Um noch größere Bauteile als bisher mit höchster geometrischer Genauigkeit bis zu einem Gewicht von 250 t bearbeiten zu können, investierte Leipert 2009 in eine PowerTec 7000 in Gantry-Ausführung von Waldrich Coburg. 2010 folgte die zweite PowerTec 7000 nach. Beide Maschinen bilden nun ein Doppelportal, wodurch Leipert entsprechend große Teile bearbeiten kann.
Geschäftsführer Joeren van de Ven, in dritter Generation im Familienunternehmen tätig, setzt mit der Investition auf neue und größere Bearbeitungsmöglichkeiten. Nachdem Leipert bereits Anfang der 1990er-Jahre mit einer PowerTec 5000 neue Bearbeitungsdimensionen eröffnete, wiederholt sich dies nun mit der PowerTec 7000 erneut. Van de Ven verdeutlicht dies am Beispiel einer Presse: „Früher waren Pressenteile, die wir auf den Waldrich-Maschinen fertigten, mit 3 m groß, heute werden 5 m gefordert.“
Meine Meinung
Die Großteilebearbeitung ist derzeit ein schwieriges Geschäft mit hohem Kostendruck. Auf der einen Seite fällt sozusagen das Atomgeschäft weg, auf der anderen Seite sind erneuerbare Energien, insbesondere Windkraft, sehr verhalten, was die Auftragsvergabe angeht. Leipert schafft es dennoch, mit langfristigen Investitionen und den passenden Maschinen sich auf dem Markt zu behaupten und ganz unterschiedliche Projekte, teils mit Losgröße 1, mit hoher Präzision und Transparenz durchzuführen. Damit überzeugt das Unternehmen bei Auftraggebern. Durch die hohe Maschinen-Flexibilität schafft es Leipert, sich von anderen Fertigungsbetrieben auf dem Großteilesektor zu unterscheiden und zählt daher zu den ersten Adressen im internationalen Geschäft.
Martin Droysen, Redaktion fertigung
Ein Fertigungsschwerpunkt von Leipert ist nach wie vor der Energiesektor. Der ging laut van de Ven in den letzten Jahren etwas zurück und erholt sich langsam wieder. Seiner Einschätzung nach ist der Markt für Großteile wie etwa Windkraftanlagen derzeit eher verhalten, von den Kunden gibt es wenig langfristige Aussagen. „Gerade Unternehmen aus dem Energiesektor warten erst einmal ab, wie sich der Markt entwickelt, bevor neue Aufträge vergeben werden“, sagt er. Der Preisdruck ist deutlich spürbar. Das liegt seiner Meinung nach auch an den hohen Kapazitäten, die in den letzten Jahren in der Großteilebearbeitung aufgebaut wurden. Für den Leipert-Geschäftsführer ist jedoch eine zielorientierte Investition wichtig, da die Toleranzen trotz der gewachsenen Dimensionen kontinuierlich niedrig bleiben.
Insbesondere der heimische Fertigungsstandort ist dem Unternehmer wichtig, da es seiner Ansicht nach in der Eigenverantwortung der Klein- und Mittelständischen Unternehmen liegt, den eigenen Wirtschaftsstandort zu stärken. „Derzeit herrscht ein enorm hoher Kostendruck im Markt durch den globalen Wettbewerb“, berichtet der Unternehmer. Seiner Ansicht nach geben sich manche Auftraggeber mit geringeren Qualitäten zufrieden, sofern nur der Preis stimmt. Für van Ven muss der Preis aber im realistischen Bereich bleiben. Ohne vernünftige Preiskalkulation lässt sich ein Auftrag seiner Meinung nach aber nicht wirtschaftlich bearbeiten.
Aus diesem Grund setzt er neben den leistungsfähigen Gantrymaschinen von Waldrich auf das 2005 eingeführte ERP-System von Segoni, mit dem Leipert die Betriebsprozesse gestrafft hat und projektorientiert von der Projektplanung bis zum fertigen Teil arbeitet. „Aussagekräftige Auswertungen und Transparenz sind unabdingbar für eine verlässliche Kalkulation und Terminplanung“, beschreibt van de Ven. „Klare Projektpläne und ständig aktuelle Daten während des Bearbeitungsprozesses sind weitere Pluspunkte, die auch unsere Partner schätzen.“
Die Auslastung der zwei Gantry-Maschinen von Waldrich liegt laut dem Unternehmer derzeit bei 100 Prozent. Beide laufen im 3-Schichtbetrieb und fertigen eine Vielzahl unterschiedlicher Teile aus dem Energiesektor, dem Maschinenbau oder der Medizintechnik. Viele der bei Leipert gefertigten Teile gehen in den Export. Die Vielfalt ist auch eine entscheidende Stärke des Unternehmens. „Nur so kann man sich auf dem internationalen Markt profitbringend platzieren und kundenorientiert agieren“, sagt van de Ven.
