Der Produktionswert schmolz 2019. -

Der Produktionswert der Präzisionswerkzeuge-Industrie schmolz 2019 auf rund 10,4 Milliarden Euro. - (Bild: FERTIGUNG)

Eine deutliche Konjunkturabkühlung bescherte den Herstellern von Zerspanwerkzeugen 2019 ein Absatzminus von etwa vier Prozent. Doch seit Anfang dieses Jahres werden die Werkzeughersteller immer tiefer in den Sog der Kundenbranchen mit hineingezogen und alle Prognosen für 2020 sind obsolet.

Zum Zeitpunkt der traditionellen Pressekonferenz des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im VDMA Mitte Januar schien die Welt noch einigermaßen in Ordnung. Dass sich für 2020 keine Produktionssteigerung abzeichnen würde, war damals schon allen klar.

Stefan Zecha, Vorsitzender des Fachverbands Präzisionswerkzeuge, brachte die bereits damals vorherrschende Problematik auf den Punkt: „Für einige Unternehmen unserer Branche ist die derzeitige wirtschaftliche Phase bereits eine echte Krise und für manche sogar existenzbedrohend.“

Stefan Zecha, Vorsitzender des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im VDMA.
Stefan Zecha, Vorsitzender des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im VDMA: „Unsere Prognose für 2020 ist leider hinfällig.“ - (Bild: Zecha)

Fakt ist, dass die Auftragseingänge und Umsätze der Zerspanwerkzeuge bereits 2019 nachgaben und unter den sehr starken Vorjahresvergleichswerten lagen. Gerhard Knienieder, Vorsitzender der Fachabteilung Gewindewerkzeuge, erklärt: „Leider enttäuschte sowohl das Inlands- als auch das Exportgeschäft mit Zerspanwerkzeugen die Erwartungen. Von den zehn größten Exportmärkten konnten nur in den USA und Polen leichte Zuwächse erreicht werden. Alle anderen Länder fragten weniger Zerspanwerkzeuge nach.“

Besonders schmerzlich ist die Entwicklung des zweiten großen Einzelmarktes – die Volksrepublik China, nach Aussage von Knienieder. Die Lieferungen nach China lagen kumuliert für die ersten zehn Monate um satte 13 Prozent unter den Exportwerten des Vorjahres. Insgesamt sanken die deutschen Exporte von Zerspanwerkzeugen um fünf Prozent.

Fazit: Auch wenn die Branche der Präzisionswerkzeughersteller im Vorjahr Verluste hinnehmen musste, sind die Unternehmen am Markt sehr gut aufgestellt. Wie groß das Minus in diesem Jahr ausfallen wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand sagen.

Klare Prognosen wollte schon im Januar eigentlich niemand so recht wagen. Und seit das Virus Covid-19 unsere Welt immer fester im Würgegriff hat, befinden wir uns quasi mitten in einer experimentellen Phase einer ergebnisoffenen Stilllegung der Volkswirtschaft. Mit dem Shutdown gingen überall die Lichter aus – allen voran in der Automobilindustrie, in deren Windschatten plötzlich Flaute herrscht. „Insbesondere die Werksschließungen großer Kunden aus der Automobilindustrie wirken sich unmittelbar auf unsere Unternehmen aus“, erklärte Zecha in der jüngsten Pressemeldung des Fachverbands Ende März. „Unsere Prognose für 2020 – minus sechs Prozent – ist damit leider hinfällig.“

Dass fast alle Präzisionswerkzeughersteller gut aufgestellt sind, daran mag wohl niemand zweifeln. Ihre Wertschöpfungsketten sind laut Zecha krisensicher aufgestellt, und so sind die Unternehmen weitgehend noch lieferfähig. Doch mit situationsbedingten Eilaufträgen können sich viele Unternehmen nicht mehr über Wasser halten. Keiner weiß, wann der Weltwirtschaftsmotor wieder anspringt. Für zahlreiche Werkzeughersteller ist die Kurzarbeit zum Rettungsanker geworden, um nicht in den Strudel einer Insolvenz zu geraten.

Zerspanungswerkzeuge 2019: Deutschland-Ranking

Kommen wir jetzt zum Ranking der Deutschland-Umsätze für das Jahr 2019. Mittlerweile zum 21. Mal präsentiert das Fachmagazin fertigung diese Aufstellung der Umsatzzahlen. Die mit einem (*) gekennzeichneten Unternehmen wurden von mir mit geschätzen Werten versehen. Diese Zahlen wurden von mir recherchiert und basieren teilweise aus Bilanzwerten aus dem Bundesanzeiger im Internet.

Das 21. Ranking der Deutschland-Umsätze für Zerspanungswerkzeuge. -
Das 21. Ranking der Deutschland-Umsätze für Zerspanungswerkzeuge mit der Aufstellung der Umsatzzahlen für das Jahr 2019. - (Bild: FERTIGUNG)

Einmal mehr rangiert die Gühring auf Platz eins. Das inhabergeführte Unternehmen konnte mit einem gemeldeten Gesamtumsatz von 1.050 Millionen Euro und einem Deutschland-Umsatz von 420 Millionen Euro seinen Spitzenplatz behaupten. Nach einem konstanten Umsatzplus von zehn und  6,8 Prozent in den Vorjahren musste das Unternehmen erstmals einen Umsatzverlust von  4,5 Prozent verbuchen.

Auf Platz zwei folgt die Ceratizit Group mit einem Gesamtumsatz von 1.100 Millionen Euro und einem Deutschland-Umsatz von 280 Millionen Euro. „Wir wollen bis 2022 die Nummer drei weltweit werden“, verkündete Gerhard Bailom, Geschäftsführer von Ceratizit Deutschland im Rahmen einer Pressereise Anfang 2019. Gegründet wurde zu diesem Zeitpunkt das Team Cutting Tools, mit dem Ceratizit und seine Tochterfirmen Komet, WNT und Klenk seither unter einem Dach auftreten. Der Weg auf Platz drei weltweit sei nur mit weiteren Zukäufen zu schaffen. Dazu hat die Ceratizit Group im März vorigen Jahres 50 Prozent der Anteile an der Stadler Metalle erworben.

Mit einem Gesamtumsatz von 456,9 Millionen Euro und einem Deutschland-Umsatz von 253,4 Millionen Euro konnte die Hoffmann-Group ihren dritten Platz verteidigen.

Sehr stark konnte sich die Mapal Dr. Kress auf Platz fünf mit einem Gesamtumsatz von 620 Millionen Euro und einem Deutschland-Umsatz von 210 Millionen Euro am Markt behaupten.

Gleich dahinter auf Platz sechs die Paul Horn mit einem Gesamtumsatz von 300 Millionen Euro und einem Deutschland-Umsatz von 195 Millionen Euro.

Erfreulich, dass sowohl Mapal, wie auch Horn im Vorjahr nur geringe Umsatzverluste ausweisen mussten.

Meine Meinung: Realistische Zahlen

Einmal mehr möchte ich mich an dieser Stelle bei den zahlreichen Unternehmen für ihr Vertrauen bedanken, die mir trotz dieser schwierigen Zeiten ihre Zahlen gemeldet und mich tatkräftig unterstützt haben. Nur so lässt sich dieses  Ranking mit den entsprechenden Zahlen realisieren und umsetzen.

Jürgen Gutmayr

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