Feierliche Einweihung, Röhm, 2019

Am 21. Mai 2019 war die feierliche Einweihung der zwölf betrieblichen integrierten und dauerhaften Außenarbeitsplätzen bei Röhm. - (Bild: Röhm)

Arbeitsplätze in der Bohrfuttermontage
Arbeitsplätze in der Bohrfuttermontage: die Tätigkeit umfasst sowohl die Montage als auch Verpackung von Röhm Bohrfuttern. - (Bild: Röhm)

Seit längerer Zeit sind die Werkstätten der Lebenshilfe in Heidenheim und Giengen (HWW GmbH) und das Unternehmen Röhm in engem Kontakt, um ein „Pionierprojekt“ umzusetzen. Ziel ist die Schaffung von zwölf betrieblich integrierten und dauerhaften Außenarbeitsplätzen bei Röhm für Menschen mit Behinderung. Das Besondere an diesem Vorhaben: Röhm ist zumindest im Landkreis Heidenheim der erste Arbeitgeber, welcher eine größere Anzahl an Dauer-Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung einrichtet, statt beispielsweise einzelne oder befristete Projektarbeitsplätze anzubieten. Im Betrieb werden somit künftig Menschen mit sowie Menschen ohne Behinderung neben- und miteinander tätig sein. Derzeit arbeiten schon die ersten Beteiligten im Rahmen eines Praktikums in drei Montagegruppen mit Röhm-Mitarbeitern zusammen – und zwar vollständig inkludiert und nicht etwa in einem separaten Bereich. Die Tätigkeit umfasst sowohl die Montage als auch Verpackung von Röhm Bohrfuttern.

Übergabe, Kleinbuss, 2019
Mit dem eigens angeschafften Kleinbus können die Menschen der Lebenshilfe künftig täglich zu ihrem Arbeitsplatz in Sontheim gefahren werden. - (Bild: Röhm)

Anläßlich des erfolgreichen Projektstarts fand am 21. Mai 2019 in Sontheim mit über 50 Teilnehmern die feierliche Einweihung der Arbeitsplätze in der Bohrfuttermontage durch Vertreter der Lebenshilfe sowie Matthias Kraut, Bürgermeister Sontheim, einschließlich Vertragsunterzeichnung statt. Gleichzeitig wurde der eigens angeschaffte Kleinbus übergeben, mit dem die Menschen der Lebenshilfe künftig täglich zu ihrem Arbeitsplatz in Sontheim gefahren werden. „Für mich ist das Projekt eine Herzensangelegenheit und ich möchte weitere Unternehmen dazu animieren, ebenfalls Menschen mit Behinderung in Unternehmen und die Gesellschaft zu inkludieren“, so Gerhard Glanz, Geschäftsführer von Röhm.

Enge Kooperation

Konkrete Gespräche zu diesem Projekt starteten im Jahr 2018. Zwischen Februar und April 2019 folgten erste Praktika diverser Mitarbeiter der Lebenshilfe, um einzuschätzen, ob die Zusammenarbeit gut funktioniert. Dabei wurden die Arbeitsschritte auf die Bedürfnisse der Lebenshilfe-Mitarbeiter angepasst. Beginnend ab Mai 2019 wurden nun acht Stellen eingerichtet, bis hin zum Juli mit dann abschließend insgesamt zwölf Arbeitsplätzen.

Wissenswert: Ausgleichsabgabe statt Beschäftigung

Unternehmen ab 20 Mitarbeitern sind verpflichtet, auf mindestens fünf Prozent der Arbeitsplätze schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen. Betriebe, die dieser Vorgabe nicht nachkommen, müssen eine Ausgleichsabgabe zahlen, deren Höhe abhängig von der Beschäftigungsquote und der Arbeitsplatzzahl ist. Die Fünf-Prozent-Quote erreichen viele Unternehmen in Deutschland nicht und nehmen stattdessen die Ausgleichszahlungen in Kauf.

Für Gerhard Glanz ist das Thema Inklusion ein persönlich wichtiges Thema. Mit Stand vom 1. Mai 2019 sind beim Unternehmen Röhm an den drei deutschen Standorten insgesamt 54 Personen mit Beeinträchtigung beschäftigt (ohne Berücksichtigung dieses neuen Projekts) - das entspricht einer Quote von 5,4 Prozent bei aktuell 994 Mitarbeitern. Weltweit sind rund 1300 Personen beim Spann- und Greiftechnikspezialisten angestellt und die Beschäftigungsquote für Menschen mit Behinderung liegt bei über 10 Prozent.
Zwischen den Werkstätten der Lebenshilfe in Heidenheim und Giengen und dem Unternehmen Röhm bestehen bereits seit langen Jahren Kontakte. Eine der aktuellsten Aktionen startete im letzten Jahr mit Röhm-Auszubildenden. Die Geschäftsleitung stellte hierfür ein Budget von 10.000 Euro zur Verfügung, mit dem die Azubis gemeinsam mit der Lebenshilfe Giengen eigenständig organisierte Projekte realisieren. Auch für dieses Jahr sind einige Aktionen geplant und der Rest des Budgets wird als Geldspende übergeben.

Gegenseitig voneinander lernen

Für Röhm ist das Engagement kein Mittel zur Selbstdarstellung, sondern überzeugtes Agieren mit Vorbildcharakter für andere Firmen sowohl in der Region als auch bundesweit. Die Beteiligten sammelten bisher beste Erfahrungen: Gemeinsame Projekte sorgen auf verschiedenen Ebenen für mehr Verständnis, zunehmenden Respekt sowie gegenseitige Lerneffekte, die ohne die enge Zusammenarbeit nicht entstanden wären. Diese positiven Erlebnisse geben die süddeutschen Spann- und Greiftechnik-Spezialisten gerne weiter. nh

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