Werkzeuge

23. Okt. 2025 | 08:00 Uhr | von Redaktion "Fertigung"

Medizintechnik

Dental‑Fräser: Wenn Zerspanung auf Zahntechnik trifft

Mit speziell entwickelten Dentalfräsern überträgt Müller Präzisionswerkzeuge seine ­Erfahrung aus der industriellen Zerspanung in die Dentaltechnik – und steigert dort Standzeiten und Prozesssicherheit deutlich.

Bei der Produktion hochwertiger Dentallösungen setzt Becker Zahntechnik unter anderem auf die langlebigen Werkzeuge von Müller Präzisionswerkzeuge.

Bei der Produktion hochwertiger Dentallösungen setzt Becker Zahntechnik unter anderem auf die langlebigen Werkzeuge von Müller Präzisionswerkzeuge. (Bild: Müller Präzisionswerkzeuge)

In der Dentaltechnik ist Präzision unerlässlich. Die menschliche Mundhöhle ist so empfindlich, dass beim Zahnersatz bereits Abweichungen von zehn Mikrometer als Fremdkörper wahrgenommen werden. Die Fertigung muss exakt und wirtschaftlich erfolgen. Für Becker Zahntechnik bedeutet das: möglichst stabile und verschleißfeste Werkzeuge in der digitalen Fertigung. Das mittelständische Labor fertigt Zahnersatzlösungen aller Größen und Arten. Bei der Fertigung kommen CAD/CAM-Verfahren und Hochleistungsfräsmaschinen zum Einsatz. Bei den Werkzeugen setzt Becker Zahntechnik auf Sonderwerkzeuge von Müller Präzisionswerkzeuge.

Diese sind seit Jahrzehnten in zahlreichen Unternehmen aus Branchen wie der Automobilindustrie, Medizintechnik, Maschinenbau, Form- und Werkzeugbau und Luftfahrt zur Metallbearbeitung etabliert. Auf der Suche nach neuen Märkten, in denen Müller tätig werden kann, stieß man auf die Dentaltechnik. „Bei der Analyse möglicher Anwendungsbereiche für unsere Werkzeuge ist uns die Dentaltechnik aufgefallen. Die Werkzeugformen für den Werkzeug- und Formenbau sind die gleichen wie in der Dentaltechnik“, erklärt Mathias Schmidt, Geschäftsführer der Müller Präzisionswerkzeuge.

Um sich bei der Entwicklung der Werkzeuge möglichst nah an den Bedürfnissen des Marktes zu orientieren, beschloss Müller, einen Partner aus der Praxis dazu zu holen. So entstand der Kontakt zu Becker Zahntechnik. „Es war uns wichtig, unsere Expertise aus der Zerspanung mit dem Know-how aus der Dentaltechnik zu bündeln. Um die Tests bestmöglich betreuen zu können und den persön­lichen Austausch mit unserem Partner zu gewährleisten, wollten wir explizit einen Partner aus der Nähe“, so Schmidt.

Vom Prototypen zum Standard

Die Präzisionswerkzeuge von Müller sind in der metallverarbeitenden Industrie besonders für ihre hohen Standzeiten und Prozesssicherheit bekannt. Denn: Im Zuge einer umfänglichen Prozessanalyse passt Müller jedes Werkzeug an die jeweilige Anwendung an. Nur wenn Geometrie und Beschichtung den spezifischen Anforderungen gerecht werden, kann die dauerhafte Qualität gewährleistet werden.

Auch bei der Entwicklung der Dentalfräser spielte die Analyse eine wichtige Rolle. Basierend auf den Prozessen im Dentallabor und auf Erfahrungswerten aus der industriellen Zerspanung entwickelten die Müller-Experten die ersten Prototypen. Die Herausforderung bei Dentalfräsern liegt dabei in ihren sehr kleinen Dimensionen. Hier die bestmögliche Oberflächengüte der Schneidkante und der Radiusform zu erreichen, gepaart mit einer homogenen Beschichtung inklusive Nachbehandlung, ist eine große Herausforderung im Vergleich zu Sonderwerkzeugen für die Metallbearbeitung.

Die Prototypen wurden makro- und mikrologisch auf die Applikation bei Zahntechnik Becker ausgelegt und vor Ort getestet. Gemeinsam mit den Dentaltechnikern von Becker wurden die Ergebnisse analysiert und die Werkzeuge optimiert, basierend auf den Erkenntnissen bezüglich des Verschleißes und der Standzeit.