Die Maschinen im Unternehmen, insbesondere die zwei neuen Waldrich PowerTec 7000, sind für den generellen Einsatz gedacht. Flexibel und vielfältig machen sie der modulare Aufbau und die stabil ausgeführten Bearbeitungsköpfe. Beim Fräsen zum Beispiel von Getriebegehäusen sorgen Winkelköpfe, die trotz 2 m Auskragung eine hohe Genauigkeit garantieren, für eine stabile und präzise Bearbeitung auch geometrisch sehr komplexer Teile. Vorteil der Gantry-Bauweise ist, dass große Bauteile in Einbaulage von fünf Seiten komplett bearbeitet werden können. So entfällt ein zeitaufwändiges Umspannen, und es entstehen keine Spannungseffekte, die nachbearbeitet werden müssen. Die stabile Dynamik bleibt bestehen und wirkt sich positiv auf Toleranzen und Qualität aus.
Große Schruppleistung
Mit den Waldrich PowerTec 7000 ist der Unternehmer sehr zufrieden. Die Maschinen sind extrem stabil mit einer hohen Wiederholgenauigkeit und verfügen über eine hohe Leistung. „Beim Schruppschnitt sind mit den PowerTec 7000 nun auch ohne weiteres beim Fräsen oder Drehen Zustellungen von 30 bis 40 mm möglich“, erläutert van de Ven. „So ist eine sehr effektive Bearbeitung bei zugleich hoher Ersparnis von mehreren Stunden Bearbeitungszeit möglich.“ Der Stabilität tut dies aber keinen Abbruch. Van de Ven: „Morgens wird mit voller Zustellung geschruppt, am Mittag erhalten wir beim Schlichten trotzdem beste Ergebnisse.“ Je nach Werkstück ergibt sich ein Zerspanvolumen von bis zu 60 t.
Der Unternehmer ist auch vom Service der Coburger überzeugt. Waldrich Coburg hat mit einer anwenderorientierten Dienstleistung sehr kurze Reaktionszeiten und eine kompetente Betreuung. Er erläutert am Beispiel des Werkzeugwechslers der PowerTec, der bei der Installation noch Probleme verursachte, dass die Spezialisten bei Waldrich gut zugehört und eine rasche Lösung gefunden haben.
Mit Werkzeugherstellern pflegt das Unternehmen Leipert ein enges Verhältnis. Leipert arbeitet mit neuesten Werkzeugen von namhaften Herstellern wie Sandvik, Iscar, Komet oder Kennametal. Die Standzeiten der eingesetzten Werkzeuge sind durchgehend sehr hoch, bedingt durch die große Maschinenstabilität. Der Großteilespezialist arbeitet eng mit verschiedenen Werkzeugherstellern zusammen und stellt auch für Werkzeugtests Maschinenzeiten zur Verfügung.
„Nicht jeder Werkzeughersteller hat einen derartigen Maschinenpark für Großzerspanung,“ sagt van de Ven. Sein Unternehmen profitiert direkt von diesen Versuchen, die Resultate daraus münden in neue Techniken und Verfahren und eine schnellere Bearbeitung. Erkenntnisse fließen direkt in das Prozessmanagement ein. „Dabei geht der Trend hin zur schonenden Bearbeitung“, bemerkt der Unternehmer: „Die Werkzeuge drehen schneller mit geringerer Zustellung. Es gilt: Vorgabezeiten sind Zielzeiten.“
Dank der darauf aufbauenden langfristig angesetzten Planung steht mit einer Uniport 7000 von Unisign schon eine weitere Investition an. 2014 soll diese Maschine einsatzbereit sein. Sie wird dann die erste sein, die über eine komplette Einhausung verfügt und vollständig abgeschottet arbeitet. Der Bediener beobachtet den Bearbeitungsraum nur per Monitor. Van de Ven verspricht sich dadurch eine Verkürzung der Nebenzeiten, da der Bediener den Bearbeitungsraum nicht mehr so häufig betritt wie bei den Waldrich-Maschinen und dadurch das Werkstück rascher zerspant werden kann. Wegen der im Vergleich zu den Waldrich-Maschinen leichteren Konstruktion soll sie für kleinere Bauteile und auch im Bereich des Werkzeug- und Formenbaus eingesetzt werden.