Montagmorgen. Alle Mitarbeiter gehen fröhlich zur Arbeit. Und auch abends gehen sie wieder lächelnd nach Hause und freuen sich auf den Rest der Woche. Manche von Ihnen werden sich nun fragen, aus welcher Utopie diese Erzählung entsprungen ist. Doch dies ist keine Utopie, sondern es kann erreicht werden und es ist die Mühe wert. Wer in Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung gut qualifizierte und motivierte Arbeitskräfte für sich gewinnen möchte, muss auch auf gesellschaftliche Veränderungen eingehen. Daher müssen Unternehmen nicht nur vom Erreichen der Umsatzziele träumen, sondern auch davon, dass alle Mitarbeitenden Spaß an ihrer Arbeit haben und sich mit dem Unternehmen identifizieren.
Diesen Traum wollten der geschäftsführende Gesellschafter Andreas Lindner und Claudia Ferri bei Bimatec Soraluce tätig im Management für die Geschäftsbereiche Marketing, Vertrieb und Technologie, für ihr Unternehmen Bimatec Soraluce verwirklichen. Daher haben Sie im Sommer 2017 begonnen, die Unternehmenskultur zu verändern, um den Maschinenbauer zu einem moderneren und beliebteren Arbeitgeber zu machen.
Im Zuge dessen wurde auch folgende Frage gestellt: „Wisst ihr eigentlich, was internes Marketing ist?“ Einfach ausgedrückt, ist internes Marketing folgendes: Stellen Sie sich vor, ein nicht so glücklicher Mitarbeiter sitzt abends in seiner Stammkneipe und erzählt seinen Freunden von seinem Arbeitstag. Was gesagt wird, bekommen auch alle ungewollten Zuhörer mit. Wird hauptsächlich negatives besprochen, ist das schlecht für das jeweilige Unternehmen. Doch das Gegenteil ist gewollt: Die Mitarbeiter sollen positiv über ihren Arbeitgeber sprechen. Nicht nur bei den Kunden, sondern gerade auch im Privatleben. Um dies auch bei Bimatec sicherzustellen, setzt das Management unter anderem auf eine demokratische Unternehmensstruktur, die in den vergangenen Jahren erfolgreich eingeführt wurde.
Unternehmen brauchen ein Leitbild und eine Vision
Doch wie geht man einen solchen Umbau an? Ohne ein Leitbild und eine klare Vision geht es nicht. Lindner und Ferri machten sich für einen ersten Entwurf gemeinsam mit einer Marketingagentur an die Arbeit. Auch die Abteilungsleiter wurden gleich zu Beginn des Projekts involviert.
Das Ergebnis fasst Ferri so zusammen: „Unsere Vision war es, durch eine verantwortungsvolle Unternehmensführung und Teamarbeit eine neue Bimatec-Soraluce-Kultur zu schaffen, die gezielt Strukturen, Arbeitsabläufe und die Art und Weise wie wir intern und extern kommunizieren, hinterfragt und aufbricht.“
Bei den Zielen ging es nicht nur um wirtschaftliche Ergebnisse, sondern auch um die Veränderungen von Verantwortlichkeiten durch eine flachere Hierarchie, innerbetriebliche Aktivitäten und einen respektvollen Umgang untereinander. „Wir möchten durch die Bimatec-Soraluce-Kultur den Teamgeist, die Leidenschaft, das Engagement, die Eigenverantwortung, die persönliche Weiterentwicklung und die damit verbundene Leistung aller Mitarbeiter fördern“, so Ferri.
Weg von der spitzen Hierarchie hin zu mehr Eigenverantwortung
Im Zuge der Transformation hat das Zerspanungstechnologie-Unternehmen auch die zuvor spitze Hierarchie abgeflacht. Lediglich drei Ebenen gibt es nunmehr. Geschäftsführer sind den Abteilungsleitern nahezu gleichgestellt.
„Man definiert sich lediglich über Kompetenzen und Leistungen“, erklärt Ferri. „Es wird nun wesentlich mehr auf Eigenverantwortung gesetzt als zuvor.“ Darüber hinaus wurden im Zuge dieser Umstrukturierung bei Bimatec Soraluce Mitarbeiter ohne jegliche Führungskenntnisse zu Abteilungs- oder Teamleitern. Ferri: „Ein großer Schritt, aber es war notwendig.“
Die neue Struktur sorgt dafür, dass an viel mehr Stellen als zuvor eigenständig und eigenverantwortlich gearbeitet wird. Wenn Mitarbeitende mehr Verantwortung bekommen, dann denkt jeder mit, anstatt nur das notwendige zu machen; und zwar vom Hausmeister bis zum Geschäftsführer. Doch wie erreicht man, dass auch jeder mitzieht?
Das wichtigste: Kommunikation. „Es geht darum, nicht nur miteinander zu arbeiten, sondern auch miteinander zu reden und den anderen zuzuhören“, betont Ferri. „Außerdem müssen die Mitarbeiter wissen, dass auch sie, egal welche Position sie im Unternehmen haben, etwas bewegen können. Es muss klar sein: Wir sind alle Bimatec.“
Viele mögen nun denken, dass das zwar schön klingen mag, aber kaum umsetzbar ist. Doch bei Bimatec haben die Verantwortlichen eine gut funktionierende Lösung gefunden: Ein demokratisches Führungsgremium unterstützt durch regelmäßiges Feedback aus allen Abteilungen (Team-Pulse-Check).
Wie Bimatecs demokratisches Führungsgremium funktioniert
Bei dem Zerspanungsexperten ist ein Führungskreis aus 13 Mitarbeitern entstanden. Im sogenannten BS Circle sind alle Abteilungen des Unternehmens vertreten. „Dieses Gremium steht stellvertretend für all diese Abteilungen. Im Prinzip ist es ein Entscheidungsgremium im Sinne eines Parlaments“, sagt Ferri. Tatsächlich hat jedes Mitglied eine Stimme – und alle Stimmen sind gleich viel wert.
Entschieden wird im BS Circle alles, was das tägliche Leben und die Mitarbeitenden im Unternehmens betrifft. Strategie und Leitbild des Maschinenbauers liegen weiterhin in der Hand der Geschäftsleitung; an der Umsetzung arbeitet das Führungsgremium. Aus den BS Circle Treffen und dem regelmäßig ausgeführten Team-Pulse-Check entstehen beispielsweise Investitionspläne oder Weiterbildungsprogramme. „Dafür wird auch ordentlich Geld ausgegeben, das sich aber auch lohnt“, berichtet Ferri. „Die Mitarbeiter sind glücklicher, motivierter und erbringen daher auch eine höhere Arbeitsleistung.“
Was ist ein Team-Pulse-Check (TPC)?
Alle sechs Wochen findet pro Abteilung ein TPC statt, in dem das Leitbild, die Vision, die Werte des Unternehmens sowie die Werte und Ziele der Abteilung überprüft werden. Hier überprüft die Abteilung eigenständig, wie weit sie an ihrem Ziel angelangt sind.
Vor jedem TPC füllt ein Mitarbeiter eigenständig einen Bewertungsbogen aus, der vorab an den Abteilungsleiter gegeben wird. Dieser erfasst alle Bewertungen in einer Tabelle, die dann in der Besprechung vorgetragen werden. Dadurch hat man einen genauen Überblick über das Erreichen seiner Ziele.
Der BS Circle trifft sich alle sechs Wochen, um aktuelle Entwicklungen zu diskutieren. Auch Gastteilnehmer sind jederzeit herzlich willkommen, denn der Führungszirkel soll kein abgeschotteter Kreis sein, der im stillen Kämmerlein agiert. „Ganz im Gegenteil, jede und jeder im Unternehmen sind herzlich willkommen, an den Besprechungen des BS Circle teilzunehmen“, erläutert Ferri. „Wir möchten die Arbeit des Gremiums so transparent und nachvollziehbar wie möglich gestalten.“
Wie die Interessen aller Abteilungen gewahrt werden
So sind auch die Abteilungen abwechselnd dafür verantwortlich, die Agenda für die BS–Circle-Treffen zu erstellen. „Dadurch erreichen wir, dass nicht jedes Mal Themen besprochen werden, die eine feste Person vorgibt, sondern dass Themen auf den Tisch kommen, die die Abteilungen bewegen“, so die Managerin.
Durch den TPC gelangen zudem kritische Themen, die die Mitarbeiter der jeweiligen Abteilungsleiter am meisten bewegen, in den BS Circle und können dort von den Gremium-Mitgliedern bearbeitet werden. Ferri kommentiert: „Durch die Zusammensetzung des BS Circle wird sichergestellt, dass die Interessen aller Abteilungen gewahrt werden und dass das Verständnis für die Belange anderer Abteilungen gestärkt wird.“
Der geschäftsführende Gesellschafter Andreas Lindner ergänzt: „Wir möchten, dass jeder hier ein Teil der Veränderung und der neuen Bimatec-Soraluce-Kultur ist. Jeder soll helfen, unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen. Mit seiner eigenen Persönlichkeit, aber auch mit dem notwendigen Respekt und Fairness gegenüber aller Kollegen, egal aus welcher Abteilung.“
All das hat dazu geführt, dass die Angestellten nun wirklich im Mittelpunkt des Unternehmens stehen. Der Traum der zufrieden lächelnden Mitarbeiterschaft ist bei Bimatec Soraluce nun Wirklichkeit geworden.