Strack Norma ist bekannt als Hersteller und Lieferant von Normalien in erster Linie für den Werkzeug- und Formenbau. Auf Anwenderwunsch werden individuelle Lösungen geboten. Komplette Heiße Seiten, Einfallkerne oder Sonderplatten gehören ebenso zum Portfolio wie Schnellspannsysteme für die Spritzgießindustrie. Einen guten Namen haben sich die Normteilespezialisten aber auch mit ihren neuen, teilweise hochkomplexen Schiebern der PowerMax-Baureihe gemacht, die in erster Linie in automotiven Großwerkzeugen zum Einsatz kommen. „Die Schieber sind zum Teil sehr komplex und werden einbaufertig geliefert – der Anwender kann sich hundertprozentig darauf verlassen, dass sie wie geplant eingepasst werden können und zuverlässig funktionieren“, erklärt Ludger Müller, Leiter Technik/Entwicklung bei Strack Norma. „Das bedeutet, dass wir ihre Komponenten sehr präzise und mit entsprechend hoher Qualität fertigen müssen.“ Dafür stehen den Zerspanern unter anderem leistungsfähige 5-Achs-Bearbeitungszentren aus dem Haus DMG Mori zur Verfügung.
Ein wesentlicher Kostenfaktor in der Zerspanung sind die Nebenzeiten. Rüst- und Liegezeiten verlängern die Durchläufe der Werkstücke oft auf ein Vielfaches der eigentlichen
Bearbeitungszeit. Unter Umständen blockiert ein Rüstvorgang wertvolle Maschinenzeit, von den Personalkosten ganz abgesehen. Diese Problematik war den Planern in der Arbeitsvorbereitung bei Strack Norma schon länger bewusst. Speziell bei aufwändigeren Spannsituationen ging zuviel Zeit verloren; über die Rüstsituation entschied der Einrichter vor Ort und suchte sich dann die notwendigen Spannmittel zusammen.
Meine Meinung
Umdenken gefordert!
Wer sich das Breyl-Line-System beschafft und dann mit den Modulen lediglich seine bisherigen Spannlagen nachbildet, hat die eigentlichen Möglichkeiten des Systems nicht begriffen und veschenkt das meiste Potenzial. Hinter dem Spannsystem steckt eine komplette Bearbeitungsphilosophie – und die erfordert zunächst einmal die Bereitschaft, sich darauf einzulassen. Dass es sich lohnen kann, sich die Arbeit zu machen und die eigene Fertigung umzukrempeln, zeigen auch in Deutschland immer mehr Unternehmen, die mit dem System erfolgreich arbeiten. Das Schöne ist: Meist stehen schon am Anfang respektable Erfolge, die sich im Lauf der Zeit ausbauen lassen. Voraussetzung ist indes, dass alle Beteiligten mitziehen. Nur so lassen sich alle Potenziale erschließen.
Richard Pergler , Redaktion fertigung
„Während beim Anarbeiten von Platten die spanntechnischen Herausforderungen überschaubar sind, geht es bei den PowerMax-Komponenten um komplexe Bearbeitungssituationen mit anspruchsvoller Werkstückspannung“, erklärt Müller. „Mit konventionellen Spannmitteln ließ sich diese Bearbeitung nicht sinnvoll weiter optimieren. Wir machten uns also auf die Suche nach einer modularen standardisierten Lösung, die all unsere Produkte schnell, einfach und prozesssicher spannen kann.“ Dabei nahmen die Verantwortlichen alle Betroffenen mit ins Boot, um einer gemeinsam erarbeiteten Lösung von Anfang an eine hohe Akzeptanz zu sichern
Modulare Spannlösungen gibt es inzwischen von vielen Herstellern. Wichtig für Strack Norma war, nicht nur ein System für die PowerMax-Fertigung zu finden, sondern auch eine flexible Kundenlösung zur Formplattenaufspannung. „Wir suchten ein System mit Referenzpunkt in der Führungsbohrung“, betont Müller. „Eine Insellösung kam für uns nicht in Frage – wir wollten ein System, das für jeden Werkzeugbau ein hohes Maß an Flexibilität bietet, der bei seiner Spannmöglichkeit nicht nur auf einen Normalienhersteller festgelegt werden möchte.“
Nullpunkt in der Führungsbohrung
Beim italienischen Hersteller FCS System wurden die Normalienspezialisten fündig. Dessen Breyl-Line-Spannsystem arbeitet mit festem Nullpunkt in der Führungsbohrung der Grundplatte.
