Metallbranche in Bedrängnis

Metallverarbeitung unter Druck durch Rohstoffengpässe

Steigende Preise, geopolitische Spannungen und regulatorische Veränderungen stellen die Metallverarbeitung zunehmend vor Herausforderungen. Die Entwicklungen an den Rohstoffmärkten wirken sich direkt auf Planung und Produktion aus.
Steigende Preise, geopolitische Spannungen und regulatorische Veränderungen stellen die Metallverarbeitung zunehmend vor Herausforderungen. Die Entwicklungen an den Rohstoffmärkten wirken sich direkt auf Planung und Produktion aus.

Seit Ende 2021 ist die Produktion der Metallerzeugung und -bearbeitung in Deutschland um 16 % gesunken. Hinter diesem Rückgang stehen gestiegene Energiekosten, volatile Rohstoffmärkte und geopolitische Eingriffe – mit direkten Folgen für die Metallverarbeitung.

Zwischen Dezember 2021 und Juni 2025 ist der Produktionsindex der Metallerzeugung und -bearbeitung um 16 Prozent eingebrochen – und das trotz stabiler Nachfrage. Das geht aus dem aktuellen Bericht Rohstoff-Trends Q3/2025 der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) hervor. Dieser Rückgang ist besonders relevant, da die Metallbranche ein zentraler Teil der energieintensiven Industrie ist.

Im EU-Vergleich bleibt Deutschland zwar Metall-Schwergewicht: Rund 28 Prozent der europäischen Rohstahlproduktion und knapp 29 Prozent der Eisengussproduktion stammen aus deutschen Werken. Doch der Vorsprung schrumpft rapide – gebremst durch explodierende Energiekosten, volatile Beschaffung und sinkende Wettbewerbsfähigkeit.

Den ganzen Rohstoffreport Q3/2025 der DERA finden Sie online.
Den ganzen Rohstoffreport Q3/2025 der DERA finden Sie online.

Steigende Preise, geopolitische Spannungen und regulatorische Veränderungen stellen die Metallverarbeitung zunehmend vor Herausforderungen. Die Entwicklungen an den Rohstoffmärkten wirken sich direkt auf Planung und Produktion aus. Lesen Sie hier den kompletten Rohstoffreport Q3/2025 der DERA.

Wieso treiben Kobalt- und Nickel-Knappheit die Preise weiter nach oben?

Kobalt – lange Zeit Preis-Schlafwandler – wurde durch ein neues Quotensystem im Kongo zum Preistreiber. Die Exportmenge ist nun auf 96.600 Tonnen begrenzt, was einem Rückgang von über 50 Prozent entspricht. Die Folge: +46 Prozent Preissteigerung an der LME.

Besonders betroffen: Hartmetallwerkzeuge, Superlegierungen und pulvermetallurgische Bauteile – Schlüsseltechnologien in der Zerspanung und Präzisionstechnik. Wer auf kobaltbasierte Werkstoffe setzt, muss jetzt umdenken – oder teurer einkaufen.

Nickel zeigt ein ähnliches Bild: Preisrückgänge durch Überangebot wechselten rasant zu Engpässen. Besonders kritisch: Indonesien hat Exportverbote auf Rohmaterialien, um eigene Industrien aufzubauen – mit Unterstützung chinesischer Investoren.

Welche Rolle spielen Recycling und Sekundärrohstoffe?

Die deutsche Sekundäraluminiumproduktion ist 2024 leicht rückläufig: –1,7 Prozent. Zwar steigt die Primärproduktion wieder leicht, doch der Trend zeigt: Ohne funktionierende Recyclingstrukturen gerät die Metallversorgung ins Stocken. Für Stahlrezyklate zeigt sich ein ähnliches Bild. Beim kommenden DERA-Workshop am 03.12.2025 werden Angebots- und Nachfrageszenarien für Stahlschrotte diskutiert – entscheidend für Gießereien und Schmelzbetriebe.

Denn: Qualitätssicherung und Planbarkeit werden zur Achillesferse. Wer Schrotte mit klarer chemischer Zusammensetzung sichern kann, gewinnt strategischen Vorsprung – besonders im Bereich hochfester Stähle und Sondergüten.

Wie reagieren andere Länder? Und was bedeutet das für Europa?

  • USA: Milliardenförderungen durch den OBBB (One Big Beautiful Bill) sichern heimische Metallverarbeitung. Kupfer, Aluminium und Sondermetalle werden in nationalen Lagern gebunkert – ein Signal, das in Europa noch fehlt.
  • Indonesien: Wertschöpfung im Land statt Rohstoffexport. Wer künftig Rohmetalle kaufen will, muss in lokale Hütten investieren oder neue Partner finden.
  • China: Kontrolliert Angebot und Preis – vor allem bei kritischen Metallen. Europa? Reagiert oft erst, wenn es brennt.

Die Konsequenz für die Metallbranche: Wer künftig wettbewerbsfähig bleiben will, muss Rohstoffstrategien entwickeln wie Konzerne – auch im Mittelstand.

Entwicklung verschiedener Produktionsindizes der verarbeitenden Industrie in Deutschland. Der Index der energieintensiven Industriezweige ist Teil des Index des produzierenden Gewerbes. Der Produktionsindex zur Herstellung von Metallerzeugnisse ist Teil der energieintensiven Industrien.
Entwicklung verschiedener Produktionsindizes der verarbeitenden Industrie in Deutschland. Der Index der energieintensiven Industriezweige ist Teil des Index des produzierenden Gewerbes. Der Produktionsindex zur Herstellung von Metallerzeugnisse ist Teil der energieintensiven Industrien.

Was jetzt zählt

Die metallverarbeitende Industrie steht vor einem historischen Wendepunkt: Globale Verwerfungen, politische Eingriffe und strukturelle Abhängigkeiten bringen Materialströme aus dem Gleichgewicht. Werkstoffkosten steigen – nicht nur nominal, sondern real.

Jetzt zählt:

  • Materialeinsatz evaluieren
  • Rohstoffalternativen testen
  • Lieferketten diversifizieren
  • Recyclingquoten maximieren
  • Rohstoffverträge langfristig sichern

Denn eines ist sicher: Der Rohstoffmarkt bleibt unberechenbar – aber wer vorbereitet ist, macht aus Unsicherheit einen Wettbewerbsvorteil.

mit Material der DERA (Deutsche Rohstoffagentur)