Grundlage für die Einschätzung sind die internationale Industrieproduktion und die globale Werkzeugmaschinennachfrage, die sich laut Oxford Economics, Prognosepartner des VDW, gut entwickeln sollen. Gestützt wird die Prognose auch durch das dicke Auftragspolster aus 2016. Bis November stiegen die Aufträge der deutschen Hersteller um 7 Prozent, getrieben durch das Ausland. Die Inlandsbestellungen verharrten auf gutem Vorjahresniveau. Insgesamt profitiert die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie vor allem vom großvolumigen und automobilgetriebenen Projektgeschäft weltweit.
2016 abermals Rekordproduktion
Die VDW-Prognose setzt auf dem Rekordjahr 2016 auf. Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie produzierte Maschinen im Wert von 15,2 Mrd. Euro, was einer Steigerung von rd. 1 Prozent entspricht. „Damit erreichte unsere Branche abermals einen Produktionsrekord“, erklärt Prokop.
Mit einer Exportquote von 66 Prozent sanken die Ausfuhren um 3 Prozent auf nunmehr rd. 9,1 Mrd. Euro. Dies lässt sich mit der ausgeprägten Nachfragedämpfung in China erklären. China bleibt dennoch wichtigster Absatzmarkt deutscher Werkzeugmaschinen. Nahezu ein Fünftel ging auch 2016 in das Reich der Mitte.
2016 waren im Jahresdurchschnitt 69 000 Frauen und Männer in der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie beschäftigt. Die Kapazitätsauslastung in Deutschland lag im Jahresdurchschnitt mit 88 Prozent auf Vorjahresniveau. Der Auftragsbestand lag mit 6,9 Monaten leicht über dem Wert 2015.
Deutsche Hersteller wieder Exportweltmeister
Auch im internationalen Wettbewerb sind deutsche Werkzeugmaschinenhersteller weiterhin Spitze. 2016 ist es gelungen, mit deutlichem Abstand Exportweltmeister vor Japan zu werden. Die Hersteller erzielten ohne Teile und Zubehör ein Exportergebnis von 7,6 Mrd. Euro. Der Vorjahresmeister Japan musste herbe Verluste von mehr als einem Fünftel auf 6,3 Mrd. Euro verkraften. Grund für den japanischen Einbruch ist die Schwäche des asiatischen Absatzmarktes.
Auch in der Produktion gehört Deutschland weltweit zur Spitzengruppe. Nach vorläufigen Zahlen liegt Japan mit einem Minus von 5 Prozent und 11,4 Mrd. Euro nur knapp vor Deutschland mit 11,25 Mrd. Euro. Unangefochtener Spit-zenreiter in der Produktion ist und bleibt China mit 16,5 Mrd. Euro.
Technologische Trends bieten Chancen
„2017 ist geprägt von vielen Herausforderungen, die Chancen bieten, neue Wettbewerbsvorteile zu generieren und unser Angebotsportfolio auszubauen“, erklärt Prokop. Das gelte vor allem im Bereich der digital vernetzten Produktion und den Lösungen für Industrie 4.0. Wesentliche Potenziale lägen in der durchgängigen Automatisierung des gesamten Auftragsdurchlaufs und der Behebung von Prozessstörungen. Hohe Effizienzsteigerung im zweistelligen Prozentbereich ist mit durchgängig vernetzten Lösungen ohne weiteres vorstellbar und hilft Kunden, im Wettbewerb die Nase vorn zu haben. Grundvoraussetzung dafür sind die Erfassung und die Analyse von Maschinen- und Prozessdaten. „Damit dies möglich wird, brauchen wir flexible, selbst für kleinere produzierende Unternehmen bezahlbare IT-Infrastruktur von der Maschine bis zur Cloud“, betont Prokop. Auf diesem Weg seien noch Hürden zu überwinden. Das sind u.a. ungelöste bzw. nicht harmonisierte Themen der Vernetzung in der Produktion wie Standardisierung der Schnittstellen, Datensicherheit, Datenhoheit, Haftungsfragen, Qualifizierung der Mitarbeiter, Arbeitsrecht u.v.m.
E-Mobilität stets im Blick behalten
Ein weiteres großes Zukunftsthema der Branche ist die Elektromobilität. Wie die Werkzeugmaschinenindustrie davon betroffen sein wird, ist in letzter Konsequenz noch offen, da nicht einmal die drängendsten Fragen nach der Höhe des Anteils reiner Elektrofahrzeuge oder der Veränderung des Zerspanvolumens geklärt sind. Fakt ist jedenfalls, dass es für eine längere Übergangszeit einen höheren Anteil an Hybridfahrzeugen geben wird. Ihr Komplexitätsgrad durch die Kombination von Verbrennungs- und Elektromotoren dürfte nach Aussage deutscher Produktionsforscher weiterhin hohe Spanvolumina erfordern. Eines bleibt jedoch unbestritten. Alle Firmen, die in die Automobilindustrie liefern, müssen sich zwangsweise mit diesen Themen auseinandersetzen. „Der VDW unterstützt dabei seine Mitglieder und analysiert derzeit, welche Entwicklungen in welchen Zeiträumen zu erwarten sind, um so die Grundlage für eine strategische Geschäftsplanung zu liefern“, erklärt Prokop.
2017 ist EMO-Jahr
Viele neue Ideen und Innovationen für die Produktion von morgen werden auf der EMO Hannover 2017 gezeigt. Nach vierjähriger Pause findet die Weltleitmesse für die Metallbearbeitung unter dem Motto „Connecting systems for intelligent production“ abermals vom 18. bis 23. September 2017 in Hannover statt. Knapp ein dreiviertel Jahr vor Messebeginn liegt die EMO Hannover 2017 auf Rekordkurs: 1 858 Firmen aus über 40 Ländern auf nahezu 158 000 Quadratmetern Nettoausstellungsfläche haben sich bislang zur Veranstaltung angemeldet. Die gute Resonanz zeigt, dass sich die EMO Hannover über Jahrzehnte hinweg zur weltweit wichtigsten Innovationsplattform entwickelt hat.
Fazit: Für die Zukunft gut aufgestellt
Zusammenfassend stellt VDW-Vorsitzender Heinz-Jürgen Prokop fest, dass die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie gut für die Zukunft gerüstet ist. Sie arbeite intensiv daran, sich für den weltweiten Wettbewerb wetterfest zu machen. Die überwiegende Mehrheit der deutschen Werkzeugmaschinenhersteller stelle sich auf die kommenden Herausforderungen ein, sei mit Service, Vertrieb und Produktion weltweit vertreten und baue die Auslandsstrukturen weiter aus. Der globale Werkzeugmaschinenbedarf steigt, und die deutschen Hersteller sind ganz vorne mit dabei, so Prokop. Sie können diesen Bedarf decken und profitieren davon unmittelbar. Die Firmen integrieren neue Technologien in ihre Produkte und entwickeln neue Lösungen. „Ich bin mir sicher, dass wir auch künftig in der ersten Liga ganz vorne mitspielen werden“, so das abschließende Fazit des VDW-Vorsitzenden.
Kontakt: Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V., www.vdw.de