Bislang galt die Erkenntnis, bei 5xD ist Schluss, wenn es um das Längen-Durchmesser-Verhältnis von Bohrwerkzeugen geht. Denn größere Verhältnisse beeinträchtigen die Steifigkeit enorm, so dass bisher bei akzeptablen Vorschubwerten keine prozessstabile Zerspanung möglich war. Die Komet Group hat nun einen neuen 6xD-Bohrer entwickelt, dessen Leistungsdaten überzeugen.
Anlass für diese Entwicklung war die Anfrage eines Anwenders, der für große Verschraubungsbohrungen von Lagerringen, wie sie etwa bei Windkraftanlagen benötigt werden, einen produktiven 6xD-Bohrer mit einem Durchmesser von 33,0 mm gesucht hatte. Werkzeuge dieser Dimension werden in der Regel mit Führungselementen wie einer Zentrierspitze oder Führungsleisten ausgestattet, was den Herstellungsprozess allerdings wesentlich aufwändiger macht und die Kosten nach oben treibt.
Dr. Michel Maes, Entwicklungsleiter der Komet Group, weiß: „Es gibt zwar billige 6xD-Bohrwerkzeuge auf dem Markt, die auf eine Führungsgeometrie verzichten, doch können diese in der Regel nur mit verhältnismäßig kleinen Vorschüben arbeiten und sind daher nicht besonders produktiv.“
Hohe Steifigkeit bei 6xD
Der neue Komet-KUB-Pentron-6xD-WSP-Bohrer sollte eine kostengünstige und leistungsstarke Alternative ohne Führungselemente sein, die dennoch hohe Produktivität und Prozesssicherheit gewährleistet, wie der bewährte Komet-KUB-Pentron-5xD. Dieses Werkzeug diente den Besigheimer Bohrspezialisten daher als Referenz in Bezug auf die Steifigkeit. Entwicklungsingenieur Julius Osterried erklärt: „Unsere FEM-Untersuchungen haben ergeben, dass die Steifigkeit bei einer Werkzeugverlängerung von 5xD auf 6xD um bis zu 45 Prozent abnimmt.“ Um dem entgegenzuwirken, mussten die Entwickler den Grundkörper verändern. Denn das Substrat des Komet-KUB-Pentron und auch die bewährten Pentron Wendeschneidplatten W80 sollten beibehalten werden.
„Um die auftretenden Lasten zu ermitteln, wurden Zerspanungsversuche mit Kraftmessungen durchgeführt und die Ergebnisse mit Simulationstools numerisch und hybrid abgeglichen“, beschreibt Osterried das weitere Vorgehen. „Dabei kooperierten wir unter anderem mit Hochschulen, die neueste wissenschaftliche Erkenntnisse einbrachten.“ Mit einem ‚Screening‘ ermittelten die Komet-Entwickler anschließend geometrische Eigenschaften, die einen signifikanten Einfluss
auf die Steifigkeit haben. Mit diesen Kenntnissen und ihren Erfahrungen optimierten sie unter Zuhilfenahme von DoE (design of experiments) und FEM (finite element method) die Geometrie des Grundkörpers mit dem Ziel, eine auf den spezifischen Lastfall abgestimmte Steifigkeit in der Querkraftebene zu erreichen. Das Entwicklungsteam setzte vielversprechende Varianten in Prototypen um und validierte diese in Bohrversuchen.
Erfolgreiche Feldversuche
Die Ergebnisse flossen schließlich in einen neuen 6xD-Bohrer ein, mit dem kundenspezifische Feldversuche durchgeführt wurden. Entscheidend war die Schruppbearbeitung in den Vergütungsstahl 42CrMo4. Bei Vorschüben bis 0,12 mm/U und Schnittgeschwindigkeiten bis 176 m/min erzielt der neue 6xD-Bohrer positive Ergebnisse hinsichtlich der erzeugten Bohrungsdurchmesser, die innerhalb der geforderten Toleranz des Pflichtenheftes liegen. Auch das Abdrängverhalten des Bohrers, die Späneabführung und die Qualität der Bohrung entsprechen den Kundenvorgaben.
Maes resümiert: „Der neue Komet-KUB-Pentron-6xD-WSP-Bohrer ohne zusätzliche Zentrierspitze steht mit den genannten Schnittwerten und den erzielten Ergebnissen für eine hohe Produktivität bei der Bearbeitung von 42CrMo4V. Wir erreichen damit Standwege bis 9,9 m. Diese Werte liegen deutlich höher als die vergleichbarer Bohrer ohne Führungselemente und können auch mit geführten Werkzeugen konkurrieren.“ Inzwischen wird der neue 6xD-WSP-Bohrer bereits in der Praxis verwendet, und die Entwickler arbeiten bereits an weiteren 6xD-Bohrern mit anderen Durchmessern.
Kontakt: Komet Group GmbH, www.kometgroup.com