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Das Einschmelzen der losen Späne ist dagegen nicht möglich So spart das Unternehmen Geld, da der Verkaufserlös für lose Späne deutlich unter den Einkaufskosten für die Gießereirohstoffe liegt

Aus dem niederbayerischen Pfarrkirchen versorgt die Ludwig Frischhut GmbH und Co. KG Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsunternehmen in aller Welt mit hochwertigen Gussteilen für deren Leitungsnetze. Die Qualität überzeugt selbst Kunden in Australien, die den langen Lieferweg in Kauf nehmen. Schließlich sollen die Flansch- und Muffenformstücke oder Absperreinrichtungen viele Jahrzehnte schadlos überstehen, wenn sie installiert oder sogar in Leitungsnetzen im Boden eingebaut werden.

Für Kunden, die nicht so weit entfernt sind, kommt hinzu, dass Frischhut innerhalb weniger Tage liefern kann, wenn etwa auf einer Baustelle plötzlich zusätzliche oder andere Teile als geplant

Ruf-Brikettierpresse

Seit rund zehn Jahren problemlos und automatisch im Einsatz: Die in einer Einhausung außen am Fertigungsgebäude der Frischhut GmbH platzierte Ruf-Brikettierpresse.

benötigt werden. Das Unternehmen im Landkreis Rottal-Inn betreibt zwei eng verzahnte Standorte: Die Fertigung am Stammsitz in Pfarrkirchen und die Gießerei im etwa 40 km entfernten Neumarkt-St. Veit.

Trockenbearbeitung

Zur Langlebigkeit der Produkte trägt unter anderem das Know-how des Unternehmens bei der Beschichtung mit Epoxydpulver im Wirbelsinterverfahren bei. Aber der Korrosionsschutz setzt bei Frischhut noch früher ein: Die Gussteile – fast ausschließlich Sphäroguss, also Gusseisen mit Kugelgraphit – werden trocken bearbeitet; beim Fräsen, Drehen oder Bohren kommen keine Kühlschmierstoffe zum Einsatz. Mit der Brikettieranlage von Ruf löste die Firma Frischhut ein schon lange vorhandenes Problem. Bei den Spänen handelt es sich zwar im Grunde um wertvollen Rohstoff – sie ließen sich allerdings nicht einschmelzen.

Ruf Presse

Die Presse wirft die Briketts aus Gussspänen – bis zu 120 kg/h – direkt in den Sammelbehälter aus.

Werkleiter Christian Greil erläutert: „Da die Oberfläche der Späne im Verhältnis zum Gewicht sehr groß ist, würden sie entweder verpuffen oder durch die thermischen Verhältnisse im Schmelzofen oberhalb der Schmelze an die Außenwand gedrückt. Sie würden nie die Schmelze erreichen.“ Über Jahrzehnte verkaufte Frischhut daher die anfallenden Späne zu einem niedrigen Preis. Sie wurden in Containern gesammelt und von einem Schrotthändler abgeholt.

Auf einen Blick

Brikettieranlagen von Ruf

Das Unternehmen Ruf mit Sitz in Zaisertshofen, wurde 1969 von Hans Ruf gegründet, der heute die Geschäfte gemeinsam mit seinen Söhnen Roland und Wolfgang leitet. Rund 100 Mitarbeiter entwickeln und produzieren hochinnovative Brikettieranlagen in modularer Bauweise für Holz, Metall und andere Reststoffe. Die kleinste Maschine vom Typ RAP (Ruf-Anbaupresse) schafft mit einer Motorleistung von 4 kW einen Durchsatz von 20 bis zu 150 kg/h (je nach Material und Spanart). Die mit 90 kW größte Anlage (Ruf 90) erreicht bis zu 4800 kg/h. Bereits 1985 stellte Ruf seine erste Brikettierpresse vor und verkaufte diese an ein Holzwerk. Sie ist bis heute voll funktionsfähig, ein Beweis für die solide Bauweise der Ruf-Anlagen. Mittlerweile laufen über 3700 Brikettiersysteme von Ruf in über 100 Ländern.

Das war kein gutes Geschäft. Denn weil sich Späne nicht gut einschmelzen lassen, sind sie deutlich weniger wert als die Eisenrohstoffe, die für die Gießerei eingekauft werden. Zwar schwanken die Preise ständig, aber im langjährigen

Ruf gepresste Spaene

60 mm Durchmesser, etwa 40 mm Dicke und 600 g schwer. So lassen sich die gepressten Späne problemlos einschmelzen.

Durchschnitt liegt die Differenz laut Marktrecherchen von Ruf bei etwa 100 Euro pro Tonne. Der Preis für die Späne wird außerdem durch deren Korrosion gedrückt, denn aufgrund der relativ großen Oberfläche ist der korrodierte Anteil höher, als es bei Stückschrott der Fall ist. Beim hochwertigen Gusseisen mit Kugelgraphit kommt ein weiterer Vorteil hinzu: Frischhut erhält exakt die Sorte zurück, die zuvor aufwendig hergestellt wurde, inklusive der teuren Legierungselemente. Probleme durch den Ankauf von externem Schrott, der den Qualitätsanforderungen nicht entspricht, werden dadurch vermieden.

Problemloses Einschmelzen

All diese Nachteile beseitigt die Brikettierung. Die kompakten Briketts lassen sich besser lagern und transportieren – und problemlos einschmelzen. Zudem steigt die Qualität des Metalls; denn wenn die Späne kurz nach ihrem Entstehen zu Briketts gepresst werden, bleibt der Korrosion kaum Zeit, die Späne anzugreifen.

