Die Ingenieure bei Traub haben bereits in der Vergangenheit immer wieder das Kunststück vollbracht, im Arbeitsraum der TNL32 zusätzliche Achsen und damit mehr Flexibilität und Produktivität in der Bearbeitung unterzubringen, ohne die Prozesssicherheit zu gefährden: „Bereits seit einiger Zeit gibt es neben der siebenachsigen TNL32-7B – der Buchstabe B steht für eine zusätzliche B-Achse – mit je neun linearen Achsen auch die TNL32-9 und die TNL32-9P, die über die TX8i-p-Steuerung verfügt“, erklärt Hans-Joachim Koschig, Vertriebsleiter bei Traub. „Der Spindelstock ist in Z verfahrbar, die beiden baugleichen Revolver oben und unten bringen jeweils eine X-, Y- und Z-Achse ein, und die Gegenspindel lässt sich in X und Z verfahren. Alles in allem ein Gesamtpaket, das für eine wirtschaftliche, schnelle und dabei sehr präzise Ausbringung komplexer Teile geschaffen wurde.“
Dazu kommt die Universalität der Maschine: „Mit wenigen Handgriffen lässt sie sich vom Maschinenbediener vom Lang- in einen Kurzdreher verwandeln und umgekehrt – so kann der Anwender die
Vorteile beider Maschinenkonzepte vereinen und je nach Anwendungsfall die optimale Konfiguration auswählen“, erklärt Koschig. „Der Arbeitsraum ist optimal zugänglich, die breite Schiebetür, die über die gesamte Höhe reicht, erlaubt ein bequemes und schnelles Umkonfigurieren, Einrichten und Rüsten.“
Auf einen Blick
Eine Familie für verschiedenste Anwendungen
Die Traub-TNL32-Baureihe besteht jetzt aus vier Modellen. Die TNL32-9P mit der Traub-Steuerung TX8i-p ist die Basisversion. Sie hat neun Linearachsen. Beide Werkzeugträger verfügen über große Verfahrwege in den Achsen X/Y/Z. Die Gegenspindel ist auf einem separaten Kreuzschlitten mit X- und Z-Achse aufgebaut. Beide Werkzeugträger können sowohl an der Haupt- als auch an der Gegenspindel zerspanen. So erweitert sich das Bearbeitungsspektrum auf Werkstücke über 250 mm Länge. Die TNL32-9 basiert auf die gleiche Mechanik wie die TNL32-9P, ist jedoch mit der Traub-Steuerung TX8i-s ausgestattet. Die TNL32-7B besitzt sieben Linearachsen. Auch hier verfügen beide Werkzeugträger über große Verfahrwege in den Achsen X/Y/Z. Der untere Werkzeugträger ist wiederum in die Gegenspindel integriert. Der obere Werkzeugträger ist mit einer zusätzlichen um 100° schwenkbaren B-Achse ausgestattet. Die TNL32-11 hat zu den Achsen der TNL32-9 einen auf einem Kreuzschlitten montierten Frontapparat bekommen, der die Zahl ihrer Linearachsen auf elf erhöht. So kann sie drei Werkzeuge simultan und doch völlig unabhängig voneinander zum Einsatz bringen.
Die beiden Revolver der TNL32 verfügen jeweils über zwei voneinander unabhängige Antriebsstränge für angetriebene Werkzeuge. Dieser „Dual Drive“ zielt insbesondere auf jene Phasen, in denen Werkzeuge auf Arbeitsdrehzahl hochfahren oder zum Stillstand abbremsen – bei klassischen Systemen sind dies für den Anwender unproduktive Zeiten, in denen der Revolver mit seinen Werkzeugen nicht im Eingriff sein kann. Mit Dual Drive stehen zwei Antriebe zur Verfügung: „Das bedeutet, dass das zweite Werkzeug bereits in aller Ruhe auf seine volle Arbeitsdrehzahl gebracht werden kann, während das erste noch Späne macht und unmittelbar nach Beendigung der ersten Bearbeitung eingewechselt und in Eingriff genommen werden kann“, erläutert Koschig das Prinzip. „Das erste Werkzeug kann dann unbeeinflusst und ebenfalls hauptzeitparallel schonend abgebremst werden.“ Mit dieser Strategie kann die Span-zu-Span-Zeit auf rund 0,3 s reduziert werden, ohne dass Antriebe ruckartig anfahren und abbremsen müssen. Zusätzlich zur Minimierung der Nebenzeiten wird so der Verschleiß der Werkzeughalter deutlich verringert.
Steuerung ist exakt auf die Maschinen hin entwickelt
Traub setzt bei den TNL32-Modellen auf die eigenen Steuerungen, die auf der Hardware von Mitsubishi aufsetzen. „Unsere Steuerungssoftware ist eine hundertprozentige Eigenentwicklung“,
betont Koschig. „Sie ist auf die Maschinen exakt abgestimmt und garantiert daher eine optimale Bearbeitung.“ Die hohe NC-Performance erlaubt nicht zuletzt dank objektorientierter Dialogführung ein zeitreduziertes Rüsten. „Diese Strategie hilft gleichzeitig, Fehler zu vermeiden“, ergänzt Koschig. „Maschine, Steuerung und Antrieb kommen aus einer Hand – das ermöglicht uns einen optimalen Support zum Vorteil des Anwenders.“
Die Steuerung besitzt eine sehr feinfühlige Werkzeugbrucherkennung und Verschleißüberwachung. Das und zahlreiche weitere durchdachte Details sollen eine hohe Verfügbarkeit der Maschine sicherstellen. Das Konzept unterstützt zudem wechselseitiges Programmieren, Optimieren und Simulieren sowohl im Dialog- als auch im CNC-Modus.
