Oft werden Zyklendrehmaschinen in die dunkelsten Ecken verbannt und tauchen in den Maschinenlisten nur unter ferner liefen auf. Nicht so bei Reinhard Müller-Mechanik. Hier steht eine Chevalier FCL-1840H nicht nur an prominenter Stelle, sondern nimmt auch im Produktionsablauf als flexibler Alleskönner eine wichtige Position ein.
Als leidenschaftlicher Segel- und Gleitschirmflieger konstruierte und baute der gelernte Mechaniker Reinhard Müller schon als Angestellter Flugantriebssysteme für Leichtbauflugzeuge. Diese waren zwar noch ausschließlich zum Eigengebrauch bestimmt, aber hieraus entstand die Grundidee für seine spätere Selbstständigkeit. In einem Zwischenschritt gründete er 1993 zusammen mit zwei Mitgesellschaftern ein Unternehmen, das neben reinen Lohnarbeiten auch Sondermaschinen für das Umfeld der Lackiertechnik baute. Schnell entwickelte sich aus dem Kleinunternehmen ein veritabler mittelständischer Betrieb mit 40 Mitarbeitern.
Da sich die Gesellschafter im weiteren Verlauf über die künftige Ausrichtung der Geschäftsschwerpunkte nicht einigen konnten, stieg Reinhard Müller aus und gründete 2000 mit der Müller-Mechanik Flugantriebssysteme und CNC-Dreh- und Fräsbearbeitung sein eigenes Unternehmen. Nicht ganz so einfach, denn aufgrund eines Wettbewerbsverbotes musste er sich ein neues Geschäftsfeld und vor allem auch neue Kundenkreise erarbeiten.
Auf einen Blick: Vorteile Chevalier Zyklendrehmaschinen
- großer Drehdurchmesser, großer Spindeldurchlass und große Drehlänge
- schnelle Bearbeitung von Werkstücken – von der Zeichnung bis zum fertigen Werkstück
- leichter Einstieg in die CNC-Technik, auch für Quereinsteiger
- vollwertige Siemens-Steuerung inkl. Dialogprogrammierung ShopTurn für einfache und leicht erlernbare Programmierung sowie der Bearbeitung selbst komplizierter Werkstückkonturen
- Reduzierung des Programmieraufwands durch Abspeichern von Bearbeitungsprogrammen bei wiederkehrenden Bearbeitungsaufgaben
- kurze Rüstzeiten sorgen für enorme Senkung der Stückkosten
- elektronische Handräder für das manuelle Arbeiten an der Maschine
- geringe Stellflächen, ohne platzraubende Zusatzaggregate
- umfangreiche Standardausstattung
Es waren vor allem Kunden aus dem Umfeld Flugzeugbau, mit denen er erste Geschäftsbeziehungen aufbauen konnte. Für diese konstruierte und produzierte er Rucksackmotoren für Gleitschirmflieger. Allerdings behinderten die langwierigen Genehmigungsverfahren einen weiteren Ausbau dieses Geschäftsfeldes. Gleichzeitig nahmen die Anfragen aus dem Bereich Medizintechnik, Segelflugzeug- und Maschinenbau immer mehr zu, so dass er sich fortan mehr und mehr als Lohnfertiger für diese Bereiche etablierte.
Großer Maschinenpark macht flexibel
Müller erklärt den entscheidenden Vorteil seines Maschinenparks: „Wir haben eigentlich mehr Maschinen, als wir brauchen. Selbst bei der für uns normalen Mehrmaschinenbedienung – wir haben 11 CNC-Maschinen im Einsatz – kann es durchaus einmal vorkommen, dass eine Maschine ein oder zwei Tage überhaupt nicht genutzt wird. Allerdings können wir dadurch immer Aufträge annehmen, ohne dass wir unseren normalen Betrieb unterbrechen müssen. Diese Flexibilität ist für ein Unternehmen in unserer Größenordnung ein unbezahlbares Plus. Unsere Stärke ist der Prototypen- und Musterbau. Die Stückzahlen bewegen sich dabei in aller Regel im einstelligen Bereich. Meist erhalten wir Aufträge für sehr anspruchsvolle und komplexe Teile, die für viele Unternehmen nicht allzu interessant sind.“ Kein Wunder, dass Müller einer der ersten Unternehmer in der Region war, welcher bereits 2004 auf moderne 5-Achsen-Bearbeitungszentren setzte und heute bereits vier davon nutzt.
