Stefan Zecha, Zecha Hartmetall-Werkzeugfabrikation und Vorsitzender des VDMA-Fachverbands Präzisionswerkzeuge.

Stefan Zecha, Zecha Hartmetall-Werkzeugfabrikation und Vorsitzender des VDMA-Fachverbands Präzisionswerkzeuge: „Wir müssen die Chance nutzen, unsere technologische Vorreiterolle weiter auszubauen.“ (Bild: Michael Pyper)

Herr Zecha, welche sind die größten Herausforderungen der Präzisionswerkzeugbranche?

Stefan Zecha: "Die Krisen beginnen in den Köpfen. Wir müssen eine positive Denkweise stärken – sowohl bei den Mitarbeitern als auch in der Gesellschaft. Leistungsbereitschaft und Innovationsgeist sollten wieder stärker in den Fokus rücken. Es darf nicht sein, dass der Anreiz zur Arbeit durch soziale Leistungen in den Hintergrund gerät. Ein weiteres Hindernis ist die zunehmende Bürokratie, welche die Unternehmen erheblich belastet.

Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir zudem die Forschungsförderung gezielt ausbauen. Ein entscheidender Faktor für die Zukunft der Branche ist die Bildung. Wir müssen in eine hochwertige Ausbildung investieren, die den aktuellen und künftigen Anforderungen gerecht wird. Nur so sichern wir langfristig Fachkräfte und Innovationskraft."

Wie reagieren Sie auf die Möglichkeit von Zöllen der USA?

Zecha: "Ich warte ab, was tatsächlich kommt. Trump ist ein Geschäftsmann, und ich bezweifle, dass er Zölle durchsetzen kann, die der amerikanischen Wirtschaft schaden. Sollten sie jedoch kommen, werden wir als Unternehmen genau prüfen, Ob sich die Präsenz in den USA mit einem Lager als erstem Schritt lohnt. Wir müssen auch bedenken, dass in den USA die breite Basis an Fachkräften fehlt, die wir für unsere Hightech Produkte benötigen. Wenn wir jedoch Produkte herstellen, die in den USA nicht verfügbar sind, werden die Kunden auch höhere Preise zahlen müssen. Letztlich wird der amerikanische Verbraucher die Zölle tragen. Ich glaube, dass andere Länder eher Massenproduktionen in die USA verlagern werden, während wir uns auf hochpräzise Produkte in kleinen Mengen spezialisieren."

Wo steht die Branche in fünf bis zehn Jahren? Werden wir durch Innovationen weiter eine führende Rolle einnehmen?

Zecha: "Wir müssen die Chance nutzen, unsere technologische Vorreiterrolle weiter auszubauen. Ob die Automobilindustrie jemals wieder ihr früheres ­Niveau erreicht, ist fraglich. Technologieoffen sollten wir alternative Antriebe wie Wasserstoff in Betracht ziehen. Es entstehen ständig neue Märkte und Möglichkeiten. Und verstärktes Investieren in Bildung treibt technologische Innovationen voran."

Welche technologischen Trends sehen Sie in der Branche, und wie können wir uns gegenüber der Konkurrenz behaupten?

Zecha: "Was wir jetzt bei uns sehen, sind vor allem neue Materialien, die Vorteile bieten – beispielsweise bleifreies Messing oder Keramiken. Diese zu bearbeiten ist anspruchsvoll. Oder auch das 3-D-Drucken, bei dem sich Materialien mischen lassen. Solche Bauteile müssen in der Regel nachbearbeitet werden. Dafür brauchen wir neue Werkstoffe und neue Geometrien für Zerspanwerkzeuge. Der wichtige Punkt: Automatisierung, um Kosten zu sparen. Dafür muss man digitalisieren und braucht Werkzeuge mit engeren Toleranzen. Das bietet uns Ansatzpunkte und Chancen, wieder nach vorne zu kommen."

Quelle: Zecha Hartmetall-Werkzeugfabrikation GmbH

Sie möchten gerne weiterlesen?