Bis zu 300 Einzelteile sind in Märklin-Lokomotiven wie dieser 37548, einer Dampflokomotive mit Schlepptender verbaut.

Bis zu 300 Einzelteile sind in Märklin-Lokomotiven wie dieser 37548, einer Dampflokomotive mit Schlepptender verbaut. - (Bild: Märklin)

Märklin, das ist weit mehr als ein x-beliebiger Hersteller von Allerweltspielzeug. Seit mehr als 150 Jahren vereinen die hochwertigen Metallspielwaren und Modelleisenbahnen des Göppinger Traditionshauses Ingenieurskunst, handwerkliches Geschick und Liebe zum Detail.

Systematisch hatte das Unternehmen, das 2009 in die Insolvenz geraten war, analysiert, wie der aufwändige Produktionsprozess effizienter gestaltet und zugleich der Markenkern noch

Schunk Greifer

Speziell für Teile mit unterschiedlichen Greifdurchmessern wie diesem Kessel der Dampflokomotive Märklin 37548 hat Seitzinger & Popp die beiden Schunk-KGG zu einem Doppelgreifer kombiniert.

schärfer herausgearbeitet werden kann. Seit jeher steht Märklin für hochwertige Druckgussgehäuse und Druckgussfahrgestelle. „In unserer Druckgussabteilung entstehen an sieben Maschinen Wagen, Fahrgestelle, Kessel, aber auch Weichen und Räder mit einer Detaillierung, die andere Anbieter nicht einmal mit Kunststoff erzielen“, erläutert der Leiter Event Marketing Eric-Michael Peschel. „Diese Technologie und diese Stabilität macht Märklin aus.“ Hinzu kommen unzählige filigrane Kunststoffteile, die angebaut werden. Bis eine Dampflokomotive verkaufsfertig ist, werden fast 300 Einzelteile produziert und in Blockmontage zu einem detailgetreuen Modell zusammengeführt. Entsprechend hoch ist auch heute noch der Anteil an Handarbeit und manueller Kontrolle. Nur so gelingt es, eine kompromisslos exzellente Qualität aufs Gleis zu bringen. Monotone und körperlich belastende Tätigkeiten wiederum wie das Entgraten der Druckgussteile ließen sich so automatisieren, dass ein Optimum aus Wirtschaftlichkeit und Qualität entsteht.

Auf einen Blick

Kleinteilegreifer KGG von Schunk

  • robuste T-Nutenführung für eine hohe Momentenaufnahme
  • pneumatisches 2-Kolben-Antriebskonzept für direkte Kraftübertragung und hohen Wirkungsgrad
  • Ritzel-Zahnstangen-Prinzip für zentrisches Spannen
  • Befestigung an zwei Greiferseiten in drei Anschraubrichtungen möglich für universelle und flexible Montage des Greifers
  • Energieversorgung über schlauchlosen Direktanschluss oder über Verschraubungen für flexible Druckversorgung in allen Automatisierungslösungen

 

Schunk Entgraten

Entgraten: Mit Fingerspitzengefühl hat Märklin gezielt solche Prozesse automatisiert, die monoton und körperlich belastend waren.

In einer Roboterdoppelzelle, die von dem Automatisierungsspezialisten Seitzinger & Popp aus Nürnberg für das Märklin-Stammhaus entwickelt wurde, werden heute unterschiedlichste Zinkdruckgussteile von zwei Robotern variantenspezifisch entgratet. Dabei entnehmen die Roboter die Teile kameragestützt aus Trays, zentrieren diese und fahren drehzahlgeregelt die individuell für jedes Bauteil hinterlegten Bürstprogramme ab, um die scharfkantigen Trennlinien der Rohlinge zuverlässig zu entgraten. Allein in Baugröße H0 werden rund 150 unterschiedliche Teile bearbeitet: E-Locks, Diesellocks, Kessel. Hinzu kommen weitere Märklin- und Trix-Modelle in den Größen Spur 1, Z, N sowie die wetterfesten Spur-G-Modelle der Marke LGB. Die längsten Druckgussgehäuse messen stolze 60 cm. Ist die erste Seite bearbeitet, übergeben die Roboter die Teile an eine Wendestation, wo sie gedreht und für die zweite Entgratprozedur neu gegriffen werden. Um die Programmierung neuer Teile zu vereinfachen, lassen sich Roboterfahrten per Drag & Drop erstellen und neue Teachpositionen per 3D-Maus anfahren.

