Die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit und der Wandel vieler klassischer Absatzmärkte des Werkzeugbaus machen der Branche zu schaffen. Umso wichtiger ist es deshalb für die Betriebe, ihre Zukunftsfähigkeit auf den Prüfstand zu stellen und Klarheit darüber zu gewinnen, wo sie im Wettbewerb stehen.
Mit dem Wettbewerb »Excellence in Production« kürt das Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT seit mehr als 20 Jahren den Werkzeugbau des Jahres. Diesjähriger Sieger ist der interne Werkzeugbau der Oechsler AG aus Ansbach in Franken. Das Unternehmen setzte sich im Wettbewerb von seinen Mitbewerbern ab und zeigt, wie eine erfolgreiche Transformation gelingen kann.
Der Oechsler-Werkzeugbau bewies sich damit in einem Teilnehmerfeld von mehr als 200 Unternehmen, aus denen in vier Kategorien insgesamt zwölf Finalisten hervorgingen. Am 13. November nahm das Werkzeugbau-Team der Oechsler AG während der feierlichen Preisverleihung im Aachener Rathaus vor rund 300 Gästen den begehrten Preis entgegen. Die Laudatio auf den Gesamtsieger hielt traditionsgemäß der Vorjahressieger: Jürgen Strohmeier, Leiter des Werkzeugbaus der BMW AG am Standort München und Dingolfing.
Oechsler: Neu ausgerichteter Werkzeugbau mit eigenentwickelten Softwaresystemen
Entscheidend für den Gesamtsieg im Wettbewerb nannte die Jury die umfassende strategische Neuausrichtung des gesamten Unternehmens: Durch gezielte Branchendiversifikation reduziert Oechsler die Abhängigkeit von einer Branche – eine Transformation, die durch den internen Werkzeugbau begleitet und ermöglicht wird. Das Unternehmen beschäftigt ein eigenes IT-Entwicklungsteam mit ausgeprägter Werkzeugbau-Kompetenz, das gezielt Softwaretools für die Prozesse und Bedürfnisse des Werkzeugbaus bereitstellt und laufend an neue Erfordernisse anpasst.
Besonders die umfangreiche Systemunterstützung entlang der Auftragsabwicklung beeindruckte die Juroren. Sie ermöglicht dem Werkzeugbau eine effiziente Kapazitätsplanung über alle Standorten hinweg und gewährleistet eine automatisierte Fehlerprüfung der Konstruktionsdaten. Zusätzlich nutzt der Oechsler-Werkzeugbau Augmented-Reality-Anwendungen zur standortübergreifenden Werkzeugbetreuung und für die Qualifizierung seiner Mitarbeitenden.
Oechsler hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1864 zu einem führenden Unternehmen der Kunststofftechnologie entwickelt, das weltweit Kunden aus den Branchen Automobil, Healthcare sowie Sport- und Konsumgüter mit industriellen Lösungen beliefert. Es setzt auf neueste Technologien und einen hohen Grad an Automatisierung und Digitalisierung. Mit knapp 2.700 Mitarbeitenden erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2023 einen Umsatz von rund 389 Millionen Euro.
Am Standort Ansbach besteht der interne Werkzeugbau von Oechsler seit mehr als 70 Jahren. Vor Ort fertigt der Werkzeugbau mit rund 130 Mitarbeitenden Hochleistungs-Spritzgießwerkzeuge für Standard- oder Sonderverfahren. Diese umfassen Präzisionswerkzeuge für Kleinteile und Mehrkomponentenwerkzeuge sowie Werkzeuge mit Sonderverzahnungen und Ausschraubwerkzeuge für Schnecken oder Bauteile mit Gewinden. Der Werkzeugbau ist innerhalb des Gesamtunternehmens ein Full-Service-Partner für die interne Produktion.
Auch bester interner Werkzeugbau mit mehr als 50 Mitarbeitenden
Zusätzlich zum Gesamtsieg erklärte die Jury des Wettbewerbs den internen Werkzeugbau der Oechsler AG auch zum Sieger der Kategorie »Interner Werkzeugbau ab 50 Mitarbeitende«.
Als weitere Finalisten dieser Kategorie zeichnete die Jury die Craemer GmbH aus Herzebrock-Clarholz bei Gütersloh, die Gerresheimer Regensburg GmbH aus dem bayerischen Wackersdorf und die Ypsomed AG aus Burgdorf in der Schweiz mit einer Urkunde aus.
Fabrik des Jahres
Die Fabrik des Jahres zählt zu den renommiertesten Industrie-Wettbewerben in Europa. Auf dem gleichnamigen Kongress werden jedes Jahr die Gewinner geehrt. Der nächste Kongress wird am 18. und 19. März 2025 stattfinden.
