Zur Jahrespressekonferenz des VDMA am 11. Dezember 2018 in Frankfurt kann VDMA-Präsident Carl Martin Welcker ein positives Resümee ziehen: Der Maschinenbau bleibt auch in schwierigem Umfeld robust und steuert in 2018 auf ein Wachstum von fünf Prozent zu.
Die Maschinenbauer in Deutschland haben den handelspolitischen Stürmen im Jahr 2018 erfolgreich Paroli geboten und trotz vieler Verunsicherungen ihre Belegschaften sogar vergrößert. „Das von uns für 2018 prognostizierte Produktionswachstum von 5 Prozent auf den Rekordwert von 228 Milliarden Euro ist ehrgeizig, aber realisierbar“, sagte VDMA-Präsident Carl Martin Welcker auf der Jahrespressekonferenz des Verbands.
Nach zehn Monaten des laufenden Jahres wies der Maschinenbau ein Produktionsplus von 3,7 Prozent auf. Damit wird 2018 zum zweiten Wachstumsjahr in Folge. Die Auftragseingänge im Maschinenbau erreichten in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres ein Plus von 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Zugleich erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten (in Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern) im Inland bis September um 34.000 auf 1,067 Millionen – ein Zuwachs von 3,4 Prozent. „Das zeigt, dass die Maschinenbauer keine Angst vor der Zukunft haben und weiter investieren wollen“, erläuterte Welcker.
Die Zahl der Erwerbstätigen im Maschinenbau liegt bei mehr als 1,3 Millionen Menschen, damit ist die Branche weiterhin größter industrieller Arbeitgeber im Land. Sorgen bereiten den Unternehmen allerdings Engpässe sowohl in den Lieferketten, als auch bei Fachkräften. Laut aktuellen Umfragen leiden 27 Prozent der Maschinenbauer in Deutschland unter einem Mangel an Arbeitskräften, in 28 Prozent der Unternehmen wird die Produktion aufgrund von Materialknappheit behindert. „Diese Engpässe könnten das Wachstum auch in diesem Jahr noch begrenzen“, sagte Welcker.
2019 mit weniger Schwung
Für das kommende Jahr rechnen die VDMA-Volkswirte nur noch mit einem Produktionswachstum von real 2 Prozent im Maschinenbau. Erwartet wird, dass sich das Tempo der Weltwirtschaft verlangsamen wird. Dies wird auch im Maschinenbau, der eine Exportquote von beinahe 80 Prozent aufweist, zu spüren sein. Positiv ist, dass die Aufträge in den Büchern derzeit im Durchschnitt noch eine Reichweite von 8,6 Monaten haben. Aber der anhaltende Handelsdisput der USA mit China, in den auch die EU noch stärker hineingezogen werden könnte, die Gefahr eines harten Brexits, die Sanktionen gegen Russland sowie die Verschuldungskrise Italiens sind nur die offensichtlichsten Hürden für das weitere Wachstum. „Wir müssen damit rechnen, dass all diese Einschränkungen des freien Handels sich auch im Maschinenbau stärker bemerkbar machen“, sagte Welcker. Vom Inlandsmarkt erhofft sich die mittelständisch geprägte Industrie dagegen einen weiter anhaltenden Schwung: die Investitionen haben hierzulande zwar bereits angezogen, sind aber immer noch unterdurchschnittlich. „Zudem werden Automatisierungslösungen, die der Maschinenbau anbietet, gerade in Zeiten knapper Fachkräfte für viele Unternehmen unverzichtbar“, sagte der VDMAPräsident.
Ringen um die Spitze zwischen China und USA
Die Exporte der Maschinenbauer aus Deutschland legten in den ersten neun Monaten 2018 um nominal 5,2 Prozent auf 131,9 Milliarden Euro zu. China (plus 11,4 Prozent auf 14,23 Milliarden Euro) und USA (plus 6,9 Prozent auf 14,16 Milliarden Euro) lieferten sich dabei ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Spitzenplatz in der Exportrangliste, mit knappem Vorsprung für die Volksrepublik. Das Exportplus nach China in diesem Zeitraum wird allerdings getrübt von den Aussichten einer sich abschwächenden chinesischen Binnenkonjunktur, die auch unter den Strafzöllen der amerikanischen Regierung leidet. Zugleich steigen Arbeits- und Produktionskosten in China weiter an. Die Konjunktur in den Vereinigten Staaten profitiert derzeit noch von abgesenkten Unternehmenssteuern, allerdings werden auch hier die Inlandsinvestitionen schon wieder schwächer. „Wir erwarten deshalb von der EU, dass sie die Verhandlungen sowohl über ein schlankes Freihandelsabkommen mit den USA als auch über ein Investitionsabkommen mit China energisch vorantreibt“, forderte Welcker. Zudem sei die Europäische Union in der eigenen Region gefordert, gerade im Jahr der Europawahl für einen größeren Zusammenhalt der Mitgliedsländer zu sorgen. Um die Wirtschaft innerhalb der EU zu stärken, sei auch ein Abbau überbordender Bürokratie notwendig, welche insbesondere im Mittelstand enorme Zusatzkosten verursache, betonte Welcker und nannte als Beispiel die nationale Umsetzung der Entsenderichtlinie. Monteure oder Servicefachkräfte müssen häufig sehr kurzfristig zu Kunden innerhalb Europas reisen – dies wird durch die Regularien im Prinzip aber unmöglich gemacht.
Gefahr eines harten Brexits bleibt
Als nach wie vor schwer abschätzbare Belastung der Geschäfte erweist sich der Brexit. Zwar haben sich die Exporte der Maschinenbauer aus Deutschland nach Großbritannien in den ersten neun Monaten 2019 um 4,5 Prozent erhöht – hier dürften ein kräftiger Lageraufbau sowie vorgezogene Investitionen eine wichtige Rolle gespielt haben. Doch die Gefahr eines harten Brexits mit all seinen schwer abschätzbaren Folgen bleibt bis zur Annahme des Austrittsabkommens durch das britische Parlament bestehen. „Unsere Unternehmen müssen sich angesichts der unklaren Situation mit Hochdruck auf einen harten Brexit vorbereiten. Die Chancen, dieses Szenario noch zu vermeiden, werden jeden Tag kleiner“, warnte Welcker. Politik darf keine Technologie bevorzugen. Klare Erwartungen haben die Maschinenbauer an die weitere Arbeit der Großen Koalition in Berlin. Sachpolitik statt Personaldebatten ist jetzt zwingend angesagt“, betonte der VDMA-Präsident.
Dazu gehöre, weiter für den freien globalen Handel zu streiten, aber auch eine Innovationspolitik, die die Digitalisierung auf vielen Feldern der Gesellschaft fördert und zugleich technologieneutral ist. „Der Staat weiß nicht besser als die Unternehmen und deren Kunden, welche Technologie sich durchsetzen wird“, warnte Welcker. Der Maschinenbau-Präsident erinnerte die Regierung auch an das Versprechen einer steuerlichen Forschungsförderung, wie es im Koalitionsvertrag steht. „Die mittelständische Industrie ist es leid, hier immer wieder vertröstet zu werden, während fast alle anderen Länder in Europa dieses Instrument bereits erfolgreich anwenden“, resümierte Welcker. nh