smarten Assistenzsystemen?

Automatisierung, KI und Digitalisierung galten lange als Hebel zur Rationalisierung. Doch der Blick auf moderne Assistenzsysteme offenbart ein deutlich anderes Narrativ: Nicht der Mensch wird ersetzt – er wird befähigt. Die digitale Unterstützung am Arbeitsplatz macht Wissen zugänglich, Prozesse sicherer und senkt die Einstiegshürden – auch für Quereinsteiger oder angelernte Kräfte.

Der Fokus liegt auf Entlastung und Effizienz: Systeme, die den Menschen durch die Produktion begleiten, Entscheidungen vorbereiten, Abläufe visualisieren und Fehlerquellen entschärfen, sind nicht mehr nur Pilotprojekte – sie werden zum Standard.

Der Fachkräftemangel bremst gegenwärtig viele Unternehmen aus, weltweit. Nach Erhebungen des Münchner ifo-Instituts klagt allein in Deutschland fast jedes dritte Unternehmen darüber, dass es nicht genug Fachkräfte findet. Die Gründe sind vielschichtig und nicht nur am demografischen Wandel festzumachen. „Oft fehlt nicht nur Personal, sondern Effizienz“, stellt Michael Daniel, CEO der Datron AG fest und betont: „Als Maschinenbauer sehen wir uns in der Verantwortung, genau hier Lösungen anzubieten.“ Moderne Maschinen, Automatisierung und digitale Assistenzsysteme ermöglichen es laut Daniel, mit weniger Personal mehr zu erreichen – und das bei gleichzeitig höherer Qualität und geringerer Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Schritt für Schritt durch den Prozess

Maschinenhersteller zeigen auf der EMO Hannover 2025, wie einfach Hochtechnologie zu bedienen sein kann. Bei der Datron next Maschinensteuerung unterstützt eine Kamera, die in der Z-Achse eingebaut ist, den Bediener beim Vermessen. Dieser zieht, wie auf dem Smartphone, einfach die Geometrie auf dem übertragenen Bild mit Ankerpunkten auf.
Maschinenhersteller zeigen auf der EMO Hannover 2025, wie einfach Hochtechnologie zu bedienen sein kann. Bei der Datron next Maschinensteuerung unterstützt eine Kamera, die in der Z-Achse eingebaut ist, den Bediener beim Vermessen. Dieser zieht, wie auf dem Smartphone, einfach die Geometrie auf dem übertragenen Bild mit Ankerpunkten auf. (Bild: Datron AG)

Die Maschinen von Datron setzen auf:

  • Adaptive Regelung
  • Integrierte Sensorik
  • Intuitive Bedienoberflächen
  • Digitalisierte Workflows

Das Ziel: Auch weniger erfahrene Mitarbeitende erzielen hochpräzise Ergebnisse, und das bei reduziertem Schulungsaufwand. Gleichzeitig setzt das Unternehmen auf Assistenzfunktionen, die Schritt für Schritt durch Prozesse führen, Fehler vermeiden helfen und den Schulungsaufwand senken. Ein weiterer Fokus liegt auf der Digitalisierung des Workflows, so der Datron-Chef. Von der CAM-Programmierung bis zur Maschinenrückmeldung entstehe so ein durchgängiger Datenfluss, der Transparenz schafft und Optimierungspotenziale aufzeigt – etwa bei Rüstzeiten, Energieverbrauch oder Wartungszyklus. „Wir setzen auf Technologie, die sich am Nutzer orientiert, nicht nur um der Technik willen, sondern um echte Entlastung und Effizienz zu schaffen“, so Michael Daniel.

Michael Daniel, CEO Datron AG
Zitat

„Gerade im technischen Umfeld ist es wichtig, am Puls der Zeit zu bleiben. Deshalb fördern wir gezielt Programmen, sondern mit individuellen Entwicklungspfaden, die sich an den
Stärken und Interessen der Menschen orientieren.“

Michael Daniel | CEO der Datron AG
(Bild: Datron AG)

Trainer-KI für individuelle Arbeitshilfen

Als Mitbegründerin der Firma Augmented Industries fokussiert sich CEO Dr. Elisa Roth auf den Einsatz Künstlicher Intelligenz für ein individuelles Werkerassistenzsystem, das sich arbeitsbegleitend direkt in Produktion und Service einsetzen lässt. Entsprechend den betrieblichen Voraussetzungen kann es mit vielen Endgeräten, ob Touchscreen, PC, Smartphone oder Tablet genutzt werden. Die KI wird mit unternehmens- und prozessrelevanten Informationen gefüttert. Sie kann digitale Schritt-für-Schritt-Anleitungen erstellen und Fragen beantworten und hilft so dabei, Hemmschwellen abzubauen. „Wir konnten feststellen, dass es vielen Beschäftigten leichter fällt, die KI zu befragen als gegenüber Vorgesetzten oder Kollegen womöglich Wissenslücken zu offenbaren“, so Roth.