Unternehmen lebt von Prototypen und kleinen Serien
Angesichts dieser High-Tech-Maschinen mag es auf den ersten Blick etwas überraschen, dass eine der letzten Investitionen in den Maschinenpark eine zyklengesteuerte Drehmaschine – eine Chevalier FCL-1840H – betrifft. Doch könnte man leicht zu der Überzeugung kommen, dass im Jahre 2017 alle Drehmaschinen mit mindestens drei Revolvern und einer zusätzlichen B-Achse ausgerüstet sind. Selbstverständlich gehören dazu eine Gegenspindel und möglicherweise auch ein Stangenlader. Eine Vorstellung, die einem Unternehmer wie Müller nicht mehr als ein müdes Lächeln entlockt. Und er erklärt: „Für ein Unternehmen wie wir, sind derartige Maschinenkonzepte absolut untauglich. Als reiner Lohnfertiger leben wir von Prototypen und kleineren Serien. Da macht es keinen Sinn, wenn wir Maschinen einsetzen würden, bei denen die Einstell- und Rüstarbeiten ein Vielfaches der reinen Bearbeitungszeit ausmachen würden. Wir brauchen Maschinen, die ein breites Produktspektrum abdecken, sprich wirklich flexibel sind, und die schnell und einfach zu rüsten sind.“
Müller erzählt begeistert von der FCL-1840H: „Auch wenn die Chevalier als Zyklendrehmaschine angeboten wird, ist sie in der Ausbaustufe, wie wir sie bei uns im Einsatz haben, eine absolut vollwertige Universaldrehmaschine. Wir haben beispielsweise die angebotenen Optionen Revolver und hydraulisches Spannfutter adaptiert. Zudem steht mit der Siemens 828D eine vollwertige CNC-Steuerung zur Verfügung.
„Die Chevalier lässt mir viele Wege und Möglichkeiten offen. Für mich ist das Flexibilität vom Feinsten.“
Reinhard Müller, Reinhard Müller-Mechanik
Universelles Maschinenkonzept ist erforderlich
„Gerade bei der Einzelteil- oder Kleinserienfertigung braucht es ein so universelles Maschinenkonzept, bei dem man mit Lünetten oder einem Reitstock viel einfacher arbeiten kann, als bei Schrägbettmaschinen“, so Müller. „Gleichzeitig können wir die Chevalier aber auch für die Rückseitenbearbeitung von Teilen nutzen, die wir auf einer Stangenmaschine bearbeiten. Wir haben die Chevalier aber auch schon als Stangenmaschine eingesetzt. Dabei haben wir die Stange per Hand auf Anschlag gezogen und dann die Teile bearbeitet. So konnte auf unseren Stangenautomaten die Serie weiterlaufen und wir unseren Kunden dennoch weiterhelfen.“
Maschinenkonstruktion ist besonders stabil
Vor allem aber hat es ihm die Maschinenkonstruktion angetan. „Wir haben im Vorfeld die Chevalier natürlich auch mit Wettbewerbsprodukten verglichen. Es war auffällig, wie deutlich sich die Konstruktion der Chevalier von den anderen Maschinen abhob. Hier ist alles deutlich stabiler dimensioniert, sprich die Führungsbahnen sind um einiges massiver ausgelegt. Gleiches gilt für die Lagerung des Querschiebers und anderer Maschinenelemente.“ Dass sich ein derart stabiler Maschinenbau natürlich auch in Sachen Genauigkeit bezahlt macht, ist dabei ein mehr als willkommener Nebeneffekt.
