Nein, einfach war die Aufgabe sicher nicht, die die Aspiranten diesmal im Vorfeld zu lösen hatten. Abrufe aus dem Internet gab es in rauen Mengen, bei der Anforderung der Zeichnung waren es dann schon deutlich weniger. Und bei den eingesendeten Aufgaben schied sich dann die Spreu vom Weizen.
Unter anderem sollten die Teilnehmer eine sinnvolle Bearbeitugsstrategie für ein komplexes Werkstück entwerfen, die Beherrschung von Normen und Werkstoffkenntnissen beweisen, aber auch allgemeine Fragen beantworten, bis hin zur korrekten Identifizierung von Maschinenachsen. Die Aufgaben waren durchaus auf dem Niveau einer anspruchsvollen Meisterprüfung, und einige davon bezogen sehr spezifisches Know-how mit ein.
Profiwissen pur
Wettbewerb „Dreher des Jahres“
Der Wettbewerb „Dreher des Jahres“ findet alle zwei Jahre auf der Fachmesse AMB in Stuttgart statt. In diesem Jahr fällt der Startschuss zum aufregendsten Branchenevent am 18 September um 9 Uhr in Halle 3, Stand B92. Der Wettbewerb ist als Öffentlichkeitsaktion für die Branche konzipiert und soll auch den dringend benötigten Nachwuchs für den spannenden Hightech-Beruf des Drehers begeistern. Deshalb stehen ganz bewusst Menschen im Mittelpunkt der Aktion. Veranstaltet wird der Wettbewerb von der Fachzeitschrift fertigung. In diesem Jahr ist der Drehmaschinenhersteller Citizen Maschinenpartner des Contests. Er stellt die Wettbewerbsmaschine und sorgt im Rahmen einer zweitägigen Schulung auch dafür, dass alle Kandidaten optimal auf den Wettbewerb vorbereitet werden. Unterstützt wird die Veranstaltung zudem von den Unternehmen Sandvik, Mitsubishi, Blaser, Müller Hydraulik, Schlenker Spannwerkzeuge sowie der Messe Stuttgart als Ausrichter der AMB 2014.
Dass die Teilnehmer bereits zum zweiten Mal unter anderem auch Fragen zum Thema Langdrehen beantworten mussten, ist kein Zufall: Die Finalisten müssen am 18. September auf der Messe AMB in Stuttgart live vor Publikum ihr Werkstück auf einem Langdreher bearbeiten – jeder gegen jeden und alle gegen die Zeit. Die Redaktion fertigung hat sich diesmal für Citizen und seine Langdreher-Sparte als Maschinenpartner entschieden – die Wettbewerbsmaschine ist eine Citizen L20-XII, eine der komplexesten Langdrehmaschinen im Portfolio des Herstellers. Mit Ihren neun Linearachsen, einer B-Achse am Vertikalhalter, eine Y-Achse an der Abgreifspindel und dem Einsatz bis zu maximal 40 Werkzeugen bietet sie vielfältige Möglichkeiten, eine Bearbeitung durchzuführen. Aus den eingesandten Lösungen des theoretischen Teils wurden von einer fachkundigen Jury die besten fünf Teilnehmer ermittelt – sie dürfen sich als Finalisten bereits jetzt mit Fug und Recht als Sieger fühlen. Als nach Ende der Bewertungen der Schleier der Anonymität über den Einsendungen gelüftet wurde, war für die Jury die Überraschung groß: Unter den diesjährigen Siegern sind vier Finalteilnehmer aus 2012 – ein sicheres Zeichen für das kontinuierlich hohe Niveau der Bewerber. Als Finalisten qualifizierten sich diesmal folgende Drehexperten (in alphabetischer Reihenfolge):
Eine Vorstellung der Kandidaten finden Sie auch in einem kurzen Video.
Reinhold Bühler (46): Nach einer Ausbildung zum Industriemechaniker, der Meisterschule (Maschinenbau in Freiburg) und Tätigkeiten bei verschiedenen Unternehmen kam Bühler zu Otto Männer Formenbau und Heißkanalsysteme in Bahlingen am Kaiserstuhl. Dort arbeitet der Ausdauersportler – Wandern, Radfahren, Langlauf – in Programmierung und Arbeitsvorbereitung der Abteilung Drehen. 17 Drehmaschinen – Einspindler, aber auch Gegenspindelmaschinen mit zwei und drei Revolvern sind in seinem Bereich. Bühler war bereits vor zwei Jahren unter den Finalisten.