 

Effiziente Greiftechnik

Großen Wert hat Märklin bei der Entgratzelle auf eine gleichermaßen robuste wie flexible und effiziente Greiftechnik gelegt. Drei Schunk-Kleinteilegreifer der Baureihe KGG, die per

Schunk Wendestation

Sobald der Roboter das bearbeitete Druckgussteil an die Wendestation übergeben hat, wird das Teil in die zweite Greifposition gedreht.

Schnellwechselsystem vollautomatisch eingewechselt werden, decken das komplette Teilespektrum ab. Mit ihrem großen Hub können sie sowohl kleine als auch große Teile zuverlässig im Wechsel greifen. Aufgrund ihrer geringen Eigenmasse, einer kompakten und schlanken Bauform sowie einem hohen Wirkungsgrad eignen sie sich ideal für die dynamische und flexible Automa-tion. Die Abfrage der Schunk-KGG Greifer ist wie bei Märklin über induktive Näherungsschalter oder über Magnetschalter möglich. Spezielle Greiferfinger, die von Seitzinger & Popp anhand des umfassenden Märklin-Teilespektrums individuell entwickelt wurden, ermöglichen einen zuverlässigen und präzisen Halt. Eine spezielle Gummiummantelung erhöht den Grip und verhindert eine Beschädigung der detailreichen Imitationen. Für große Bauteile mit unterschiedlichen Greifdurchmessern wie etwa Dampfkessel hat Seitzinger & Popp die Schunk-Kleinteilegreifer zu Doppelgreifern kombiniert. Die beiden Wendestationen wiederum sind mit universell einsetzbaren Schunk-JGP-Parallelgreifern ausgestattet.

Entscheidend für den Erfolg der automatisierten Entgratung sei nach Angaben von Peschel ein Optimum aus Prozessstabilität und Wirtschaftlichkeit gewesen. „Genau aus diesem Grund haben wir uns für Schunk entschieden“, so Peschel. „Die Kosten-Nutzen-optimierten Qualitätsgreifer sind ausgesprochen effektiv. Sie gewährleisten eine hohe Prozessstabilität der Anlage, gerade auch in der mannarmen Nachtschicht. Bis heute hat es keinerlei Ausfälle gegeben, und das bei rund 1,6 Mio. Teilen, die in den vergangenen drei Jahren auf der Anlage entgratet wurden“, betont der Unternehmenssprecher. Je nach Gegebenheit werden die Druckgussteile entweder von außen oder von innen, mit zwei oder vier Fingern gegriffen.

 

Eric-Michael Peschel

„Die Kosten-Nutzen-optimierten Qualitätsgreifer von Schunk sind ausgesprochen effektiv.“
Eric-Michael Peschel

Konstante Qualität

Unterm Strich hat sich die Automatisierung des Entgratprozesses für Märklin mehr als bezahlt gemacht: „Die Maschine erzielt 24 h am Tag eine konstante Qualität“, erläutert Peschel. Zum Teil bringen Druckgussteile wie etwa das Gehäuse des legendären Märklin Big Boy mehrere Kilogramm auf die Waage, was auf Dauer beim manuellen Entgraten extrem anstrengend werden kann. Heute widmen sich die Mitarbeiter ganz gezielt der Entgratung kleiner sowie besonders anspruchsvoller Teile, die nicht automatisiert bearbeitet werden können. Auf diese Weise kam es zu einer deutlichen Entlastung.

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