Spezielle Hommel-Edition ist verfügbar
Eine Einschätzung, die Markus Ciesla, Produktmanager Chevalier bei der Hommel Maschinentechnik, nur zu gerne hört. Wobei er explizit auf das H am Ende der Typenbezeichnung hinweist: „Das H steht in der Tat für Hommel-Edition. Bei diesen Maschinen hat der Hersteller unsere konkreten Wünsche, sprich die Wünsche unserer Kunden, umgesetzt. Diese Maschinen sind ausschließlich für Hommel-Kunden konzipiert und gebaut. Wir kaufen die Maschinen in einer absoluten Standardversion und rüsten sie in unserer Werkstatt bei der Hommel Maschinentechnik in Bochum den Kundenwünschen entsprechend – hier bei Müller-Mechanik mit einem Revolver und einer hydraulischen Spannung – zu einer anwenderspezifischen Lösung auf.“
Und Ciesla konkretisiert: „Als Standardausstattung bietet die FCL-Baureihe von Chevalier Komponenten wie Hochpräzisionsspindeln, Hochgenauigkeitskugelrollspindeln, verschleißfeste Führungsbahnen, Schwerlastspindelstöcke sowie ein robustes, hochsteifes Meehanite-Guss-Maschinenbett. Die automatische Bettbahnschmierung und das Getriebe- und Spindelkühlsystem runden das Gesamtpaket ab. Bei den Werkzeugaufnahmen kann wahlweise auf eine klassische oder manuelle Vierfachaufnahme, ein Wechselkassettensystem sowie einen automatischen 8-fach oder 12-fach Revolver zurückgegriffen werden.“
Dialogprogrammierung ist ideal für Einzelteile und Kleinserien
Hans-Peter Kiffmeier, Außendienstmitarbeiter bei der Hommel Maschinentechnik, ergänzt: „Die Zyklendrehmaschinen der FCL-Baureihe sind eine Kombination aus CNC- und manueller Drehmaschine. Mit Eigenschaften wie der Dialogprogrammierung können sie perfekt für die Einzelteil- und Kleinserienfertigung genutzt werden. Einfache sowie komplexe Werkstücke lassen sich so kostengünstig und mit geringem Aufwand herstellen.
Automatische Arbeitsabläufe können vom Bediener an der hochwertigen CNC-Steuerung programmiert werden, wobei die integrierte 3D-Simulation dem Bediener eine wertvolle Unterstützung bei dem Programmieren und Einfahren seiner Werkstücke bietet.“
Ciesla fügt hinzu: „Eine automatische Anpassung der Spindeldrehzahl an unterschiedliche Durchmesser, sprich eine konstante Schnittgeschwindigkeit, sorgt zudem für höhere Werkstückqualitäten sowie längere Werkzeugstandzeiten. Wobei die Werkzeugkompensation ebenfalls automatisch erfolgt.“
Hohe Wärmestabilität ist laut Anwender bemerkenswert
Als kleinstes Modell der FCL-Baureihe ermöglicht die FCL-1840H bei einer Spitzenhöhe von maximal 230 Millimeter die Bearbeitung von Durchmessern bis zu 460 Millimeter über dem Maschinenbett. Mit Spindeldrehzahlen bis 3.100 min-1 und einer Spindelleistung von 13,5 Kilowatt liegt die FCL-1840H auch in diesem Bereich deutlich über dem Durchschnitt. Gleiches gilt für die Positioniergenauigkeit von 0,007 Millimeter (in der X- und Z-Achse). Dazu Müller: „Bemerkenswert dabei ist der geringe Wärmegang. Wir müssen nahezu nie Korrekturen eingeben, denn die Chevalier ist sehr wärmestabil.“
Für Müller ist die Chevalier FCL-1840H viel mehr als nur eine Beistellmaschine. Für ihn ist sie ein günstiges Produktionsmittel für alle Eventualitäten. Er selbst arbeitet im Übrigen sehr gerne an der Chevalier. „Die Teile werden bei uns in aller Regel an der Maschine selbst programmiert und es macht mir immer noch Spaß, die günstigste Bearbeitungsstrategie zu finden. Die Chevalier lässt mir dabei viele Wege und Möglichkeiten offen. Für mich ist das Flexibilität vom Feinsten.“
Quelle: Hommel GmbH