Nutzen Sie Ihre Chance und melden Sie sich jetzt zum Wettbewerb an! Weitere Informationen zum Wettbewerb gibt es auf der Website der Fabrik des Jahres: Hier klicken!
Mehr zu den diesjährigen Siegerwerken lesen Sie hier!
Hören Sie sich auch die Podcast-Sonderfolge zur Fabrik des Jahres an. Johann Kraus von Rohde & Schwarz erklärt darin unter anderem, wie auch Ihr Werk gewinnen kann. Hier kommen Sie zu Industry Insights!
Sieg in der Kategorie »Interner Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende« geht an die Hilti AG
Der Hilti-Werkzeugbau überzeugte die Jury als global agierender Werkzeugversorger mit besonderem Augenmerk auf die Mitarbeitenden und den Werkzeuglebenszyklus. Durch die datenbasierte Begleitung des Werkzeugs entlang des gesamten Lebenszyklus gelingt es dem Werkzeugbau, seine Werkzeuge stetig weiter zu optimieren. Dies erreicht Hilti, indem auf den Komponenten Data-Matrix Codes angebracht werden, anhand derer die Lebenszyklusdaten ausgelesen werden. Das Unternehmen setzt außerdem auf eine systematische Weiterentwicklung der Mitarbeitenden anhand eines individuellen Entwicklungsplans.
Hilti entwickelt und vertreibt mit insgesamt rund 34.000 Mitarbeitenden in mehr als 120 Ländern Lösungen, die die Produktivität, Sicherheit und Nachhaltigkeit in der Bauindustrie verbessern. Dazu investiert das Unternehmen jährlich etwa sieben Prozent seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung für eine kontinuierliche Innovation. Der interne Werkzeugbau in Schaan besteht seit 1999 und sichert international die Werkzeugversorgung für die laufende Produktion. Im Verbund mit Konzernforschung und Produktentwicklung entstehen auf diese Weise hochinnovative Werkzeuge und Fertigungstechnologien. Diese Positionierung ermöglicht eine enge Zusammenarbeit mit der Produktion und eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Status Quo.
Als weitere Finalisten wurden in diesem Jahr die Böllhoff Produktion GmbH aus Bielefeld sowie die Ifm Electronic GmbH aus Tettnang am Bodensee ausgezeichnet.
Sie wollen wissen, was die Werkzeug-Branche beschäftigt?
Dann haben wir was für Sie: Hier geht's zum Artikel über die acht Themen, die die Branche dominieren.
Weitere Empfehlungen der Redaktion zum Thema:
Gewinner der Kategorie »Externer Werkzeugbau ab 50 Mitarbeitende« ist die Braunform GmbH
Bei Braunform beeindruckte die Jury die umfassende Standardisierung des Werkzeugbaus durch die eigenentwickelte und parametrisierte MEDMold-Norm für den sicheren Einsatz von Spritzgießwerkzeugen im Reinraum. Das Unternehmen arbeitet mit einem klimatisierten Fertigungsbereich mit hohem Automatisierungsgrad beim Erodieren und Fräsen. Braunform legt ausdrücklich großen Wert auf einen hohen Anteil an Auszubildenden und schult diese in einer großen Auszubildendenwerkstatt an modernen CNC-Maschinen.
Braunform besteht seit 1977 als Familienunternehmen und gehört mit 380 Mitarbeitenden heute zu den weltweit führenden Unternehmen für den Kunststoff-Formenbau im Bereich der Medizintechnik. Braunform hat sich auf die Herstellung von Spritzgießwerkzeugen für Produkte fokussiert, für die Kunststoff als Rohstoff alternativlos oder ressourcenschonender ist als andere Materialien. Das Unternehmen bietet dafür ein Full-Service-Engineering an. Es ist spezialisiert auf die Fertigung von Mehrkomponentenformen, Multikavitätenwerkzeugen, Etagenspritzgießwerkzeugen und Formen für die Medizintechnik. Der vollklimatisierte Präzisions-Formenbau bedient die Branchen Pharma, Precision Farming und Personal Care. Für die Pharmaindustrie werden die Herstellungsprozesse inklusive automatisierter Montage in Reinräumen umgesetzt.
Weiterer Finalist in dieser Kategorie war die Fischer GmbH aus dem sächsischen Geringswalde.
