Am 8. Oktober 2014 feierte Sandvik Coromant nach zwei Jahren Bauzeit die Eröffnung des neuen Sandvik-Coromant-Centers im schwedischen Sandviken. Der Komplex ist eines der weltweit größten Sandvik-Zentren für Produktivität, Anwendungswissen, Zerspanungstechnik und Forschung in der Fertigungsindustrie. Für dieses und ein weiteres Zentrum im chinesischen Langfang investierte Sandvik Coromant insgesamt 22 Mio. Euro.
Meine Meinung
Mit dem neuen Center am Sandvik-Headquarter bietet Sandvik Coromant seinen Anwendern eine ideale Plattform, um die neuesten Werkzeugentwicklungen auf den modernsten Werkzeugmaschinen live unter Span in Augenschein nehmen zu können. Mit einem eigenen Hotel und einer perfekten Infrastruktur werden die Schweden in Zukunft zahlreiche Kunden aus aller Welt nach Sandvik lotsen können. Werkzeuginnovationen quasi zum Anfassen gibt es obendrein.
Jürgen Gutmayr, Redaktion fertigung
„Wir haben ein Zentrum der Spitzenklasse erschaffen, das, davon sind wir überzeugt, von der Fertigungsindustrie benötigt wird. Es ist ein Treffpunkt für alle, die interessiert sind an Produktivitätsgewinnen, Innovationen in der Schneidkantenforschung und der Zukunft der globalen Produktion“, so Sandvik Coromant Präsident Klas Forsström.
Acht Maschinen unter Span
Ab sofort stehen in Sandviken acht Werkzeugmaschinen unter anderem von DMG Mori, Mori-Seiki, Mazak, Brother und Hermle jeden Tag live unter Span. 25 Center bietet Sandvik inzwischen weltweit seinen Kunden, um sich über die neuesten Werkzeugentwicklungen sowie spezielle Lösungen etwa aus den Bereichen Automotive oder Aerospace zu informieren. Unter dem Motto „Closer to the Customers“ will Forsström mehr Anwender nach Schweden bringen, um ihnen vor Ort das Potenzial der Tools näher zu bringen. Auf rund 4500 m2 erwarten den Besucher die neuesten Werkzeuge quasi zum Anfassen. Neben „Tools for touch“ bietet das Center in Sandviken nicht nur Werkzeugmaschinen der neuesten Generation, sondern auch moderne Kommunikation und 14 Trainings- und Konferenzräume, die zudem weltweit vernetzt werden können.
Bis zu 6000 Besucher im Jahr
Marianne Nilsson, Leiterin des Productivity Center in Sandviken, erwartet gut 6000 Besucher im Jahr. „Wir sind jetzt bereits bis zum Ende des Jahres ausgebucht“, erklärte sie kurz nach dem offiziellen Ribbon-Cutting in Sandviken. Nilsson, die vorher unter anderem im Produktmanagement Drehen als Koordinatorin für CoroPak bei Sandvik tätig war, leitet seit Juni 2014 als Managerin die Sandvik-Coromant-Center und -Events. „Bis zu 300 Besucher können wir am Tag vor Ort beraten und betreuen“, meint sie abschließend.
Das neue Zentrum erlaubt seinen Besuchern, in einem modernen und inspirierenden Umfeld zu interagieren und zu kooperieren – und das sowohl real als auch digital. Das neue Zentrum ist das erste seiner Art und Vorbild für alle noch folgenden Sandvik Coromant Center weltweit.
Fünf Fragen an Damian Göppert und Bruno Munier, Sandvik Coromant
„Wir sind auf Wachstumskurs“
Bruno Munier, Präsident für Europa, den Mittleren Osten und Afrika (EMEA), und Damian Göppert, Geschäftsführer von Sandvik Coromant Deutschland, erläutern im Interview welche Innovationen hinter dem Motto „Get extra power for your success“ stehen.
Mit welchen Konzepten und Lösungen wollen Sie künftig Schwerpunkte setzen?
Göppert: Neue Produkte, Konzepte und Services, die die Performance unserer Kunden steigern, bilden nach wie vor das Rückgrat unseres Geschäfts. Auf der AMB haben wir daher nicht einfach nur Werkzeuge, sondern Lösungen für den gesamten Bereich der Zerspanung präsentiert. Zum Beispiel die fortschrittliche Inveio-Technologie, die bei unseren neuen Wendeschneidplatten für außergewöhnlich hohe Standzeiten und Verschleißfestigkeit sorgt – und damit Bearbeitungsprozesse wirtschaftlicher und besser kalkulierbar macht. Hier ist neben unseren Stahldrehsorten GC4325 und GC4315 auch die neue Sorte GC3330 für die Fräsbearbeitung von Gusswerkzeugen hervorzuheben. Im Bereich Gear Milling sorgen wir mit unserer patentierten Verzahnungsmethode InvoMilling ebenfalls für mehr Fertigungseffizienz. Darüber hinaus zeigten wir spezielle Lösungen für die Herausforderungen der Automobil- und Luftfahrtindustrie. Mit Blick auf die Zukunft haben wir natürlich auch das Thema Manufacturing Intelligence auf der Agenda. Hier haben wir eine integrierte Softwarelösung entwickelt.
