Der Zerspanungsspezialist Laro NC-Technik GmbH fertigt Teile für die Luft- und Raumfahrt, Wasserkraft, Medizintechnik und ist unter anderem auf die Fertigung von Cubing-Modellen für die Automobilindustrie spezialisiert. Unter anderem entstehen dreidimensionale Karosserie-Anschauungsmodelle zukünftiger Fahrzeuge. Die unterschiedlich weit entwickelten Modelle von Pkw, die bei Laro regelmäßig entstehen, sind geheim und – wenn überhaupt – erst viele Monate oder gar Jahre später auf der Straße zu sehen. An ihnen wird überprüft, ob Form, Kontur, Spaltmaß und andere relevante Werte stimmen und ob unter anderem Aufnahmen und Bolzen für spätere Anbauten und Verkleidungsteile passen.
Umso wichtiger ist, dass bei der Fertigung punktgenau gefräst wird. Ralf Eberhard, Produktionsleiter und Prokurist bei Laro, erklärt: “Nicht nur beim Fräsen von Cubing-Modellen sind die Toleranzen sehr klein. Bei den meisten Teilen, die wir fertigen, ist manuelles Nacharbeiten nicht erlaubt. Sie müssen fertig von der Maschine kommen. Ein Schleppfehler, eine Verzerrung – und schon haben wir Ausschuss.”
Im Profil
Laro NC-Technik GmbH
Die Laro NC-Technik GmbH wurde Anfang 2001 in einem Joint Venture zwischen der Langer GmbH & Co. KG und der PRK GmbH gegründet und beschäftigt heute über 30 Mitarbeiter. Der Zerspanungsspezialist fertigt in einer klimatisierten Halle dünnwandige Freiformkomponenten, Werkzeuge, Modelle und Lehren als Protoypen, Einzelstücke sowie Klein- und Mittelserien. Die Palette der zu bearbeitenden Werkstoffe umfasst Aluminium, Stahl, Titan, GFK und CFK sowie verschiedene Verbundstoffe. Als Systemlieferant übernimmt Laro auch Konstruktions- und Montage-Aufgaben.
Präzision kennt keine Kompromisse
Wer in dieser Präzisionsliga spielt, kann bei seiner Infrastruktur keine Kompromisse eingehen. In der klimatisierten Laro-Werkhalle steht deshalb eine wohlüberlegt zusammengestellte Ausrüstung. Die neueste Maschine kommt vom Hersteller Handtmann A-Punkt Automation GmbH und verfügt über einen NC-Schwenk-Rundtisch. Die HBZ TR 160 aus der Baureihe HBZ Trunnion ist für die 5-Achs-HSC-Bearbeitung konstruiert. Sie ist mit der Steuerung Sinumerik 840D sl des Herstellers Siemens ausgerüstet.
Mit dem Frästechnologiepaket Sinumerik MDynamics, bestehend aus CNC-Funktionen samt -Hardware, steigt die ohnehin schon sehr hohe Fräsgenauigkeit dieser Maschine weiter an: Die CNC harmonisiert über die Bewegungsführung Advanced Surface selbsttätig die Geschwindigkeit von benachbarten Fräsbahnen, während der Kompressor unter anderem für exakte Konturen und höchste Vearbeitungsgeschwindigkeiten sorgt.
Automatische Messzyklen
Beim Einrichten der Maschine und später während der Bearbeitung gewähren die vordefinierten automatischen Messzyklen der Steuerung auf einfache Weise Möglichkeiten der Kontrolle und der Korrektur des Fertigungsprozesses. Das aufgespannte Werkstück kann per Einrichten und Messen in JOG mittels unterschiedlicher Messstrategien angefahren werden. Aus den dabei erfassten Messwerten berechnet die Steuerung die Lage des Werkstücks sowie die Verschiebung des Nullpunkts und übernimmt diese ins Werkstückkoordinatensystem. Das Prozessmessen in Automatik funktioniert ähnlich, korrigiert Werkzeuge oder die Nullpunktverschiebung anhand der im Prozess gemessenen Werte oder bricht die Bearbeitung bei Überschreiten voreingegebener Toleranzen ab.
Gemessen wird auch, wenn das Werkstück von der Maschine kommt. Laro gehört zur Langer Group und übernimmt innerhalb dieser Unternehmensgruppe die komplexen CNC-Fräsaufgaben. Da beide Firmen auf demselben Gelände sitzen, kann Laro deren Infrastruktur nutzen. So hat der Zerspanungsspezialist Zugriff auf hochmodernes Equipment für die Vermessung von Bauteilen, für Testmusterprüfberichte und Endkontrollen. Im Messzentrum lassen sich Messungen von großen Volumen (etwa zwei komplette Pkw-Modelle gleichzeitig von zwei Seiten) mit höchster Genauigkeit durchführen.
