Nicht nur der Werkzeug- und Formenbau kennt kleine und kleinste Losgrößen bis hin zum Unikat. Auch in Bereichen, die bislang von großen Serien geprägt waren, legt sich der OEM nicht mehr ein paar Millionen Teile auf Lager, sondern will die Produkte "just in time" geliefert bekommen. Und zwar nur exakt soviel, wie er gerade benötigt. Dazu kommt – nicht nur im Automotive-Bereich – eine immer höhere Anzahl an Varianten. Die Folge sind immer kleinere Fertigungslose, die Stückzahlen auf den Maschinen sinken. Damit sind auch die Serienfertiger immer stärker dem Zwang ausgesetzt, flexibel und trotzdem schnell und wirtschaftlich rüsten zu müssen.

Auf der anderen Seite sehen sich Einzelfertiger zunehmend mit der Forderung konfrontiert, Maschinen auch in den mannlosen Zeiten weiterarbeiten zu lassen und so den Maschinenstundensatz wettbewerbsfähig zu halten. Das bedeutet eine zunehmende Automatisierung – Palettenspeicher, Linearsysteme, Regaltürme und vieles mehr hat längst auch in Unternehmen seinen Platz, in denen Losgröße 1 der Normalfall ist.

In diesem Spannungsfeld bewegte sich das Gros der Vorträge der Veranstaltung. Trends und Möglichkeiten der Spanntechnik in Gegenwart und Zukunft zeigte Johann Taglang, Leiter Engineering der Röhm GmbH, in seinem Impulsvortrag auf. "Oberstes Ziel eines Unternehmens ist in der Regel die Steigerung der Produktivität", betonte er. "In den verschiedenen Fertigungen wird bis heute oftmals wertvolle Zeit beim Rüsten und Einrichten von Maschinen vergeudet. Es wundert deshalb nicht, dass dem Thema Spannen und Spanen nach wie vor eine große Bedeutung zukommt, wenn man die Effizienz seiner Werkstatt steigern will."

Meine Meinung

Prozesskette auf den Prüfstand

Wer sinnvoll automatisieren will, kommt um eine Nullpunktspannsystem nicht herum. Hier gilt es, den richtigen Partner ins Boot zu holen, denn eine optimale Automatisierung lässt sich nur unter einer ganzheitlichen Perspektive erreichen: Neben Spannsystem, Maschine und Handling macht es durchaus Sinn, die gesamte Prozesskette auf den Prüfstand zu stellen. Entscheidungen, die bislang der Maschinenbediener getroffen hat, werden so oft nach vorn in die Konstruktion oder, wo vorhanden, in eine Arbeitsvorbereitung wandern. Bei Automatisierungsprojekten ist es sehr wichtig, dass betroffene Mitarbeiter frühzeitig mit eingebunden werden – auch in die Entscheidungskette. So lassen sich Ängste vermeiden und wertvolle Ideen aus der Praxis einbinden.

Richard Pergler, Redaktion fertigung

Sinnvolles Automatisieren

Taglang spannte einen weiten Bogen vom einfachen Backenfutter bis hin zum Nullpunktspannsystembaukasten. "Die Rüstzeiten optimieren – das ist eine Forderung, die die Fertigungsleute ständig begleitet", erklärte der erfahrene Spanntechnikexperte. "Gerade wenn ein Werkstück in ein und derselben Aufspannung durch verschiedene Bearbeitungsprozesse laufen soll, kommt man an einem Palettenwechselsystem nicht vorbei."

Den praktischen Einsatz eines solchen Spannsystems des Herstellers Lang Technik in einem automatisierten Umfeld bei Losgröße 1 präsentierte Otmar Gutmann, Geschäftsführer bei Color Metal in Heitersheim bei Freiburg. Um sinnvoll zu automatisieren, ist seiner Meinung nach ein ganzheitlicher Ansatz notwendig: "Die Veränderung in unserer Prozesskette führte etwa dazu, dass wir die Programmierung weg von der Maschine holten und zentral zusammengefasst haben", erklärt er. "Unsere einst besten Maschinenbediener sind heute unsere Top-Programmierer."

7. Praxistagung Werkstückspanntechnik
Die Spanntechniktagung hat sich inzwischen fest etabliert. Mehr als 60 Zuhörer folgten den Vorträgen und tauschten sich untereinander aus. - (Bild: fertigung)

Eine vielfältige Palette an Spannlösungen zeigte Jörg Oskar Maier von der Schweizer Gressel AG: Aufbauend auf dem Nullpunktspannsystem gredoc und in Kombination mit einer standardisierten Multifunktions-Grundplatte und Standardkomponenten lassen sich hoch automatisierbare Spannlösungen für die unterschiedlichsten Anwendungsfälle realisieren. Gressel bietet die Möglichkeit, komplette hydraulische Spannlösungen aufzubauen und so das Werkstück-Handling sowohl in einer teil- als auch in einer vollautomatisierten Fertigung sehr einfach zu gestalten. Ein System, das auch für kleinere Unternehmen den Einstieg in die hocheffiziente Fertigung ermöglicht, stellte Stefan Sattelmayer vom Automatisierungsspezialisten Liebherr Verzahntechnik in Kempten vor. "Das Rotationsladesystem RLS ist auch für neuartigte Spannsysteme ausgelegt", erläuterte der Referent. "Speziell bei begrenztem Platzangebot bietet das System eine gute Ausnutzung des vorhandenen Raums. Eine gute Zugänglichkeit, die einfache Bedienung und die flexible Erweiterbarkeit vereinfachen zudem den Einstieg in die Automation."

Das "Gehirn" einer Automatisierung ist die Zellsteuerung: "In vielen Systemen bekannter Automatisierer arbeitet eine Anlagensteuerung aus unserem Haus", erklärte Johannes Haar vom Software-Spezialisten Soflex. "Wir haben Schnittstellen zu unterschiedlichsten Maschinen entwickelt und können so im Zusammenspiel mit dem Automatisierungshersteller die Automatisierung sehr anwenderspezifisch zuschneiden. Die Soflex-PCS ist ein neutrales System, das für unterschiedlichste Automatisierungsaufgaben in verschiedenen Fertigungsbereichen genutzt werden kann."

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