Christian Gamper (26): Immer wieder mit dabei: Die Drehspezialisten des Marbacher Spanntechnikspezialisten Hainbuch. Seine Ausbildung zum Industriemechaniker hatte Christian Gamper bei
Micro Centric in Ditzingen absolviert, danach arbeitete er drei Jahre bei Knödler als CNC-Dreher. Anfang dieses Jahres konnte er seinen Industriemeister Metall abschließen, zu dem er sich neben seinem Beruf fortgebildet hatte. Gamper ist seit 2011 bei Hainbuch. Er arbeitet heute unter anderem im Bereich Hartdrehen und hat Erfahrung auf Steuerungen von Fanuc, Siemens, Heidenhain und Traub. Seine Hobbies sind unter anderem Kochen und Sport.
Siegfried Kersch (53): Der ausgebildete Maschinenschlosser hatte nach Schweißprüfungen und Vollzeit-CNC-Lehrgang berufsbegleitend seine Meisterprüfung im Dreher-Handwerk abgelegt und ebenfalls in Teilzeit seinen Betriebswirt gemacht. Zahlreiche Stationen und unterschiedlichste Maschinen säumten seinen Berufsweg. Heute arbeitet er als CNC-Dreher und Schichtführer beim Unternehmen Frank Stockhecke Frästechnik in Borgholzhausen. In seiner Freizeit erfüllt sich Siegfried Kersch einen echten Männertraum: Er ist als Lokführer bei der Moorbahn Uchter Moor aktiv. Und 2012 teilte er sich mit Diego Morabito den Gesamtsieg.
Harald Lehmann (40): Der gelernte Industriemechaniker und studierte Maschinenbauer ist nach verschiedenen Positionen –
mehrfach auch als Fertigungsleiter – für Otto Bitzer und drei weitere Precitool- und Sandvik-Coromant-Vertragshändler als Schulungsleiter rund um die Zerspanung und angrenzende Prozesse für Kunden der Partner aktiv. Sowohl im unternehmenseigenen Schulungszentrum als auch bei Anwendern vor Ort. Wenn es nicht um Zerspanung geht, stehen die Familie (drei Kinder) im Vordergrund. Auch er war vor zwei Jahren unter den besten Fünf.
Diego Morabito (28): Seine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker der Fachrichtung Automatendrehtechnik absolvierte der Familienvater (zwei Kinder) beim Drehteile-Spezialisten Alois Berger in Ottobeuren. Dort arbeitet er inzwischen als stellvertretender Abteilungsleiter im Bereich CNC-Einspindler für die Musterfertigung. Außerdem ist er Sicherheitsbeauftragter und Vertrauensmann in seinem Bereich. Erfahrungen hat der Hobby-Fußballer unter anderem mit verschiedenen Tornos-Deco-Maschinen sowie mit Modellen von Traub, Kummer und Index. Er teilte sich 2012 den ersten Preis mit Siegfried Kersch.
Am Tag des Finales bekommt jeder der fünf Teilnehmer die gleiche Aufgabe – ein Drehteil innerhalb der vorgegebenen Toleranzen zu fertigen. Der Finalist hat dann eine Stunde Zeit zum Programmieren und muss anschließend innerhalb einer weiteren Stunde sein Werkstück an der Maschine abarbeiten. Um 9 Uhr beginnt der Contest, am Abend, so gegen 17 Uhr, wird der Beste der Besten feststehen – der „Dreher des Jahres 2014“. Besuchen Sie uns und fiebern Sie mit – Sie finden uns in Halle 3, Stand B92!
Neben Ruhm und Ehre wird sich der Erstplatzierte über eine einwöchige Reise für zwei Personen nach Japan freuen, unter anderem mit Besuch eines Citizen-Werks und zahlreichen Einblicken in das reizvolle Land im Osten Asiens. Dem zweiten Sieger winkt ein Wochenende für zwei in einer europäischen Großstadt seiner Wahl. Der Dritte bekommt ein Notebook und der vierte und fünfte Sieger je einen Gutschein.