Rund 100.000 Ersatzteile hat Weiler an seinem Unternehmenssitz in Emskirchen auf Lager, schätzt Stefan Kern, der zusammen mit Jochen Deisinger das Service-Team bei Weiler leitet: „Damit versorgen wir locker auch Maschinen, die wir vor drei Jahrzehnten verkauft haben und die beim Kunden bis heute im täglichen Einsatz sind.“ Da sämtliche Konstruktionszeichnungen der Maschinen seit der Unternehmensgründung 1938 noch vorliegen, könnten bei Bedarf sogar historische Komponenten nachgebaut werden.
Die solide Qualität und der umfangreiche Teilevorrat sind nicht die einzigen Gründe, aus denen die Premium-Drehmaschinen aus Nordbayern über viele Jahre eingesetzt werden können. Auch die hohe Fertigungstiefe von Weiler und der umfassende, individuell anpassbare Service bis hin zum Retrofit tragen dazu bei. „Dadurch sind wir in der Lage, eine Gebrauchte schnell wieder fit zu machen. Und der Käufer einer Neumaschine weiß, dass er sein Geld zukunftssicher investiert“, hebt Kern hervor.
Zwischen einer Neumaschine und ihrer Generalüberholung liegt in der Regel eine große Zeitspanne. Eine breite Palette an Maßnahmen steht währenddessen zur Verfügung, mit denen die Leistungsfähigkeit und der Wert der Drehmaschine erhalten werden können. ‚Lebenszyklusbetreuung‘ oder im internationalen Sprachgebrauch ‚Life Cycle Service‘ heißt das Dienstleistungsangebot.
Neben finanziellen und technischen Gründen spricht auch der Schutz der Umwelt für eine möglichst lange Anlagennutzung. Da beim Überholen alle tadellosen Komponenten einer Maschine behalten werden, müssen für sie keine zusätzlichen Ressourcen verbraucht werden. Das verringert den CO2-Fußabdruck gegenüber einer Neumaschine deutlich. Weiler setzt bei der Entwicklung, Herstellung und dem Betrieb seiner Drehmaschinen schon seit Jahren auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Neu ist, dass das Unternehmen diese Aspekte jetzt mit Hilfe der Lebenszyklusbetreuung auch bei den vielen Tausend seiner im Markt stehenden Maschinen vorantreibt.
Über das Ausmaß der Betreuung entscheidet der Kunde, die Servicemitarbeiter machen lediglich Vorschläge. Der Lebenszyklus beginnt mit der Inbetriebnahme einer neuen Drehmaschine beim Käufer, standardmäßig durch einen der erfahrenen Techniker von Weiler. Die meisten Kunden nehmen das Angebot, ihre Maschinenbediener schulen zu lassen, ebenfalls in Anspruch. Oft buchen sie nach der Einarbeitungszeit oder bei größeren Personaländerungen noch zusätzliche Lerneinheiten, damit alle Handgriffe sitzen und die Funktionen perfekt genutzt werden können.
Der Umfang der Wartung hängt überwiegend von der Intensität des Einsatzes und den Ansprüchen an die Präzision bei der Fertigung ab. Manche Nutzer vereinbaren lediglich sporadische Termine mit dem Kundendienst. Dieser ‚Basis-Check‘ ist eine kostengünstige Überprüfung des Ist-Zustandes der Drehmaschine. Kontrolliert werden zum Festpreis unter anderem sämtliche Kernkomponenten und Sicherheitseinrichtungen sowie die Geometriedaten zur Maschinengenauigkeit. Außerdem schlägt der Kundendienst Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten vor.
Serviceleiter Kern empfiehlt den Basis-Check bei Beistell- oder anderen Maschinen, die nur wenig benutzt werden: „Schon diese unregelmäßige Kontrolle mit der Reparaturvorschau senkt Ausfallzeiten und trägt zum Werterhalt bei.“
Vorbeugende Wartung
Bei stärker beanspruchten Maschinen rät er zu Wartungsvereinbarungen. Der Umfang der Tätigkeiten ist in einer Checkliste fest definiert. Immer ist jedoch neben den Leistungen aus dem Basis-Check eine Justage der Maschinengeometrie und der Austausch der Verschleißteile enthalten. Ein zusätzlicher Vorteil für den Kunden, so Kern: „Er muss sich um nichts kümmern, wir planen die Einsätze selbstständig und haben alle Austauschteile dabei, die wir eventuell benötigen. Damit beugen wir Ausfällen vor, minimieren die Stillstandszeiten und erhöhen die Maschinenverfügbarkeit.“
Wird trotz aller Vorsicht doch einmal eine Reparatur erforderlich, steht das Team aus über 40 Servicemitarbeitern im Innen- und Außendienst für schnelle Einsätze weltweit bereit, erzählt Kern: „Wenn es möglich ist, versuchen wir natürlich schon per Fernwartung zu helfen, so dass sich erst gar kein Techniker auf den Weg machen muss. Hierzu muss uns der Maschinenbetreiber allerdings den Zugriff gewähren.“
Mit der entsprechenden Anbindung ist auch ein umfassendes Condition Monitoring von Drehmaschinen durch Weiler möglich. Das System erfasst, überwacht und analysiert kontinuierlich in Echtzeit 27 verschiedene Messsignale zu Prozess-, Maschinen- und Fertigungsdaten von beliebig vielen Maschinen – auch an unterschiedlichen Standorten. Abweichungen von vorgegebenen Standards meldet es selbstständig. Gibt der Nutzer Weiler seine Zustimmung, so können die Daten von Emskirchen aus jederzeit überwacht werden.