Die Dentalfräser von Müller Präzisionswerkzeuge.
Die Dentalfräser von Müller Präzisionswerkzeuge sollen zwischen 30 und 50 Prozent höhere Standzeiten im Vergleich zu marktüblichen Dentalfräsern erreichen. (Bild: Müller Präzisionswerkzeuge)

Dank iterativer Optimierung entstand ein Fräser, der das Zahnlabor vollends überzeugte. Das Performance-Plus zeigt sich unter anderem in einer hohen Bruchfestigkeit und hohen Standzeiten. „Im Dentallabor ist die Anzahl an Nachstellung ein guter Indikator für die Qualität eines Werkzeugs. Es fiel schnell auf, dass mit unseren Werkzeugen deutlich weniger Nachstellungen, also radiale Korrekturen, vorgenommen werden mussten. Das bedeutet, dass unsere Werkzeuge weniger verschleißen und länger die benötigte Schärfe behalten“, so Christopher Schindler, Projekt- und Anwendungsingenieur und Teamleiter Konstruktion bei Müller Präzisionswerkzeuge.

Die Beschichtung hat einen wichtigen Anteil an der hervorragenden Kantenfestigkeit. Müller entschied sich für ein spezielles VHM-Substrat, dass sich im indus­triellen Einsatz bereits bei schwer zerspanbaren Werkstoffen im Mi­krobereich bewährt hat. Nach gut einem Jahr gemeinsamer Entwicklungsarbeit sind die Fräser nun fest in die Produktionsprozesse von ­Becker Zahntechnik integriert. „Die Fräser haben eine deutlich längere Standzeit, brechen seltener und sind kosteneffizienter als die vorher verwendeten Werkzeuge“, begründet Zahntechnikermeister Viktor Litau, Geschäftsführer von Becker Zahntechnik, die Entscheidung. Das belegen auch die Kennzahlen aus der Praxis: In Versuchsreihen konnten zwischen 30 und 50 Prozent höhere Standzeiten gegenüber marktüblichen Dentalfräsern erreicht werden.

„Was uns die Umstellung enorm erleichtert hat, war die von Anfang mitgedachte Maschinenkompatibilität. Die Fräser sind als Plug-and-Play-Lösung ausgelegt und lassen sich ohne Modifikation in allen gängigen Dentalfräsmaschinen einsetzen. CAD/CAM-Systeme übernehmen die Werkzeuganpassung automatisch – spezielle Kenntnisse im Bereich Zerspanung sind somit nicht erforderlich. Das erleichtert unseren Technikern die Umstellung sehr“, erklärt Litau. „Es freut uns, dass unsere Zerspanungsexperten so erfolgreich einen neuen Anwendungsbereich für unsere Werkzeuge erschließen konnten. Das zeigt auch, dass sich eine genaue Analyse immer auszahlt und einem erfolgreichen Wissenstransfer hilft“, so Schmidt.

Quelle: Müller Präzisionswerkzeuge GmbH

FAQ - Häufig gestellte Fragen zu Dental‑Fräser


Was unterscheidet Dentalfräser von Standardfräsern aus der Industrie?
Dentalfräser sind wesentlich kleiner dimensioniert und auf besonders hohe Präzision bei filigranen Strukturen ausgelegt. Zudem müssen sie speziell beschichtet sein, um eine hohe Kantenfestigkeit und eine glatte Oberfläche zu erzielen – entscheidend für den Einsatz im Mundraum.

Welche Vorteile bringen die Müller-Dentalfräser für Dentallabore?
Sie ermöglichen bis zu 50 Prozent höhere Standzeiten, reduzieren den Werkzeugverschleiß und senken den Bedarf an Nachstellungen. Das steigert die Effizienz und senkt langfristig die Kosten bei gleichbleibend hoher Qualität.

Sind die Werkzeuge mit bestehenden Dentalfräsmaschinen kompatibel?
Ja, die Fräser von Müller wurden als Plug‑and‑Play‑Lösung konzipiert. Sie lassen sich ohne Modifikation in gängige CAD/CAM-Fräsmaschinen integrieren. Das erleichtert die Umstellung erheblich.

Wie lange dauerte die Entwicklung der Dentalfräser?
Die gemeinsame Entwicklungsarbeit mit Becker Zahntechnik dauerte rund ein Jahr – von der ersten Prozessanalyse über Prototypen bis zur Serienreife.

Können auch andere Dentallabore diese Fräser einsetzen?
Ja, die Dentalfräser sind inzwischen standardisiert und verfügbar. Aufgrund der Maschinenkompatibilität und automatisierten Werkzeuganpassung lassen sie sich unkompliziert in bestehenden digitalen Fertigungsprozessen einsetzen.

Gibt es weitere Industriebereiche, in denen diese Technologie eingesetzt werden kann?
Prinzipiell ja – überall dort, wo hohe Präzision bei kleinen Werkstücken gefragt ist. Denkbar sind etwa Anwendungen in der Mikromechanik, Medizintechnik oder Uhrenindustrie.

bearbeitet von: Sabine Königl

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