Tools für schlanke Prozesse

(Bild: AGCO Fendt)

Wenn Jan-Eric Feldmann über die Produktion in „seinem“ Werk spricht, ist Lean ein häufig gebrauchter Begriff. Auch Worte wie Fluss, Rhythmus, Pull oder Ordnung fallen. „Weil die Prozesse nie zum Stillstand kommen dürfen, sind unsere Abläufe automatisiert, die Wege gerade, die Kommunikation direkt“, versichert der Fertigungsleiter bei AGCO Fendt in Marktoberdorf. Die Traktoren aus dem Allgäu gehören dazu. Das AGCO-Fendt-Werk ist eine in ihrer Modernität fast visionär anmutende Fertigung und laut Fendt das modernste Traktorenwerk der Welt. Auf mehr als 85 000 m² Fläche und rund 1 km Produktions-

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Der Werkzeugausgabeautomat Vending Machine von Walter in der High-End-Ausführung. Bilder: Walter AG

strecke entstehen jedes Jahr rund 20 000 Traktoren und insgesamt 28 000 Vario-Getriebe – bis zu 130 Einheiten täglich. Seit Anfang 2011 hat der Konzern rund 300 Millionen US Dollar in den weiteren Ausbau des Werkverbunds Marktoberdorf mit Asbach-Bäumenheim investiert.

Fendt hat sein Werk vom ersten bis zum letzten Schritt auf Lean Production ausgerichtet. Fertigungsleiter Feldmann fasst sich kurz: „Verschwendung eliminieren“. Sein wichtigstes Prinzip dabei: Denken in Prozessen statt in Arbeitsschritten. Fendt-Traktoren sind Premium-Produkte, das bestimmt das hohe Qualitätsbewusstsein der Beschäftigten. Bevor ein Traktor das Werk verlässt, wird er an zahlreichen Quality Gates entlang der Montagelinie gecheckt und final in einem Lichttunnel vollständig geprüft.

Qualität und Effizienz
Ein Hersteller, der so viel Wert auf Qualität und Effizienz legt, verlangt natürlich das Gleiche von seinem Werkzeuglieferanten. „In unserem Markt kann sich nur behaupten, wer Zerspanung auf hohem Niveau betreibt“, erklärt Feldmann. Walter-Werkzeuge kommen in Marktoberdorf in der Gehäuse- und Rahmenfertigung zum Einsatz. Dort werden auf 24 000 m² Produktionsfläche alle Gusskomponenten der Traktoren gefertigt, bevor sie in der Montagehalle zusammengebaut und anschließend lackiert werden. „Ein Hersteller, der in seiner Fertigung den Weltmaßstab setzt, ist für uns der ideale Partner, um unserem hohen Anspruch an Hightech-Zerspanungslösungen gerecht zu werden“, sagt Wolfgang Werder, der als Verkaufsleiter auf Walter-Seite für AGCO Fendt verantwortlich ist. Er sieht die Zusammenarbeit mit dem Fertigungsleiter Feldmann als bereichernd: „Wenn unsere Außendienstmitarbeiter aus Marktoberdorf zurückkommen, schwärmen sie regelmäßig von der technologisch hochentwickelten Fertigung und vor allem der Aufgeschlossenheit für weitere Optimierung.“

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Das Dieselross: Die aktuelle Kühlerfigur erinnert an einen legendären Schlepper von Fendt.

Seit fast zehn Jahren schaffen es Werder und seine Kollegen vom Walter-Außendienst, Fendt immer wieder neu zu überzeugen. „Das haben wir nur mit unserer hohen Innovationskraft geschafft“, meint der Außendienstmitarbeiter und technische Berater Michael Dreher und erzählt ein aktuelles Beispiel: Ende 2011 war Fendt auf der Suche nach einem Fräser, um Guss und Stahl schneller zu zerspanen. Michael Dreher bot den damals noch in der Entwicklung befindlichen Blaxx-Tangentialfräser für einen Feldversuch an. „Wir testeten 1000 Platten an den verschiedensten Bauteilen, Maschinen, Materialien und Durchmessern“, berichtet Marco Hofmann, Fertigungsmeister bei AGCO Fendt, „und gingen in etlichen Probeläufen an die Grenzen von Maschine und Werkzeug. Im Ergebnis haben wir Blaxx für alle unserer 50 Maschinen in der Komponentenfertigung bestellt.“

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Traktorenfertigung bei AGCO Fendt in Marktoberdorf. Mit seiner über 80-jährigen Unternehmensgeschichte gehört das Unternehmen zu den größten Herstellern von Traktoren.