Im Profil
Traub Drehmaschinen GmbH & Co. KG
Traub Drehmaschinen ist Hersteller hoch produktiver Drehmaschinen in Reichenbach an der Fils. Traub ist ein Tochterunternehmen der Index-Werke in Esslingen. Im Speziellen stellt Traub Universaldrehmaschinen, Lang- und Kurzdrehautomaten sowie CNC-Dreh-Fräszentren her. Index und Traub sind weltweit mit sechs Produktionsstandorten, fünf internationalen Vertriebs- und Servicegesellschaften sowie 80 Vertretungen aktiv. Traub Drehmaschinen beschäftigt rund 400 Mitarbeiter.
In Sachen Produktivität war die TNL-Baureihe also schon seit Jahren im Fokus der Anwender. Jetzt haben die Traub-Entwickler hier jedoch nochmals draufgesattelt und einen zusätzlichen Werkzeugträger mit zwei weiteren Linear-achsen integriert: Der neue Front-apparat im Arbeitsraum der Highend-Maschine Traub TNL32-11 verfährt in X und Z auf einem eigenen Kreuzschlitten. Mit dem neuen Feature kommen acht zusätzliche Werkzeugstationen ins Spiel, davon sind vier angetrieben.
„Die auf den ersten Blick großzügige Auslegung des Frontapparates resultiert aus einem Entwicklungsprojekt, das in erster Linie Kollisionsfreiheit zum Ziel hatte“, berichtet Koschig. „ Die Werkzeuge speziell des unteren Revolvers können nicht mit den in den Stationen auf dem Frontapparat montierten Werkzeugen kollidieren, da diese auf einem deutlich höheren Flugkreis angeordnet sind. Das ermöglicht es, drei Werkzeuge – jeweils an
den beiden Revolvern sowie am Frontapparat – unabhängig voneinander gleichzeitig im Eingriff zu haben. Und zwar ohne die Gefahr von Kollisionen.“ Der Frontapparat ist zusätzlich mit einem Werkstückgreifer zur Entnahme von Teilen aus der Gegenspindel ausgerüstet. Im Zusammenspiel mit den Werkzeugrevolvern lassen sich so Durchlaufzeiten weiter straffen, da die beiden Werkzeugrevolver bereits das nächste Werkstück in der Hauptspindel uneingeschränkt bearbeiten können, während der Frontapparat das gerade fertig bearbeitete Teil aus der Gegenspindel entnimmt und aus dem Arbeitsraum abführt.
Der Frontapparat verfügt zudem über eine echte CNC-Rundachse: „Dank der Interpolation der Rundachse mit der X-Achse des Frontapperats und der C-Achse der Hauptspindel können wir auf der TNL32-11 auch in Y-Richtung bearbeiten“, erläutert Koschig. „Diese Konfiguration ermöglicht es unter anderem auch, Bohrwerkzeuge auf der Maschine exakt mittig auszurichten – die Korrekturen können vom Bediener schnell, sicher und exakt per Steuerung vorgenommen werden.“ Speziell bei Bearbeitungen mit zum Beispiel kleinen Bohrwerkzeugen, die sehr kritisch schon auf kleinste Abweichungen sehr kritisch reagieren können, ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Der Frontapparat kann bei der Fertigung langer Werkstücke auch als vollwertiger Reitstock unterstützen. Als zusätzlicher Werkzeugträger ist er auf hohe Produktivität getrimmt: Sein Werkzeugantrieb leistet bis zu 3,4 kW und dreht bis maximal 12 000 min-1. Die Werkzeughalter sind mit einem Außenschaftdurchmesser von 36 mm sehr robust und steif ausgeführt. Zudem wird jede Station einzeln ansteuerbar mit Kühlschmierstoff versorgt, standardgemäß steht ein Druck von bis zu 80 bar zur Verfügung. Eine der angetriebenen Stationen ist sogar auf Tiefbohroperationen ausgelegt. An ihr gibt es eine Kühlschmierstoffversorgung, die bis 120 bar leistet – ausreichend für nahezu alle denkbaren Anwendungsfälle.
„Die TNL32-11 ist die richtige Maschine für alle geometrisch komplexeren Teile, bei deren Bearbeitung drei Werkzeuge sinnvoll simultan eingesetzt werden können“, erläutert Koschig. „Aufgrund einer Analyse des Teilemarktes wissen wir, dass rund 70 Prozent aller in Frage kommenden Teile zusätzlich zur Außenbearbeitung eine komplexe Innenbearbeitung benötigen. Dazu hat nahezu jedes Werkstück auch eine Rückseitenbearbeitung. Das ist das prädestinierte Teilespektrum für den gleichzeitigen Einsatz mehrerer Werkzeuge. Hier können wir mit unserer Maschine die Produktivität deutlich steigern.“
Kontakt:
- Traub Drehmaschinen GmbH & Co. KG, www.traub.de
- Index-Werke GmbH & Co.KG Hahn & Tessky, www.index-werke.de
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