Stichwort Manufacturing Intelligence – welche Rolle spielen Industrie 4.0 und die Digitalisierung der Produktion im Rahmen Ihrer Werkzeugkonzepte?
Munier: Industrie 4.0 beschreibt ein weites Feld an bestehenden und zukünftigen Technologien – im Grunde muss hier jeder Diskussion eine Begriffsbestimmung vorausgehen. Auf jeden Fall geht es um kontinuierlichen Datenaustausch und die Kommunikation über alle Produktionsprozesse hinweg. Mit der Einführung des offenen Datenstandards ISO 13399 für Schneidwerkzeuge und der darauf aufbauenden neuen Werkzeugdatenbank Adveon haben wir dafür in unserem Segment eine Grundlage geschaffen. Denn Adveon ermöglicht es, digitale Werkzeugdaten in die jeweilige CAM-Umgebung oder Simulationssoftware zu integrieren und so Planungsprozesse effizienter zu gestalten.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen bei der Realisierung des Konzepts Industrie 4.0? Welche Branchen sehen Sie bei Industrie 4.0 als Vorreiter?
Göppert: Die intelligente Vernetzung aller Komponenten in der Fertigung schließt auch Werkzeuge ein. Auch sie müssen in der Lage sein, Daten und Informationen auszutauschen. In diesem Zusammenhang ist natürlich Sensorik ein wichtiges Thema – schließlich machen erst RFID-Chips, Sensoren und Aktuatoren die Dinge „intelligent“ und befähigen sie zur Kommunikation. Hier gilt es, technische Lösungen sowie Strategien zur Verarbeitung und Auswertung der Datenmengen zu erarbeiten und weiterzuentwickeln. Insgesamt stehen wir hier noch am Anfang, auch wenn einige Branchen – etwa die Automobilindustrie – schon recht weit fortgeschritten sind.
Sind das die Branchen, auf die sich Sandvik Coromant künftig schwerpunktmäßig konzentrieren wird?
Munier: Nach wie vor ist der allgemeine Maschinenbau unser größter Abnehmer. Allerdings sind wir in der EMEA-Region auch der stärkste Partner der Automobilindustrie. Als solcher tätigen wir enorme Investitionen und stellen sicher, dass wir die umfassendsten und fortschrittlichsten Technologien sowie die besten Services für diesen Bereich am Markt bieten. Folglich ist ein großer Teil unserer Entwicklungen auch schwerpunktmäßig für die Automobilindustrie bestimmt – beispielsweise unsere neuen Sorten für die Stahldrehbearbeitung, GC4325 und GC4315. Und in den kommenden Jahren werden wir uns verstärkt auf Fräslösungen für den Bereich Automotive konzentrieren. Diese fokussierte Vorgehensweise haben wir schon in den vergangenen fünf Jahren sehr erfolgreich in der Luftfahrtindustrie praktiziert. Gear Milling kann mit diesen Branchen zwar umsatzmäßig noch nicht mithalten, ist aufgrund seines Potenzials aber nach wie vor ein strategisch wichtiger Bereich für uns, in dem wir weiterhin stark wachsen wollen.
Sie haben sich sehr ehrgeizige Wachstumsziele gesetzt. Wie wollen Sie diese Ziele erreichen? Wie sind Sie dafür aufgestellt?
Göppert: Mit innovativen Produkten und Lösungen, die unsere Marktführerschaft im Bereich Präzisionswerkzeuge unterstreichen, und der Konzentration auf Zukunftsbranchen sowie genau definierte Fokusbereiche sind wir klar auf Wachstumskurs. Darüber hinaus werden wir auch unsere Präsenz in strategisch wichtigen „Nischenmärkten“ wie Gear Milling, Hart- und Composite-Bearbeitung weiter ausbauen, ebenso unsere enge Kooperation mit Maschinenherstellern. Hier werden wir besonders die gemeinsame Entwicklungsarbeit vorantreiben. Denn um die bestmögliche Gesamt-Performance von Werkzeugmaschinen und Werkzeugen zu realisieren, benötigt man zusammen optimierte Lösungen. Von diesem Co-Engineering profitieren nicht zuletzt unsere Kunden. Die konsequente Ausrichtung auf ihre Anforderungen und Ziele ist ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor, der für uns höchste Priorität hat.
Kontakt: AB Sandvik Coromant, www.sandvik-coromant.com