Moderne Werkstoffe fordern innovative Werkzeuge und bestimmen heute den Takt bei der Werkzeugentwicklung maßgeblich. Neue zu bearbeitende Werkstoffe wie kohlefaser- und glasfaserverstärkte Kunststoffe, Titan, Inconel und andere warmfeste Superlegierungen (HRSA Heat Resistant Super Alloys) stellen die klassischen Materialien in den Hintergrund. Die Zerspanbarkeit dieser Werkstoffe ist schlecht, mit zum Teil völlig anderen Zerspaneigenschaften hinsichtlich der Spanbildung und -abfuhr, weshalb Werkzeuggeometrie, Schneidstoff, Beschichtung und häufig auch die Prozessführung angepasst werden müssen. Erfreulicherweise bieten derart optimierte Werkzeuge häufig nicht nur in den neuen Werkstoffen, sondern auch in den klassischen Werkstoffen Vorteile.
Chance und Herausforderung
Für den innovativen Werkzeughersteller ergeben sich hieraus sehr große Chancen, aber auch Risiken aufgrund massiver Veränderungen – etwa kleinere Lose, weniger Bearbeitungsschritte, geringere Fertigungsdauern sowie ein notwendiges breites Dienstleistungsangebot für den Anwender. Denn gekauft wird schon lange nicht mehr von der Stange, und die Anwender erwarten permanent Spitzenleistung in Form von Komplettlösungen, Engineering, Zahlen und Fakten inklusive Messprotokoll für qualitativ hochwertige Werkzeuge.
Das bedeutet für den Hersteller, eigene Forschungsabteilungen vorzuhalten und ständig nach sinnvollen Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit Hochschulen und Instituten zu suchen, zum Beispiel mittels Vergabe von Studienarbeiten, über direkte Industrieaufträge bis hin zu geförderten gemeinsamen Forschungsprojekten mit mehreren Partnern. Ebenso die intensive Einbindung seines Maschinenlieferanten als zuverlässigem und erfahrenen Kooperationspartner.
Rotationssymmetrische Präzisionswerkzeuge wie Fräser, Abwälzfräser, Bohrer, Stufenbohrer, Profil- und Holzbearbeitungswerkzeuge aus HM, HSS, Keramik, Cermet und CBN können mit der neuen Hochleistungswerkzeugschleifmaschine Helitronic Vision 700 L bis 700 mm Gesamtlänge geschliffen werden. Basierend auf der weltweit bewährten und hochpräzisen Werkzeugschleifmaschine Helitronic Vision mit Linearantrieben und Torquemotoren, jedoch mit einer veränderten Kinematik, bietet die Helitronic Vision 700 L bei der selben Arbeitsraumgröße die Produktion von Werkzeugen von 3 bis 200 mm Durchmesser und einer Schneidenlänge am Umfang von bis zu 580 mm.
Auf einen Blick
Helitronic Vision 700 L von Walter
Die Hochleistungswerkzeugschleifmaschine mit fünf CNC-gesteuerten Achsen speziell für die Produktion von Fräsern, Bohrern, Stufenbohrern, Stufenwerkzeugen, Holzbearbeitungswerkzeugen, Profilmessern oder Profilwerkzeugen bis zu einer Länge von 700 mm ist besonders gut geeignet für die Bearbeitung von langen Bohrern und die Bearbeitung von Werkzeugen zwischen Spitzen gespannt (zum Beispiel große Abwälzfräser). Durch die Option „Mitfahrender Obertisch“, der zwei unabhängig voneinander fahrende Schlitten besitzt, können lange Werkzeuge auf gesamter Länge unterstützt oder gespannt werden.
Die Maschinenbasis aus Polymer- beziehungsweise Mineralguss und die patentierte Portalbauweise für extreme Steifigkeit setzt die hohe Dynamik der digitalen Antriebe vibrationsarm in Schleifpräzision um. Die Motorleistung beträgt 35 kW bei 10 500 min-1. Schleifscheiben bis zum maximalen Durchmesser 254 mm können über einen Scheibenwechsler eingewechselt werden. Als Werkzeugwechsler wird ein 6-Achs-CNC-Roboter von Fanuc eingesetzt. Hinzu kommt der hohe Bedienkomfort der weltweit bewährten Walter-Schleifsoftware Helitronic Tool Studio.
Mit der Erodiermaschine Walter Helitronic Power Diamond ist es gelungen, das Erodieren von PKD/CBN und das Schleifen von HM/HSS in einer Maschine zu kombinieren. Mit der Software „WalterWindowMode“ und „Toolstudio“ deckt Walter die komplette Vielfalt von rotationssymmetrischen PKD/HM- Werkzeugen ab und ermöglicht somit die bedienerfreundliche Programmierung dieser Werkzeuge. Durch die Neuentwicklung „Diamond-Plus“ in der Erodiertechnologie will Walter neue Maßstäbe in Punkto Schneidkantenqualität und Bearbeitungsgeschwindigkeit setzen. Und mit der Neugestaltung des P52-Profilpakets verspricht das Unternehmen eine im Markt einzigartige und zukunftsorientierte Programmiersoftware für PKD-Werkzeuge.
Messen kostet zusätzlich Geld und ist unproduktiv? „Nein, denn für eine hohe Prozessqualität und -produktivität ist der effiziente Einsatz von Messtechnik ein sehr wichtiger Baustein im Gesamtkonzept, spart direkt Kosten ein und trägt damit wesentlich zum unternehmerischen Erfolg bei“, erklärt Ulrich Brändle, Produktmanager Messtechnik bei Walter. „Wir bieten auch hier ein umfassendes Portfolio vom einfachen manuellen Messgerät bis hin zur vollautomatischen Messmaschine mit CNC-Achsen.“
Standard der Werkzeugmesstechnik
Walter-Helicheck-Messmaschinen sind von den Anwendern als Standard in der Werkzeugmesstechnik akzeptiert. Die gemeinsame Definition und der Austausch von Messprogrammen sind hier heute bereits obligatorisch. So ist eine lückenlose, einwandfreie Dokumentation im Sinne der Dokumentationspflicht nach Normenreihe EN ISO 9000 ff. jederzeit gewährleistet.
Der Einsatz leistungsfähiger Erodiertechnik wird neben der traditionellen Schleiftechnologie immer wichtiger. Anspruchsvolle Werkstoffe erfordern einen Mix dieser Technologien, um Werkzeuge schnell, effizient und höchst präzise herstellen zu können. Messtechnik hilft nicht nur dabei, den Prozess zu kontrollieren und nachzusteuern, sondern übernimmt neue Aufgaben bei der Werkzeugentwicklung und Optimierung und natürlich auch im Bereich Reverse Engineering. Ziel ist, die entscheidenden Nuancen am Werkzeug zu finden, es zu verbessern und sich somit von der Masse abzuheben. Mit immer neuen Innovationen.