Auf einem 50er-Raster lassen sich mit beweglichen modularen Spannmitteln nahezu alle gewünschten Spannlagen realisieren, ohne dass neben dem Breyl-Line-Baukasten zusätzliche Elemente nötig sind. Die Module lassen sich flexibel kombinieren und ermöglichen optimierte Spannlagen. Bohrungen, die direkt ins Werkstück eingebracht werden und in die die Spannzapfen eingesetzt werden, sorgen trotz des filigranen Aussehens der FCS-Spannelemente für prozesssicheren Halt auch bei robusteren Bearbeitungen: Die Kräfte werden nicht über die Schraubverbindungen übertragen, der sehr präzise Formschluss ermöglicht die hohe Stabilität.
Auf einen Blick
FCS Breyl-Line
Die Vorteile des FCS-Systems liegen vor allem darin, dass es eine hohe Durchgängigkeit in der Fertigung ermöglicht – das erfordert in der Regel ein Umdenken und eine konsequente Optimierung der Produktionsschritte. Das System ist als Baukasten aufgebaut und besteht aus Grundplatten in einem 50er-Raster sowie Posi-tionierringen, Bolzen und Säulen, die zum Hochbauen des Werkstücks dienen. So können die Werkstücke von allen Seiten in einer Aufspannung frei bearbeitet werden. Die Vielseitigkeit des FCS-Systems erlaubt nicht nur die einfache Aufspannung einer Formplatte, sondern auch beliebiger Bauteile und Konturen.
„Auch wenn das Einbringen der Bohrungen zunächst als zusätzlicher Schritt erscheint – der Aufwand lohnt sich“, ist Müller überzeugt. „Eine spezielle Software zur Produktionsplanung zeigt unter anderem, wo sich die für die Spannzapfen notwendigen Bohrungen positionieren lassen. Das geschieht bei uns in der Arbeitsvorbereitung. Ein Nebeneffekt der aufwändigeren Planung zu Beginn der Produktion ist, dass sich die Prozessschritte so aus ganzheitlichem Blickwinkel optimal planen lassen.“
So ist auch sichergestellt, dass alle notwendigen Materialien, Werkzeuge und Spannelemente verfügbar sind. Das erfordert in vielen Fällen, dass die Prozesse auf den Kopf gestellt werden. „Es ist nicht damit getan, dass man mit dem FCS-System die bisherige Spannlage nachbildet“, betont Müller. „Der Vorteil, der allein aufgrund der Modularität des Baukastensystems entsteht, ist nicht das Wesentliche. Das weitaus größere Optimierungspotenzial liegt darin, die Möglichkeiten des Spannsystems konsequent auszureizen und die Fertigungsprozesse zu optimieren.“
So lassen sich mit den Spannelementen die Möglichkeiten der 5-Seiten-Bearbeitung nutzen – eine vom Spanntisch erhöhte Position des Bauteils ermöglicht es, ohne Störkonturen zu bearbeiten. Die permanenten Bezugspunkte schaffen eine hohe Flexibilität – so ist es kein Problem, ein Bauteil abzuspannen und mehrfach auf verschiedenen Paletten oder für weitere Bearbeitungsschritte auf anderen Maschinentischen neu zu spannen. Der Nullpunkt bleibt immer erhalten, auch bei späteren technischen Änderungen und Reparaturen: Die Bohrungen erlauben ein schnelles Aufspannen, die Wiederholgenauigkeit liegt bei 3 µm.
Im Profil
Strack Norma GmbH & Co. KG
Strack Norma ist Hersteller von Normalien für den Werkzeug- und Formenbau. Das Unternehmen hat seine Wurzeln unter anderem in einem Werkzeugbau, einem Maschinenbau und Werkzeugbau-Zulieferbetrieb. Heute hatStrack Norma den Wandel vom Maschinen- und Werkzeugbau zum Dienstleistungsunternehmen erfolgreich vollzogen. Die mehr als 150 Mitarbeiter des familiengeführten Unternehmens entwickeln, produzieren und liefern Artikel nach Katalog oder nach Anwenderwunsch vom Standort Lüdenscheid in die ganze Welt.
„Wir stehen erst am Beginn der Optimierung unserer Fertigung“, erklärt Müller. „Trotzdem machen sich bereits jetzt Fortschritte bemerkbar – unsere Rüstzeiten sind deutlich gesunken und von den Maschinen entkoppelt. Dazu können wir
oft mehrere Aufspannungen mit einer einzigen ersetzen. Das, was wir uns jetzt in der Komponentenfertigung für die PowerMax-Schieber erarbeiten, werden wir nach und nach auch in den übrigen Bereichen unserer Produktion umsetzen. Wir sind so überzeugt von dieser Fertigungsphilosophie, dass wir das FCS-Spannsystem inzwischen in unser eigenes Vertriebsprogramm aufgenommen haben.“
Kontakt:
- Strack Norma GmbH & Co. KG, www.strack.de
- Pfleghar Entwicklungs- und Vertriebs- GmbH & Co. KG, www.pfleghar.de
Weitere interessante Videos finden Sie auf dem Youtube-Kanal der fertigung.