Ein für Boehlerit maßgeschneidertes Unikat: die mit 650 Tonnen Presskraft weltweit stärkste Hartmetallpresse von Komage.

Ein für Boehlerit maßgeschneidertes Unikat: die mit 650 Tonnen Presskraft weltweit stärkste Hartmetallpresse von Komage.

Die weltweit größte Hartmetallpresse erweitert die technologischen Möglichkeiten und öffnet den Hartmetallspezialisten neue Märkte in neuen Dimensionen

Im Vergleich zu anderen Produktionsverfahren ist das Pressen von endkonturnah vorgeformten Hartmetall-Bauteilen weit wirtschaftlicher. Solche Pressteile sparen im Schnitt 30 Prozent an Materialeinsatz. Außerdem führt das Pressen zu homogeneren Gefügen und es verringert erheblich die Zerspanungsraten sowie die Staubbelastungen bei der anschließenden spanenden Formgebung.

Aus diesen Gründen wächst die Nachfrage auch große Hartmetallprodukte in mittleren bis großen Stückzahlen wirtschaftlich herzustellen. Dies erfordert allerdings eine Presse in den entsprechenden Dimensionen. Mit einer Investition von über einer Million Euro hat Boehlerit in Kapfenberg diese technologischen Möglichkeiten, in Form der weltgrößten Hartmetallpresse, geschaffen.

 

Ein erfolgreiches Projekt der Superlative

Die neue hydraulische Hartmetallpresse wurde gemeinsam mit dem Pressenhersteller Komage Gellner Maschinenfabrik KG aus Kell am See, nahe Trier, entwickelt. Komage bedient einen internationalen Markt mit Pressen für Pulvermetallurgie, technische Keramik und Hartmetall. Die größten Pressen des Unternehmens arbeiten mit bis zu 1.200 Tonnen Presskraft und stellen zum Beispiel Keramikteile, Ofenauskleidungen oder Ausgüsse für Gießereien her. „Die maßgeschneiderte Pulverpresse in Vierständerbauweise basiert zwar auf unserem Erfahrungspotential, ist aber durch die Anforderungen von Boehlerit in mehrfacher Hinsicht sehr speziell“, erklärt Thomas Kranz. Dafür nennt der Bereichsleiter für angewandtes Ingenieurwesen bei Komage als Beispiel das Entformen der Hartmetall-Presslinge.

 

Wirtschaftlich in neuen Dimensionen

Mit der neuen Hartmetallpresse können große kubische und runde Teile mit einer Fläche von bis zu 250 cm2 gepresst werden. Dabei liegen die maximalen Bauteildimensionen bei 150 x 150 mm in Höhen bis 100 mm und bei Gewichten bis 25 kg. Bei Vollscheiben beträgt der größtmögliche Durchmesser etwa 175 mm und bei Ringen 250 mm. Die minimale Teilehöhe beginnt bei 0,8 mm. Mit den erweiterten technologischen Möglichkeiten, erschließt sich Boehlerit neue Märkte und neue Dimensionen bei der Herstellung von Zerspanungswerkzeugen, Scheiben oder Kreismesser, Rohlingen für Schnitt- und Stanzwerkzeuge, Pulverpress- und Ziehmatrizen, Verschleißteilen für Sandstrahlanlagen und vielem mehr.

„Wir können jetzt Ronden für Hartmetall Kreissägeblätter mit einer minimalen Dicke von 0,8 mm inklusive Schleifaufmaß fertigen“, freut sich Martin Koch, der Produktionsleiter bei Boehlerit über die Erweiterung des Produktspektrums. Immerhin werden die Kreissägeblätter für Dünnschnitte bei Komposit- oder anderen Plattenwerkstoffen in großen Mengen benötigt. Peter Kammerhofer-Reischl, bei Boehlerit Leiter des Segments Halbzeuge und Verschleißschutz, fasst die neue Investition so zusammen: „Durch diese Investition sind wir jetzt in der Lage, weit wirtschaftlicher größere Teile in mittleren und großen Losgrößen zu pressen als Andere, die noch mit großem Aufwand zerspanend fertigen müssen und dabei wertvolle Ressourcen verschwenden. Mit der neuen Presse stellen wir formatgenaue Semirohteile für die weitere Bearbeitung her. Das führt zu schlankeren Prozessen, kürzeren Durchlaufzeiten und erheblichen Kostenvorteilen durch geringeren Bearbeitungsaufwand.“. Auch vor dem Hintergrund des zunehmenden Preisdrucks für Rohstoffe, gerade bei größeren Massivteilen, sieht Kammerhofer-Reischl einen wichtigen Wettbewerbsvorteil durch die große Hartmetallpresse: „Durch Kosten- und Ressourceneinsparung können wir unsere Qualität halten, teilweise sogar erhöhen und trotzdem kostengünstiger werden.“

 

Konfliktfreier Premiumrohstoff

Die kostensenkenden Effekte der neuen Presstechnik und Bearbeitungstechnologien tragen auch einem weiteren Aspekt Rechnung: Immer mehr Kunden verlangen nach der Verwendung von Rohstoffen aus konfliktfreien Ländern. Dazu Peter Kammerhofer-Reischl: „Premiumqualität aus konfliktfreier Quelle und hoher Lieferservice sind nicht kostenneutral. Doch die Wirtschaftlichkeit und die Kosteneinsparung, die uns die neue Press- und Bearbeitungstechnik verschafft, ermöglichen uns konfliktfreien Premiumrohstoff zu verwenden und trotzdem kostengünstig zu produzieren.“

 

 

Eine Investition induziert die nächste

Die höhere Produktivität der neuen Hartmetallpresse erforderte zwingend auch eine Kapazitätserweiterung bei der nachgeschalteten Bearbeitung. Zwar hat sich das Zerspanungsvolumen pro Teil durch „Near-Netshape-Pressen“ teilweise um bis zu 95 Prozent verringert, doch stieg die Anzahl, Größe und Varianz der Teile erheblich. Folglich muss die Bearbeitungstechnologie mit den neuen gestiegenen Anforderungen Takt halten. Deshalb wurde ergänzend in drei neue Bearbeitungszentren von Emco investiert: Ein 4achs BAZ 1200, ein 5achs BAZ 500 und ein 4achs BAZ 350. Alle Maschinen sind gekapselt, ebenso Führungen, Spindel und alle wichtigen Maschinenteile. Unterdruck durch leistungsstarke Absaugung lässt kein Stäubchen aus dem Bearbeitungsraum entweichen. Der Staub aus der Absaugung wird ressourcenschonend sortenrein recycelt.

 

Teilefertigung wie beim Schachspielen

Die CAD/CAM-Daten der Teile werden in üblichen Formaten vom Kunden übermittelt und dann in einem zweistufigen Verfahren unter Berücksichtigung von Aufmaßen und Schrumpfmaßen hochgerechnet. Wobei die Vorausberechnung der Schrumpfung durch Sintern ein hohes Maß an Erfahrung erfordert. Franz Hiden aus der Hartmetall Formgebung formuliert das so: „Das ist wie Schachspielen, sie müssen immer mehrere Züge vorausdenken.“ Bei der Dreh- und Fräsbearbeitung im Grünbereich, bei Vorsinterteilen oder bei fertiggesinterten Hartmetallteilen wird bei Boehlerit zunehmend der Schneidstoff CVD-Diamant eingesetzt und damit ein weiteres erhebliches Kostensparpotential erschlossen.

Kontakt: Boehlerit GmbH & Co KG, www.boehlerit.at

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