Kellenberger Schleifscheibe
Die Innenschleifspindel sitzt auf einer speziellen Aufnahme und kann Schleifscheiben mit 70 mm Durchmesser aufnehmen. So lassen sich die einfallenden Konturen auf der Nocke bearbeiten. - (Bild: fertigung)

„Beim typischen Nockenschleifen lässt sich dies relativ einfach mit großen Außenschleifscheiben realisieren, wo diese Nockenkontur geschliffen wird“, meint Hüller. Die Anforderungen speziell im Motorsportbereich sind nach Aussage des Schleifspezialisten jedoch Nocken, die nicht einfach eine Außenkontur haben, sondern einfallende Konturen besitzen. Das heißt, bevor der Nocken an die höchste Stelle kommt, folgt nochmals eine Einbuchtung nach innen, was einer speziellen Lösung beim Schleifen bedarf. Man kann demzufolge nicht mit großen Rundschleifscheiben operieren, sondern benötigt kleine Innenschleifscheiben, um diese einfallende Kontur zu schleifen. „Das war die Herausforderung für Kellenberger und mich, hier eine entsprechende Lösung zu finden, wo wir mit einer relativ großen Auskraglänge und einer kleinen Schleifscheibe diese Innenkontur schleifen können,“ erklärt Hüller. „Zudem so flexibel, dass sich die Maschine von Stück 1 sehr schnell auf ein anderes Bauteil umrüsten lässt.“ Im Grunde hat diese Lösung nichts mit einer normalen Nockenwellenbearbeitung zu tun, denn die einfallenden Konturen sind per se die große Herausforderung.


Auf die Frage, was die Kellenberger-Schleifmaschinen für diese Anforderungen besonders auszeichnet, meint Müller, dass sie sehr präzise sind – was für ihn eine Grundvoraussetzung ist. „Für uns sind die Kellenberger-Maschinen einer der genauesten am Markt und erfüllen unsere Bedürfnisse am besten.“

Auf einen Blick

CNC-Rundschleifmaschine Varia von Kellenberger


Innerhalb des Kellenberger Produktprogramms steht die CNC-Rundschleifmaschinenbaureihe seit vielen Jahren für höchste Bearbeitungs- und Oberflächenqualität. Über 1000 Maschinen der Varia-Baureihe sind bereits im Einsatz. Das Leistungsspektrum der Varia orientiert sich an den hohen Anforderungen der Präzisionsfertigung von Prototypen sowie Klein- und Mittelserien. Zu ihren Einsatzgebieten zählen der Maschinenbau, der Werkzeug- und Formenbau, die Herstellung von Präzisionsbauteilen für die Automobil- und Elektroindustrie, die Flugzeugindustrie sowie Job Shops mit ihren vielfältigen Einsatzfällen. Kontinuierlich weiterentwickelt und den jeweiligen technischen Standards immer einen Schritt voraus, wurde die Varia vor zwei Jahren grundlegend überarbeitet. Unter dem Stichwort Evolution statt Revolution vereint Kellenberger die innovativen technischen Weiterentwicklungen. Die großzügige Neugestaltung des Arbeitsraums und der Maschinenverkleidung bildet den vorläufigen Höhepunkt der technischen Neuerungen. Die Varia-Universal-Rundschleifmaschine verfügt seit jeher über hydrostatische Führungen in allen Hauptachsen für höchste Formgenauigkeiten bei Schleifaufgaben mit interpolierenden Achsen.

Einzigartige Rundschleifmaschine

Müller Zeiss Messmaschine
Damit sich die perfekten Ergebnisse im µm-Bereich auch nachweisen lassen, verfügt Müller Präzisionsteile über einen Messraum mit zahlreichen Messmaschinen von Zeiss. - (Bild: fertigung)

Bei einer weiteren Rundschleifmaschine von Kellenberger haben sich die Schweizer Tüftler dazu eine Sonderkonstruktion ausgedacht. „Wir gehen sehr stark auf die Kundenbedürfnisse ein, und haben in diesem Fall eine Maschine konzipiert, wie sie kein zweites Mal am Markt existiert“, erklärt Wald. „Dabei handelt es sich um ein kleines Detail am Schleifkopf, das es ermöglicht, überhaupt solche Teile bearbeiten zu können.“ Konkret: Die klassische Innenschleifspindel, die auf dieser Position sitzt, wurde durch eine sehr schlanke Innenschleifspindel ersetzt. Diese wurde nochmals durch eine spezielle Aufnahme versetzt, so dass sie möglichst weit nach vorne, außerhalb des Drehzentrums gelangt. Damit ist sichergestellt, dass es keine Kollision zwischen Reitstock, wo die Nockenwelle abgestützt wird, und dem Spindelgehäuse gibt. „Dabei haben wir versucht, möglichst viel Platz zu sparen, um möglichst nahe an die Nocken herankommen“, skizziert Wald die Lösung. „Somit können wir heute die kleinste Schleifscheibe mit einem Durchmesser von 70 mm einsetzen.“ Auf die Hälfte reduziert, bedeutet dies, dass noch 35 mm von Spindelmitte bis zum Reitstock beziehungsweise zum Bauteil bleiben. Dazwischen muss dann im Prinzip der gesamte Schleifprozess ablaufen.

Herausforderung gelöst

Rolf Wald, L. Kellenberger
„Wir gehen sehr stark auf die Kundenbedürfnisse ein und haben in diesem Fall für das Unrundschleifen von Nocken
eine Maschine konzipiert, wie sie am Markt einzigartig ist.“
Rolf Wald, L. Kellenberger & Co. AG - (Bild: fertigung)

Sind an den Nocken dann noch hohe Schultern an beiden Seiten der Nocke, bedarf es einer weiteren Lösung. „Mit sehr langen Spitzen, abgestützt an einer sogenannten Arobotech-Lünette, haben wir auch diese Herausforderung gelöst“, erklärt Wald. „Damit haben wir es geschafft, quasi das µm auf diesen Bauteilen darstellen zu können“, bringt es Hüller auf den Punkt.


Abgerundet wird diese Lösung durch ein eigens von Kellenberger entwickeltes Schleifsoftwarekonzept. „Für das Unrundschleifen haben wir eine spezielle Software eingeführt, bei der uns Müller als Entwicklungspartner zur Seite stand und bei dem wir Feldversuche durchgeführt haben“, erklärt Wald.


„Ein Problem sind die Hubwerttabellen, die vom Hersteller oftmals nicht genau genug sind. Die errechneten Konturen sind meist nicht exakt in sich geschlossen, da diese theoretischen Werte aus einem CAD/CAM-System übernommen werden. Sie stellen diese Kurve nicht sauber dar, sondern haben meist Ecken und Kanten“, skizziert Hüller die Tücke. Mit der bisherigen Software war es mühsam, diese zu korrigieren. „Mit der neuen Software haben wir jetzt die Möglichkeit, mehr Dateien einzuladen, um diese Tabellen zu korrigieren. Dazu haben wir mit Müller als Referenzkunde diese Software weiterentwickelt“, so Wald.


Für alle Seiten hat sich diese enge Zusammenarbeit als Win-win-Situation erwiesen. Dank der hochgenauen CNC-Rundschleifmaschinen von Kellenberger mit ihren hydrostatischen Führungen kann Müller weiter Jagd auf das µm machen und sich mit dieser Investition über die Poleposition in der Präzisionsteilebearbeitung freuen.

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