An digitaler Unterstützung führt kein Weg vorbei

In der Aus- und Weiterbildung gehe der Trend eindeutig zu digitalen Lösungen, sagt die Expertin, weil sich Unternehmen Abwesenheitszeiten wegen einer Weiterbildung immer seltener leisten könnten. Auch fehle es vor allem an guten Trainern, sodass an digitaler Unterstützung kein Weg vorbei führt. In der Produktion, wo rund 70 Prozent des geforderten Wissens produkt- und prozessspezifisch sei, helfe aber kein Schulungsmaterial von der Stange. Der Vorteil der Trainer-KI sei, dass alle Informationen ausschließlich aus dem Unternehmen selbst stammen und sich didaktisch aufbereiten lassen. So macht die KI schon mal aus einer 100 Seiten umfassenden Arbeitsanweisung lauter kleine so genannte Wissens-Nuggets, die jeweils nicht länger als drei bis fünf Minuten dauern, damit sie auch behalten werden.

Bis 2030 rund eine Million Fachkräfte qualifizieren

„In der Aus- und Weiterbildung geht der Trend eindeutig zu digitalen Lösungen“, stellt Dr. Elisa Roth, CEO von Augmented Industries, fest.
„In der Aus- und Weiterbildung geht der Trend eindeutig zu digitalen Lösungen“, stellt Dr. Elisa Roth, CEO von Augmented Industries, fest. (Bild: Augmented Industries)

Inhalte lassen sich schon mal als Schritt-für-Schritt Anweisung, Quiz, Multiple-Choice-Frage oder SwipeInteraktion (Wischgesten) aufbereiten und vom jeweiligen Produktions- oder Serviceverantwortlichen ohne externe Hilfe einfach aufsetzen. Zusätzlicher Vorteil für das Qualifikations-Management: Das System merkt sich, wer welche Schulungen bereits durchlaufen hat, weist individualisiert Inhalte zu und kann Hinweise geben, wer qualifiziert ist und sich entsprechend für einen Arbeitsplatz oder einen Serviceauftrag einsetzen lässt. Diese automatisierte Qualifikationsmatrix erspare Meistern und Teamleitern zusätzlich Pflegeaufwand im Rahmen der ISO9001 Auditierung.

Augmented Industries entwickelte mehr als zwei Jahre an ihren menschzentrierten KI-Agenten, so Dr. Roth, einschließlich, aller Sicherheitsmechanismen und der Berücksichtigung relevanter Compliance-Regeln. Inzwischen zählen Unternehmen wie Siemens, BMW und ZF zu den Kunden, die Ziele klingen ambitioniert: „Bis 2030“, sagt Roth, „wollen wir rund eine Million Fachkräfte qualifizieren.“ Die Präsenz auf der EMO 2025 diene auch dazu, Trends in der Produktionstechnologie zu erkunden und dadurch weitere Erkenntnisse für Schulungsthemen zu gewinnen.

Was leistet die EMO Hannover 2025 für Bildung und Qualifikation?

Die Sonderschau Bildung auf der EMO Hannover 2025 beweist: Schulung ist längst nicht mehr Kür, sondern Pflicht. Von KI in der Ausbildung bis zu neuen Lernwelten – hier dreht sich alles um Future Skills. In Vorträgen, Talks und Best Practices zeigt sich, wie stark Bildung zur Wettbewerbsfähigkeit beiträgt.

Unternehmen werden dort nicht nur mit neuen Technologien konfrontiert, sondern erhalten Impulse für strukturiertes Qualifikationsmanagement. Das ist dringend notwendig – nicht nur, um junge Talente zu gewinnen, sondern um erfahrene Fachkräfte im Betrieb zu halten und neu auszurichten.

EMO Hannover
(Bild: VDW)

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