Die sensorische Abbildung der Drehmaschine und die Dokumentations- und Analysetools des Condition Monitorings sind ganz besonders geeignet, Ausfälle durch Verschleiß und Kollisionen an Drehmaschinen frühzeitig festzustellen und ihre Auswirkungen zu begrenzen. Während Wartungseinsätze nach den geleisteten Maschinenstunden geplant werden, können sie beim Condition Monitoring präzise entsprechend den tatsächlichen Abnutzungen vorgenommen werden.
Dazu der Serviceleiter: „Auch wenn Condition Monitoring die genauesten Aussagen über den Maschinenzustand erlaubt, so helfen auch alle anderen Checks und Wartungen dabei, Serviceeingriffe und Instandhaltungen frühzeitig zu terminieren. Dadurch können wir in Absprache mit dem Anwender dann Stillstandszeiten vorausschauend planen und die Kosten einer Nutzungsunterbrechung minimieren.“
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Teilüberholung lohnt sich
Zwar garantieren Präzisions-Drehmaschinen von Weiler aufgrund ihrer soliden Bauweise auch bei anspruchsvollen Einsätzen dauerhaft eine langjährige Präzision oberhalb der vorgeschriebenen Werkzeugmachergenauigkeit. Damit diese Zusage verlässlich eingehalten werden kann, müssen bestimmte Baugruppen jedoch mit der Zeit überholt werden. Dabei können die Maschinen in der Regel an ihrem Standort stehen bleiben. Techniker von Weiler kommen ins Unternehmen, bauen die betroffenen Teile aus und bringen sie ins Stammwerk nach Emskirchen. Dort werden die Getriebeeinheiten auf den neuesten Stand gebracht, Ober- und Bettschlitten überholt, Spindeln und Pinolen nachgeschliffen und Spanneinrichtungen fit gemacht. Nach kurzer Zeit bauen die Techniker sie wieder ein, die Maschine ist umgehend einsatzbereit.
Zweites Maschinenleben dank Retrofit
Aufgrund ihrer soliden Bauweise, des massiven Maschinenbetts und des stabilen Aufbaus besitzen Präzisions-Drehmaschinen von Weiler auch nach langjährigem Einsatz eine hervorragende Grundsubstanz. Oft sind viele Komponenten noch sehr gut erhalten, so dass für manche Kunden eine umfassende Modernisierung statt einer Neuanschaffung infrage kommt.
Ein Retrofit hilft dabei, die Produktivität einer Drehmaschine zu verbessern und sie für neue Aufgaben und Anforderungen bereit zu machen. Nahezu sämtliche Komponenten einschließlich des Maschinenbetts können überarbeitet und erneuert werden. Dazu gehört die mechanische und elektrische Generalüberholung, die Modernisierung veralteter Steuerungen und das Aufrüsten konventioneller Maschinen mit CNC-gesteuerten Antrieben für Spindeln, Achsen und Tische. Dabei kann die Maschine nicht nur in einen neuwertigen Zustand zurückversetzt werden, sondern auch deutlich an Produktivität gewinnen.
Zu den Vorteilen einer Modernisierung gegenüber der Anschaffung einer neuen Maschine zählt laut Manuel Carro, Projektverantwortlicher Retrofit bei Weiler, neben dem deutlich günstigeren Preis auch die schnellere Verfügbarkeit. Denn während man auf eine Neue mitunter ein Jahr und länger warten muss, steht die Retrofit-Maschine in den meisten Fällen bereits nach sechs bis acht Wochen wieder betriebsbereit in der Halle.
Oft spart sich der Kunde außerdem die Anschaffung neuer Werkzeuge, da er die vorhandenen weiter benutzen kann. Ein zusätzlicher Kundenvorteil ist, dass die erneuerte Maschine wieder in ihr altes Fundament gesetzt werden kann. Umbaumaßnahmen in der Halle sind nicht erforderlich.
Nach ihrer Modernisierung ist eine alte Maschine genauso präzise wie ein neues Modell. Darüber hinaus ist sie wieder zukunftssicher, so Carro: „Für eine modernisierte Maschine sind Ersatzteile im gleichen Umfang und genauso schnell verfügbar wie bei einem Modell aus einer aktuellen Baureihe.“
Quelle: Weiler Werkzeugmaschinen GmbH