Thilo Borbonus

Verankerte Kernthemen auf dem Weg zur Klimaneutralität in der Unternehmenskultur: Thilo Borbonus, geschäftsführender Gesellschafter von Bimatec Soraluce. (Bild: Bimatec Soraluce)

Die Mehrheit des deutschen Mittelstands bewertet laut einer BVMW*-Studie das Ziel der Klimaneutralität als Chance und treibt energetische Modernisierung voran. Wie positioniert sich Ihr Unternehmen?

Die Firma Bimatec Soraluce ist sich der Wichtigkeit dieses Themas bewusst und davon überzeugt, dass keine Zeit mehr verloren gehen darf, um den Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken. In der Unternehmenskultur BS United haben wir bereits vor einigen Jahren Kernthemen festgeschrieben, wie zum Beispiel der schonende Umgang mit Ressourcen, ökologische Nachhaltigkeit bei Materialien und Arbeitsmitteln, Energieeinsparungen auch in sehr kleinen Dingen und vieles mehr.

*Bundesverband mittelständische Wirtschaft

Wie realistisch ist es für ein mittelständisches Unternehmen, Klimaneutralität aus eigener Kraft zu erreichen?

Das hängt von dem Produkt ab. In unserem Fall können wir Einfluss auf den Energieverbrauch unserer Produkte nehmen – jedoch nur bedingt. Wir können den Energieverbrauch von Nebenaggregaten durch intelligente Steuerung reduzieren. Wir verzichten beispielsweise auf frequenzgeregelte Motoren bei den Nebenaggregaten, da ein Motor nur bei der Nenndrehzahl einen hohen Wirkungsgrad hat.

Wenn wir einen Zerspanungsprozess von 30 Kilowatt haben, dann werden dafür immer 30 Kilowatt Energie benötigt, um diesen Zerspanungsprozess durchzuführen. Wir können nur bei den Nebenaggregaten, bei der Effizienz, etwas tun, nicht aber am Prozess an sich.

Bei der Produktion unserer Anlagen, die zum Großteil aus Metall bestehen, können wir nur durch Zertifikate die Energieneutralität erzielen. Denn, wenn Stahl geschmolzen werden muss, wird Energie benötigt. Und darauf haben wir keinen Einfluss. Natürlich ist das Ziel der Einsatz von sogenanntem grünem Stahl, welcher in Zukunft durch die Nutzung von Wasserstoff erzeugt werden soll. Aktuell können wir nicht mehr tun.

Inwieweit werden Sie über Verbände und politische Institutionen zum Thema Nachhaltigkeit unterstützt?

Es gibt bei den Verbänden und der IHK immer wieder Unterstützung zu den Themen, allerdings sind diese naturgemäß eher allgemein gehalten. Jedes Unternehmen hat – je nach Produkt - extrem spezifische Notwendigkeiten, welche zu beachten sind. Das kann weder ein Verband, noch eine IHK abbilden, so detailliert in einzelne Prozesse einzutreten.

Welche Maßnahmen zur CO2-Reduktion und mehr Nachhaltigkeit hat Bimatec Soraluce bereits umgesetzt? Gibt es ein Projektteam, das sich darum kümmert?

E-Tankstelle Bimatec Soraluce
Bimatec Soraluce investiert bereits seit 2000 in mehr Nachhaltigkeit: ein Videokonferenzsystem, die Luft-Wärmepumpe, eine Photovoltaikanlage für den Strom-Tagesbedarf, Hybridfahrzeuge und viele weitere kleine Maßnahmen sind nur einige Beispiele. (Bild: Bimatec Soraluce)

Das Projektteam, um Reduktionen umzusetzen, besteht eigentlich aus dem kompletten Team des Unternehmens. Wir stimmen uns regelmäßig ab und sprechen neue Ideen durch. Zum Beispiel haben wir Anfang letzten Jahres in eine Photovoltaikanlage mit 138 Kilowatt Peak investiert, welche bereits Strom produziert. Der Gedankengang war, den Tagesbedarf komplett selbst zu erzeugen. Des weiteren haben wir bereits 2012 eine Luft-Wärmepumpe installiert, um unser Gebäude zu beheizen. Auch für die Hallenbeleuchtung haben wir 2012 schon Energiesparlampen eingesetzt. Die LED-Technik war damals noch nicht soweit. Im letzten Jahr haben wir den Rest des Gebäudes komplett auf LED umgestellt.

Darüber hinaus setzen wir Hybrid-Fahrzeuge in unserem Fuhrpark ein und haben eine intelligente Steuerung der Kompressor-Anlage. Seit vielen Jahren setzt Bimatec Soraluce auf Videokonferenzen. Bimatec hat bereits im Jahr 2000 ein Videokonferenzsystem mit unseren spanischen Herstellerwerk Soraluce etabliert, um unnötige Flüge zu vermeiden. Heute ist die Videokonferenz ein routiniertes, tägliches Tool. Wir können viele aufwändige Reisen zu Kunden vermeiden, weil wir Themen online besprechen.

Auch in unserer Serviceabteilungen haben wir schon vor vielen Jahren damit begonnen, durch Teleservice Störungen zu beheben. Das machte ebenfalls viele Fahrten überflüssig.

Vor zehn Jahren wurden dann lokale Servicestandorte etabliert, damit die Techniker nah am Kunden sind und weniger auf der Straße.

Inwieweit gibt es klimafreundliche Initiativen von Kunden, die sie gemeinsam umsetzen?

Wir haben bereits Kunden, die bei Investitionen die Klimaneutralität als Muss von ihrem Lieferanten fordern. Das ist in unserem Fall - wie vorher beschrieben - nur durch Zertifikate möglich.

Allerdings wird auch hier beim Betrieb der Anlagen auf Energieeffizienz geachtet. Wir haben uns vor vielen Jahren zertifizieren lassen. Unsere Anlagen gelten als energieeffizient und sind gemäß eines Gutachtens sogar förderfähig. Das ist ein Vorteil, den inzwischen viele unserer Kunden nutzen.

Ausgezeichnet mit der EcoVadis-Silbermedaille

Soraluce wurde mit der EcoVadis-Silbermedaille 2021 in Anerkennung der Nachhaltigkeitsleistung ausgezeichnet!

EcoVadis bewertet Unternehmen hinsichtlich ihrer sozialen Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR) und ihres kontinuierlichen Engagements zur Umsetzung sozialer und umweltbezogener Praktiken in ihren Betrieb. Die Bewertungsmethodik umfasst die Bewertung der Qualität des Nachhaltigkeitsmanagementsystems eines Unternehmens anhand seiner Richtlinien, Maßnahmen und Ergebnisse. EcoVadis bietet evidenzbasierte Nachhaltigkeitsbewertungen für Unternehmen innerhalb globaler Lieferketten und bewertet jedes Unternehmen nach ökologischen, sozialen und ethischen Leistungskriterien.

Sie möchten gerne weiterlesen?

Dieser Beitrag wird präsentiert von: