Etwa 80 Teilnehmer aus Fertigungsbetrieben unterschiedlichster Branchen waren der Einladung von Götz Marczinski, Geschäftsführer der CIM Aachen, nach Ulm gefolgt, um sich über Toolmanagement in der Praxis unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit zu informieren und mit den Experten zu diskutieren. Mit dem Seminar setzt CIM die seit 1996 bestehende Reihe „Wirtschaftliches Zerspanen“ auch im 17. Jahr erfolgreich fort.
Für wen und unter welchen Voraussetzungen sich die Einführung eines Toolmanagementsystems rechnet war das zentrale Thema des diesjährigen Toolmanagementseminars in Ulm. Parallel zu den Vorträgen präsentierten die Unternehmen Zoller, Exapt, Coscom und Achterberg ihre Dienstleistungen und Werkzeugautomaten.
In den Praxisvorträgen waren die Hinweise auf „unsichtbare“ Aufwandspositionen deutlich, wie sie etwa durch die Datenaufbereitung und durch Maßnahmen zur Anpassung der Ablauforganisation entstehen. Als roter Faden zogen sich Integrationsaspekte durch die Fachdiskussion. Ob nun aus der Perspektive der Voreinstellung oder aus der Perspektive der NC-Planung, ohne das Zusammenspiel der jeweiligen IT-Systeme ist ein wirtschaftliches Toolmanagement nicht zu realisieren. Dabei spielen 3D-Werkzeugmodelle eine immer größere Rolle.
In seinem Initialvortrag beleuchtete Markus Schoor, Senior Consultant bei CIM, die Frage, wann Toolmanagement als wirtschaftlich betrachtet werden kann, und beschrieb die Nutzenpotenziale und die Aufwandspositionen, die bei einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zu beachten sind.
Meine Meinung
Toolmanagement ist in vielen Betrieben noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Daher veranstaltet Götz Marczinski Jahr für Jahr erfolgreich seine Seminare, um verschiedene Aspekte des Toolmanagements zu beleuchten und die Vorteile hervorzuheben. Trotz augenscheinlicher Mehrarbeit oder gar Widerstand mancher Mitarbeiter lohnt sich für Betriebe der Einsatz von Toolmanagement, da Werkzeuge und Kosten real eingespart werden können. Das bricht nicht immer, aber immer öfter das Eis.
Martin Droysen, Redaktion fertigung
Seiner Definition von Toolmanagement nach ist es wichtig, die Hauptzeit des Produktionsprozesses zum Engpass zu machen. Daher ist es notwendig, wie er in seinem Vortrag betonte, den Zerspanprozess und die Ablauforganisation gleichzeitig zu optimieren. Toolmanagement wird demnach dann wirtschaftlich, wenn mit den wesentlichen Produktionshebeln, die er in den Werkzeugkosten, der Maschinenverfügbarkeit und dem Personalaufwand identifiziert, eine ausreichende Wirkung erzielt wird.
Das belgische Unternehmen Capaul fertigt Kleinserien und hat sich zum Ziel gesetzt, in den nächsten zweieinhalb Jahren nicht nur beim Toolmanagement eine Vorzeigelösung zu schaffen. Im ersten Schritt wurde das System Zoller-TMS in Verbindung mit einem Einstellgerät von Zoller eingeführt. Die Datenaufnahme erfolgt mit ToolsUnited. Preis zeigte eine exakte Aufstellung der kalkulierten Einsparungen und den geplanten ROI auf. Ihm zufolge sollen sich im ersten Jahr etwa 85 000 Euro, in den Folgejahren dann jeweils eine stattliche Summe von gut 447 000 Euro einsparen lassen.
Im Anschluss folgte ein von der fertigung-Redaktion moderierter Marktüberblick über derzeit übliche und verfügbare Werkzeugausgabeautomaten. Aktuell sind elf verschiedene Systeme mit verschiedenen technologischen Ansätzen und ebenso unterschiedlichen Zielgruppen am Markt verfügbar, vom einfachen Schubladen- und Spiralautomaten über Schieber-, Fachschubladen- und Schüttenschränke sowie Karusselle bis hin zu Taktschubladen- und Vertikalschränken. Paternoster, Liftsysteme und Lagerräume mit Zugangskontrolle sind weitere Lösungen. Eingesetzt wird oft eine Kombination aus verschiedenen Systemen. Die Präsentation der Marktübersicht, erschienen in der letzten Ausgabe der fertigung im vergangenen Jahr, rundete den Vortrag ab.
Transparente Werkzeugverwaltung
Der Lohnfertiger Kinkele aus Ochsenfurt fertigt Großbauteile bis 100 t und setzt im Bereich Toolmanagement bereits seit 1999 den ToolDirector von Coscom zur Planung von Bauteilen und Prozessen ein. Werner Schmidt, CNC-Programmierung in der Kinkele-Arbeitsvorbereitung beschrieb die Einsatzgebiete der Software, deren Zusammenspiel in der gesamten IT-Landschaft sowie die speziellen Anpassungsmöglichkeiten der Oberfläche und Funktionen auf individuelle Bedürfnisse.
Aus seiner Sicht war eine Werkzeugverwaltung dringend erforderlich. Wirtschaftlichkeitsaspekte zeigte er anhand des Mengengerüsts an Werkzeugen und der Personalausstattung der NC-Planung auf. Mit dem derzeitigen Zustand und den Ergebnissen – im ToolDirector sind etwa 8800 Komplettsysteme, bestehend aus gut 4500 Grundwerkzeugen/Einzelkomponenten, hinterlegt, und dem FactoryDirector mit etwa 23 800 Datensätzen seit der Einführung 2001 – zeigt sich Schmidt sehr zufrieden.
Die Vorteile der Werkzeugverwaltung für Kinkele ist die Transparenz der Werkzeugbewegung und -verwendung. Das ergibt Schmidt zufolge die optimale Funktion des Werkzeuges, eine genaue Übersicht des Werkzeugbestandes und reduziert diesen effektiv. In der Folge entstehen auch geringere Kosten.
Der letzte Praxisvortrag von Frank Ratanski und Bernd Jonen der Ortlinghaus-Werke GmbH beleuchtete Toolmanagement im Kontext des Ortlinghaus-Managementsystems. Ortlinghaus ist Serienfertiger von Kupplungen für unterschiedliche Anwendungen. Im Rahmen eines unternehmensweiten Projekts zur Komplexitätsreduzierung ist auch der Werkzeugbereich entschlackt worden. Nach Angaben von Ratanski hat das Unternehmen zu seinen 70 Baureihen eine Vielzahl an zu fertigenden Varianten, was zu einer hohen Varianz in der Prozesskette führt.
Als langjähriger Coscom-Anwender wird Jonen zufolge das Toolmanagementsystem in erster Linie zur Variantenbereinigung im Werkzeugspektrum und zur Organisation der Werkzeuglogistik eingesetzt. Im Vortrag zeigten Ratanski und Jonen die erzielten Einsparungen und Optimierungen auf.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion mit differenzierten Fragen des Publikums zu Details im Toolmanagement und der Vielfalt an bereits verfügbaren Werkzeugdaten in der Cloud-Datenbank von CIM Aachen.