Breites Spektrum beim Fräsen
Mit dem Störkreisdurchmesser von 1.700 Millimeter kann Laro auf der HBZ TR 160 ein breites Spektrum größerer Bauteile wie Kotflügel, Türen oder Stirnwände fräsen. Diese Vielfalt an Teilen, die sich in einem laufenden Designprozess befinden und deshalb in kurzen Zeitabständen geändert werden, bringt unweigerlich eine ebenso große Anzahl an Bearbeitungsprogrammen mit sich.
Der Programmzugriff von der Steuerung aus ist sehr flexibel. Egal auf welchem Speichermedium – Netzwerk oder interner Programmspeicher – sie sich befinden, lassen sich die Programme öffnen und ganz nach Bedarf editieren oder auch Programmteile kopieren und in andere einfügen. Da die Programmlaufzeiten der Werkstücke bis zu 50 Stunden betragen, ist die Maschine häufig mannlos im Betrieb.
“Wenn wir früher eine Maschine ohne Spänebrikettierung nachts unter Span laufen hatten, mussten wir noch regelmäßig anrücken, um den Spänebehälter zu leeren”, erinnert sich Eberhard. “Die Handtmann-HP-Maschine können wir dank des Palettensystems über das ganze Wochenende laufen lassen, ohne vorbeikommen zu müssen.”
Wichtiges Argument beim Kauf
Die Automatisierungsmöglichkeiten waren bei der Beschaffung ein mindestens genauso wichtiges Argument für diese Maschine wie die Fräsgenauigkeit. Ein Palettenmagazin als Hochstapel, wie es von Handtmann realisiert wird, nimmt deutlich weniger Platz in Anspruch als herkömmliche Lösungen mit Rundteller oder als Schienensystem. “Schließlich erhöht die Maschine unsere Kapazitäten erst, wenn wir auf gleich viel oder auf weniger Platz produktivere Ausrüstung unterbringen”, erklärt Elmar Müller, Geschäftsführer von Laro. “Und wir denken schon viel weiter: Deshalb war uns ein erweiterbares System wichtig. Und auch die Steuerung haben wir so ausgewählt, dass sie uns alle Möglichkeiten offen hält, um unsere Prozesse zukünftig weiterzuentwickeln, Maschinen zu verketten und zu automatisieren.”
Für den mannlosen Betrieb über das Wochenende ist die Verwendung von Unterprogrammen und Makros Voraussetzung. Beispielsweise sind Makros auch Teil der Palettenverwaltung, die bei Auswahl einer bestimmten Palette die notwendige Nullpunktverschiebung beinhalten und erledigen.
Erst nach einem Besuch im Technologie- und Applikationszentrum (TAC) bei Siemens in Erlangen hatte sich Eberhard für einen Wechsel zur CNC dieses Herstellers entschieden. Dort hat er sich von den Funktionen und von der Offenheit der Steuerung überzeugt: “Die Steuerung sorgt erstens dafür, dass die Teile prozesssicher und mit fehlerfreien Fräsoberflächen von der Maschine kommen, und sie ist zweitens offen für Automatisierungsmöglichkeiten. Drittens macht es Spaß, an ihr zu arbeiten”, sagt Eberhard.
Auf einen Blick
Steuerung Sinumerik 840D sl von Siemens
Die Sinumerik 840D sl von Siemens kann auf dem Trunnion-Bearbeitungszentrum von Handtmann folgende Vorteile ausspielen:
- skalierbare NCU-Performance
- hohe Modularität der Bedienkomponenten
- hohe Systemflexibilität
- Fräsen und Drehen auf einer Maschine
- CNC kann optimal an die Technologie der Maschine angepasst werden
- hoher Freiheitsgrad in der Fertigungsautomatisierung
- Totally Integrated Automation steht für hohe Durchgängigkeit
So macht er beispielsweise immer wieder davon Gebrauch, einfache Teile direkt an der Maschine über ShopMill zu programmieren, wenn im CAM-Büro gerade viel los ist. Er hält zudem viel von den Zyklen der Steuerung, etwa dem Cycle800, der das manuelle Programmieren mit schrägen Ebenen und Schwenktisch vereinfacht. Und er schätzt die vielen nützlichen Kleinigkeiten: etwa die Help-Funktion, die tatsächlich die richtige Hilfeinformation zu jedem Zeitpunkt in jedem Fenster anzeigt. Ein weiteres dieser für den Anwender hilfreichen Details ist seiner Meinung nach die Animated Elements, kurze Bewegtbildsequenzen, die Abläufe an der Steuerungsoberfläche Sinumerik Operate visualisieren.