Reduzierte Bearbeitungszeit
Derzeit sind bei AGCO Fendt rund 150 Blaxx-Eckfräser F5141 im Einsatz. Parallel dazu wurden Xtra•tec-Igelfräser F4338 von Walter eingefahren. Das Ergebnis beider Neuerungen: 300 000 Euro jährliche Einsparung durch reduzierte Bearbeitungszeit und deutlich geringeren Verschleiß bei den Wendeplatten. Das entspricht einer Amortisationszeit von gerade einmal sieben Monaten.Dreher meint: „Dieses Projekt war wirklich eine Win-Win-Situation. Walter hatte Gelegenheit, Blaxx ausgiebig zu testen, für Fendt entwickelte sich daraus ein optimales Standardprodukt mit enormen Kosteneinsparungen.“

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Blaxx-Hochleistungsfräser im Einsatz in der Fertigung.

Toolmanagement im Visier
Walters Leistung für AGCO Fendt umfasst aber nicht nur Produktivitätssteigerungen durch neue Produkte und gemeinsame Testläufe, sondern auch tiefes Know-how und einen systematischen Ansatz bei der Prozessoptimierung namens Walter Multiply. Mit diesem Service-Angebot hilft Walter seinen Kunden, Prozessschritte einzeln oder auch im Zusammenspiel zu optimieren. Der für Feldmann interessante Aspekt war das Toolmanagement. Walter bietet dafür automatisierte Werkzeugausgabesysteme (Vending Machines) an. „Einer dieser Automaten steht erst seit gerade mal drei Monaten in meiner Abteilung, und schon ist der Effekt enorm“, sagt Feldmann. Vor der Einführung der Vending Machines konnten sich die Fertigungsbereiche Werkzeuge und Wendeplatten im Magazin abholen, ohne den Verbrauchsort angeben zu müssen. Dadurch kam es vor, dass benötigte Werkzeuge manchmal nicht mehr verfügbar waren. Das wiederum führte zu ungeplanten und intransparenten Lagerbeständen innerhalb der Fertigung. „Wenn das an 50 Maschinen passierte und an jedem Verbrauchsort dann 50 Wendeschneidplatten à 10 Euro pro Platte lagerten, waren schnell mal 25 000 Euro Kapital gebunden“, rechnet Feldmann vor. Die Vending Machine von Walter gibt Werkzeuge hingegen erst nach einer Anmeldung aus. Der Werkzeugfluss wird transparent und bindet weniger Kapital als früher. Denn der Automat läuft nie leer: Die Entnahmen werden registriert und Mindestbestände automatisch gemeldet. Nachbestellte Werkzeuge sind binnen 24 h vor Ort. Die Vernetzung von Maschine und Werkzeugentnahme ist auch die Grundlage für eine automatisierte Analyse der Fertigungsprozesse: Unnormal hohe Verbräuche werden schneller erkannt, Arbeitsabläufe können weiter optimiert werden.

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Blaxx-Eckfräser F5141 von Walter.

„Durch Angebote wie die Vending Machines verknüpfen wir Produkt und Service und können unsere Kunden entlang ihrer gesamten Prozesskette begleiten“, sagt Walter-Mann Dreher, „das ermöglicht schlanke Prozesse und den nächsten Produktivitätsschub für unsere Kunden.“ Für AGCO Fendt am Standort Marktoberndorf mündet das in einen wichtigen Wettbewerbsvorteil. Jan-Eric Feldmann plant bereits den nächsten gemeinsamen Schritt mit Walter: Weitere Ausgabesysteme sollen das Toolmanagement in der Gehäuse- und Rahmenfertigung perfektionieren, ein bisheriges Fräskonzept soll abgelöst werden – mit den neuen Walter-Fräsern der Blaxx-Familie.

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