Zitat

„Jedes Brikett wiegt rund 600 Gramm – ein Gewicht, das man in unserer Gießerei gut handhaben kann.“
Christian Greil, Werkleiter Frischhut.

 

Als man bei Frischhut auf die Möglichkeit der Brikettierung aufmerksam wurde, landete man aufgrund des guten Rufs und der räumlichen Nähe schnell bei Ruf. „Wir hatten mit dieser Technik keinerlei Erfahrung. Daher war es für uns sehr wichtig, Experten in der Nähe zu haben“, sagt Greil. Schließlich überzeugte auch die kompetente Beratung durch Ruf. Um sicher zu sein, dass die Brikettierung mit den Spänen von Frischhut gut funktioniert und um die ideale Brikettgröße zu

Frischhut Produkte

Komponenten für die Wasserver- und Abwasserentsorgung liefert die Ludwig Frischhut GmbH in alle Welt.

ermitteln, ließ das Unternehmen Späne im Technikum von Ruf probeweise verpressen. Gemeinsam mit Ruf konnte sich Frischhut schrittweise an die Brikettierung „herantasten“. Nach den erfolgreichen Pressversuchen begann Frischhut 2004 die Gussspäne selbst mit einer Mietpresse zu brikettieren. Das Brikettiersystem vom Typ RB 4/2800/60S verfügt über einen 4 kW starken Antriebsmotor, der die Späne mit einem spezifischen Pressdruck von 2800 kg/cm² verpresst. Die zylinderförmigen Briketts haben einen Durchmesser von 60 mm. Die Ruf-Monteure passten die Presse vor Ort genau an den Bedarf von Frischhut an. Sie bekam einen größeren Aufsatztrichter mit spezieller Geometrie.

Zufrieden mit der Presse

Inzwischen hat Frischhut die Presse übernommen „Und wir sind damit sehr zufrieden“, betont der Werkleiter. Denn die Anlage läuft seit nun zehn Jahren zuverlässig und vollautomatisch. An

Frischhut Bearbeitung

Spanende Bearbeitung: Um Korrosion von vornherein auszuschließen, werden die Teile ausschließlich trocken gefräst, gedreht und gebohrt.

zwölf Bearbeitungsmaschinen der Fertigung werden die Späne abgesaugt und über Rohrleitungen in den Sammeltrichter der Presse geleitet.

Aufgestellt ist sie in einer Einhausung, die an das Firmengebäude angebaut wurde. Ist ein festgelegter Füllstand erreicht, lassen Sensoren die Presse automatisch starten. Sobald der Trichter weitgehend geleert ist, stoppt sie ebenfalls selbständig. An der Presse fallen nur zwei manuelle Tätigkeiten an: Der Sammelbehälter mit den Briketts muss immer wieder gegen einen leeren ausgetauscht und der Vorratsbehälter für die Zudosierung minimaler Ölmengen aufgefüllt werden. Dieses von Ruf entwickelte System ist bei Frischhut erforderlich, weil Briketts aus absolut trockenen Spänen relativ leicht auseinanderbrechen können. „Mit der Dosieranlage fügen wir tröpfchenweise minimale Ölmengen hinzu“, erläutert der Werkleiter. Gerade so viel, dass die Briketts stabil sind. Die Mengen bewegen sich im Bereich weniger zehntel Prozent.

Mehrschichtbetrieb

Gearbeitet wird in der spanenden Bearbeitung bei Frischhut je nach Bedarf in zwei oder drei Schichten. Mit dem vergrößerten Trichter passt sich die Ruf-Presse allen Anforderungen flexibel an. Das ist wichtig, weil die Versorgung der Presse mit Spänen nicht kontinuierlich erfolgt. An den Arbeitsplätzen der spanenden Bearbeitung werden die Späne in Sammelbehältern aufgefangen, die etwa 1 bis 1,5 m3 fassen. Ist ein Behälter weitgehend gefüllt, hängen die Mitarbeiter einen Saugrüssel in den Behälter und lassen die Späne absaugen. So kommen sie schubweise bei der Presse an. Die Anlage brikettiert pro Stunde 120 kg Späne.

Ruf Sammelbehaelter

Wenn der Sammelbehälter voll ist, hängen Mitarbeiter einen Saugrüssel hinein, der die Späne über ein Absaugsystem zur Brikettierpresse transportiert.

In Form der Briketts kann Frischhut die eigenen Produktionsreste nun direkt wiederverwenden. Der früher notwendige Platz für große Container zur Spänesammlung ist nicht mehr erforderlich. Lediglich die in sehr geringen Mengen anfallenden Graugussspäne werden separat gesammelt und entsorgt. Die Briketts haben einen Durchmesser von 60 mm, eine Höhe von etwa 40 mm und eine Dichte beträgt von 5,3 kg/l. Jeder wiegt rund 600 g – „ein Gewicht, das man in unserer Gießerei gut handhaben kann“, sagt Greil.

Die Mitarbeiter im nahe gelegenen Neumarkt-St. Veit setzen die Briketts dann in die Elektroöfen ein. Die Briketts werden so mit minimalem Abbrand eingeschmolzen. Zusätzlicher Aufwand für den Transport fällt nicht an. Denn der Lkw, der täglich die gegossenen Teile aus Neumarkt-St. Veit zur Bearbeitung nach Pfarrkirchen bringt, nimmt auf dem Rückweg die Briketts mit. So schließt sich der Kreislauf, und die Wirtschaftlichkeit steigt.

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