Wer Druckmaschinen baut, braucht höchste Präzision und viel Know-how bei der zerspanenden Bearbeitung der Komponenten. Die Medienwelt ist im Umbruch, die Nachfrage nach Druckmaschinen ist in den vergangenen Jahren gesunken. Für die Verantwortlichen am Heidelberger-Standort Wiesloch lag es also nahe, die Auftragsfertigung für Industriekunden aus unterschiedlichsten Branchen als weiteres Standbein auszubauen.
Die Verantwortlichen im Heidelberger-Werk Wiesloch wollten mit ihrem Maschinenpark flexibel auf dem Markt der Lohnfertigung für Werkstücke bis 7 t, Längen bis 6 m oder Aufspanndurchmessern bis 4 m agieren können, aber auch für die Fertigung von Ersatzteilen, Betriebsmitteln, Versuchswerkstücken oder Prototypen für die eigene Druckmaschinenfertigung gerüstet sein. Sehr sorgfältig wurde der Markt nach einer Maschine sondiert, die die hohen Ansprüche erfüllt: In erster Linie sollten Einzelstücke oder kleine bis mittlere Serien gefertigt werden. Auch die Nacharbeit an ganzen Druckwerken sollte künftig auf einem Bearbeitungszentrum flexibel möglich sein. Und das alles zu vertretbaren Kosten sowohl bei Investition als auch im laufenden Betrieb. Das schränkte die Auswahl möglicher Maschinenanbieter und -modelle stark ein.
Als die matec-50 HV auf den Markt kam, waren die Verantwortlichen um Thomas Wagenblaß, Leiter der Fertigung Betriebsmittel und Versuchsteile, sehr interessiert: „Bei uns kommt der Lieferant zum Zug, der unseren Bedarf am besten decken kann. Wir haben über mehrere Standorte verteilt bereits zehn matec-30 HV in unterschiedlichen Versionen im Einsatz und sind vom Maschinenkonzept sowie der Leistungsfähigkeit, der Präzision und der Flexibilität der Maschinen überzeugt“, erklärt Wagenblaß. „matec brachte im Gegensatz zu so manchem etablierten Hersteller interessante und praxistaugliche Innovationen auf den Markt. So setzen die Köngener Maschinenbauer beispielsweise sehr früh auch schon in größeren Maschinen auf Linear- statt auf Flachführungen. Wir wussten, dass die matec-50 HV für uns das Richtige ist – allerdings erweitert um einen Universalkopf.“ Zusammen mit den matec-Experten wurde das Konzept weiterentwickelt, es entstand die matec-50 HVU, die bei matec inzwischen zu einer kompletten Maschinenserie mit vielen Optionen erweitert wurde. „Das war für uns ein rundum überzeugendes Gesamtpaket.“
Meine Meinung
Wer flexibel sein will, greift oft zur Lösung von der Stange. Und hat dann oft nicht das Optimale für sein Teilespektrum. Gerade bei größeren Werkstücken. Bei Heidelberger Druckmaschinen, wo bei der Beschaffung mit sehr spitzem Bleistift kalkuliert wird, ordert man Maschinen für die Einzelfertigung exakt auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten. Nur scheinbar ein Luxus, denn es rechnet sich: Erstens sind die Maschinen aus Köngen offenkundig sehr zuverlässig und versprechen mit gutem Service eine hohe Verfügbarkeit. Und zweitens lassen sich Bearbeitungen am anvisierten Werkstückaufkommen so schnell, präzise und wirtschaftlich ausführen. Das macht die matec-50 HVU für Heidelberger Druckmaschinen zu einer ihren Preis werten Maschine.
Richard Pergler, Redaktion fertigung
Hohe Dynamik bei großen Wegen
Im Juni 2013 wurde die Maschine in Betrieb genommen. Sie beeindruckt mit hoher Dynamik bei Verfahrwegen von 6000 x 1400 x 1300 mm, wobei sich auch Werkstücke bis 4000 x 4000 mm Grundfläche aufspannen lassen, etwa Getriebeteile. Damit ist man in Wiesloch für ein sehr weites Werkstückspektrum gut aufgestellt.
Die Maschine geht dynamisch und dabei kräftig zur Sache. Die Hauptspindel dreht bis 9000 min-1 und stellt bei 40 ED ein Drehmoment von 480 Nm (330 Nm bei 100 ED) bereit. „Das brauchen wir auch, denn bei den Werkstoffen reicht die Palette von Guss über Alu bis hin zu unterschiedlichsten Stählen“, erläutert Wagenblaß. „Wir bearbeiten auf der Maschine auch hart bis 50 HRC.“
Die bis zu 60 HSK-100-Werkzeuge im mitfahrenden Werkzeugmagazin dürfen einen Durchmesser von bis zu 200 mm und eine Länge von bis zu 460 mm aufweisen. Eine äußere und innere Kühlschmiermittelzufuhr mit bis zu 20 bar ermöglicht ein weites Spektrum an Bearbeitungen, zwei unabhängig arbeitende Späneförderer stellen etwa auch bei Revisionen einen unterbrechungsfreien Betrieb sicher.
Die Maschine und das Teilespektrum erfordern hochqualifizierte Bediener, die ihr Potenzial auch ausreizen können. Wie etwa Thorsten Häring, der als einrichtender Bediener die Maschine meist an der Heidenhain-Steuerung iTNC 530i programmiert. „Wir können die matec-HVU 50 zwar selbstverständlich auch per CAM-System füttern“, erklärt er. „Aber die meisten Aufträge kommen ohne große Vorlaufzeit, hier ist die Werkstattprogrammierung in Kombination mit einem CAM-System das Effizienteste.“ Auch wenn nur mit Teilabschnitten von vorhandenen Programmen bearbeitet wird, gestaltet die Heidenhain-Steuerung die Arbeit mit der matec-Maschine einfach und rationell.
Teilbarer Arbeitsraum spart Zeit
Um an zwei Aufträgen parallel arbeiten zu können, wurde der Arbeitsraum mit einer herausnehmbaren Trennwand unterteilt. So kann die Maschine im 3-Schichtbetrieb optimal ausgelastet werden. „Unsere Teile sind sehr rüstzeitintensiv“, betont Häring. „Zudem schafft die Teilung der Maschine die nötige Flexibilität auch für ,unvorhergesehene‘ Fertigungsunterbrechungen oder Eilaufträge. Und wenn es die Werkstückdimensionen erfordern, lässt sich die Trennwand schnell und einfach entfernen.“ Bis 9 t verträgt dann der Maschinentisch, Häring rechnet indes mit Aufträgen „bis maximal um die 7 t“. Das ist mehr, als der Hallenkran verträgt – die Beladung übernimmt dann ein mobiler Schwerlastkran. Mit dem Service des Maschinenherstellers sind Wagenblaß und sein Team sehr zufrieden: „matec hat, gerade auch, als das Unternehmen gewachsen ist, sehr schnell erkannt, dass ein guter Service ein Muss ist und die Kapazitäten entsprechend ausgebaut“, erklärt Wagenblaß. „Bei Bedarf haben wir hier sehr schnell einen kompetenten Monteur vor Ort. Wir sind zwar mit der matec-50 HVU erst in der Anlaufphase, erreichen aber bereits jetzt eine Verfügbarkeit von beachtlichen 96 Prozent, es ist also alles im grünen Bereich. Und wir sind sehr zuversichtlich, dass wir auch in Zukunft mit matec so gut zusammenarbeiten können.“