Bester »Externer Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende« ist Fassnacht Werkzeug-Formenbau
Als sehr positiv bewertete die Jury bei Fassnacht die gezielten Investitionen in den Maschinenpark zum langfristigen Erhalt seiner konkurrenzfähigen technologischen Leistungsfähigkeit. Dazu trägt die hochmoderne Fertigungshalle bei, die durch eine durchgehende Klimatisierung, viele Krananlagen und moderne Netzwerktechnik beste Arbeitsbedingungen schafft. Darüber hinaus profitieren die Mitarbeitenden von einer langjährigen, familiären Zusammenarbeit und genießen ein hohes Maß an Eigenverantwortung.
Seit seiner Gründung im Jahr 1990 versteht sich Fassnacht als Problemlöser für komplexe Herausforderungen bei Spritzgießwerkzeugen und beliefert weltweit Kunden verschiedener Branchen – von Automotive über Powertools und Medizintechnik bis hin zu Spielwaren. Das Unternehmen verfügt über einen modernen, hoch automatisierten Maschinenpark mit breitem Technologiespektrum und einen soliden Mitarbeiterstamm mit langjähriger Berufserfahrung.
Fassnacht ist seit vielen Jahren mehrfacher Sieger und Finalist des Wettbewerbs Excellence in Production und misst Forschung und Entwicklung im Unternehmen einen hohen Stellenwert bei. Das inhabergeführte Familienunternehmen setzt bewusst nicht auf starkes Wachstum, sondern bietet seinen Mitarbeitenden ein familiäres Arbeitsumfeld mit langfristig sicheren Arbeitsplätzen.
Als weitere Finalisten in der Kategorie »Externer Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende« wurden die Formotion GmbH aus Wilnsdorf bei Siegen und die Klaucke & Meigies Formenbau GmbH aus Lüdenscheid im Sauerland ausgezeichnet.
Kommen Sie zum Maschinenbau-Gipfel!
Der 14. Deutsche Maschinenbau-Gipfel war ein herausragender Erfolg! Über 900 Teilnehmer versammelten sich in Berlin für den größten Gipfel aller Zeiten. Prominente Gäste wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesfinanzminister Christian Lindner bereicherten die Veranstaltung.
2025 geht es weiter! Die Branche trifft sich am 16. und 17. September 2025 in Berlin.
Excellence in Production: Auswahl der besten Werkzeugbaubetriebe im deutschsprachigen Raum
Die Aachener Forschenden ermittelten auch in diesem Jahr gemeinsam mit einer fachkundigen Jury die besten Werkzeug- und Formenbaubetriebe im deutschsprachigen Raum in vier Kategorien. Grundlage des ausführlichen Vergleichs bildeten ein umfangreicher Fragebogen sowie Vor-Ort-Besuche der bestplatzierten Unternehmen während der Sommermonate. Auf dieser Basis bestimmten die zehn Juroren aus Industrie, Politik, Verbänden und Wissenschaft zwölf Finalisten, die Kategoriesieger sowie den Gesamtsieger. Insgesamt hatten sich im Jahr 2024 mehr als 200 Werkzeug- und Formenbaubetriebe am Wettbewerb beteiligt, 50 kamen in die engere Auswahl.
Der Wettbewerb »Excellence in Production« fand in diesem Jahr bereits zum 21. Mal statt. Am Tag nach der Preisverleihung stellten ausgewählte Finalisten und Partner der Aachener Institute ihre Erfolgsstrategien während des Internationalen Kolloquiums »Werkzeugbau mit Zukunft« vor. Unter dem Motto »Werkzeugbau powered by KI – effizient, präzise, innovativ & nachhaltig?!« berichteten die Veranstalter und ausgewählte Referenten über Wege zur Produktivitätssteigerung sowie Einsatzfelder für Künstliche Intelligenz im Werkzeugbau und blickten so auf mögliche Zukunftsszenarien der Branche für eine langfristig erfolgreiche Ausrichtung.
Neue Chance im nächsten Jahr
Auch im kommenden Jahr werden sich die besten deutschsprachigen Werkzeug- und Formenbaubetriebe wieder untereinander messen. Interessierte können sich schon jetzt detailliert über den Wettbewerb informieren und vorab registrieren. Alle Teilnehmenden des Wettbewerbs erhalten eine individuelle Auswertung über ihre Stärken und Verbesserungspotenziale.
Bereits ab dem 1. Dezember können die Unternehmen den ersten Teil des Fragebogens mit einer geringen Anzahl zentraler Fragen ausfüllen. Sie erhalten auf dieser Basis bereits eine erste Auswertung ihrer Kennzahlen. In der zweiten Wettbewerbsphase sind detailliertere Fragen zu beantworten und die Teilnehmenden erhalten eine umfangreichere Kennzahlenauswertung. Unter allen Teilnehmenden der zweiten Phase werden außerdem zwei zusätzliche Vor-Ort-Besuche der Aachener Werkzeugbau-Expertinnen und Experten verlost.