Dass sich die weltpolitischen Aussichten seit dem vorigen Jahr nicht verbessert haben und nach wie vor für Turbulenzen am Markt sorgen, ist unbestritten. Auch das Thema E-Mobilität schnürt so manchem Unternehmen die Luft für Investitionen ab. Dennoch konnte die Branche der Präzisionswerkzeughersteller den wirtschaftlichen Unsicherheiten trotzen und im Jahr 2018 erneut mit Rekordwerten aufwarten.
Im Rahmen der traditionellen Jahres-Pressekonferenz des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im VDMA im Januar 2019 skizzierte Lothar Horn, Vorsitzender des Fachverbands, die Situation: „Die Auftragseingänge konnten auch 2018 ihre Aufwärtsbewegung fortsetzen und lagen damit nochmals über den schon starken Vorjahresvergleichswerten.“ Die Umsatzprognose von plus 5 Prozent vom Januar 2018 wurde nach Aussage von Horn leicht übertroffen. Die Präzisionswerkzeugindustrie erreichte im vergangenen Jahr ein Umsatzwachstum von etwa 8 Prozent. Damit ist der Gesamtumsatz mit deutschen Präzisionswerkzeugen auf rund 11,5 Mrd. Euro gestiegen. Als Treiber nannte Horn das Inlands- und insbesondere auch das USA-Geschäft.
Meine Meinung
Schwierige Recherche
Wieder einmal möchte ich mich an dieser Stelle bei den zahlreichen Unternehmen bedanken, die mir jedes Jahr ihre Zahlen melden und mich unterstützen. Leider gestaltet sich die Rechereche immer schwieriger. Dass ich dennoch bei meinen Umsatz-Recherchen ganz gut liege, beweist das Feedback aus der Branche. Jürgen Gutmayr
Der Export verbuchte insgesamt Zuwächse. In den ersten zehn Monaten konnte die Werkzeugbranche insgesamt ihre Lieferungen in das Ausland um 5 Prozent steigern. Die USA bauten ihren Spitzenplatz im Ranking der wichtigsten Absatzmärkte aus, da die Lieferungen in den zweitgrößten Exportmarkt China nur leicht gesteigert werden konnten. Aber auch die europäischen Nachbarländer und praktisch alle weiteren Auslandsmärkte zeigten sich nachfragefreudig, nur der mexikanische Markt litt unter den Handelsquerelen mit den USA.
Für 2019 rechnen die VDMA-Volkswirte nur noch mit einem Produktionswachstum von real 2 Prozent im Maschinenbau. Erwartet wird, dass sich das Tempo der Weltwirtschaft verlangsamt.
Dies wird auch im Maschinenbau, der eine Exportquote von beinahe 80 Prozent aufweist, zu spüren sein. Positiv ist, dass die Aufträge in den Büchern derzeit im Durchschnitt noch eine Reichweite von 8,6 Monaten haben. Aber der anhaltende Handelsdisput der USA mit China, in den auch die EU noch stärker hineingezogen werden könnte, sind nur die offensichtlichsten Hürden für das weitere Wachstum.
Auch in der Automobilindustrie zeigen sich einige Unsischerheitsfaktoren. So lag die Pkw-Produktion in Deutschland um 9 Prozent im Minus, die weltweite Gesamtfertigung der Branche verharrte 2018 auf dem Niveau von 2017. Für 2019 ist demnach weltweit nur ein minimales Wachstum von 1 Prozent in Aussicht.
Zerspanungswerkzeuge 2018: Deutschland-Ranking
Kommen wir jetzt zum Ranking der Deutschland-Umsätze für das Jahr 2018. Bereits zum 20. Mal präsentiert die Redaktion fertigung diese Aufstellung der Umsatzzahlen. Die mit einem (*) gekennzeichneten Unternehmen haben von mir geschätzte Werte hinterlegt:
Nun zu den Deutschland-Umsätzen einiger ausgewählter Unternehmen im Detail:
Auf Platz 1 steht einmal mehr die Gühring KG. Das inhabergeführte Unternehmen mit Stammsitz in Albstadt-Ebingen konnte mit einem gemeldeten Gesamtumsatz von 1.110 Millionen Euro und einem Deutschland-Umsatz von 440 Millionen Euro seinen Spitzenplatz behaupten. Das entspricht einem Umsatzplus von 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Also eine verlässliche Konstante – 2017 lag das Wachstum bei zehn Prozent.
Gleich dahinter folgt die Ceratizit Group auf Platz 2. Mit der Zusammenführung der Kompetenzmarken Cutting Solutions by Ceratizit, Komet, WNT und Klenk unter dem Dach Team Cutting Tools ist ein schlagkräftiger Komplettanbieter in der Zerspanung unter der Führung von Thierry Wolter entstanden. 2018 konnte der Präzisionswerkzeughersteller einen Gesamtumsatz von 1.200 Millionen Euro verbuchen. Ein Umsatzplus von immerhin neun Prozent. Der Deutschland-Umsatz stieg um zehn Prozent auf nunmehr 330 Millionen Euro – Tendenz steigend.
Erfreulich die Platzierung der Hoffmann Group auf Rang 3. Mit einem geschätzten Gesamtumsatz von 493 Millionen Euro und einem Deutschland-Umsatz von 283 Millionen Euro konnte sich das Unternehmen, das in diesem Jahr mit Sonderaktion">sein 100-jähriges Jubiläum feiert, einen Platz auf dem Podest sichern.
Über ein konstantes Wachstum in den vergangenen Jahren kann sich auch das Unternehmen von Lothar Horn freuen, das in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum feiert. Mit einem Gesamtumsatz von 300 Millionen Euro – das entspricht einem Plus von 9,1 Prozent – ist die Paul Horn GmbH weiterhin auf Erfolgskurs. Der Deutschland-Umsatz konnte sogar um 12,5 Prozent auf 200 Millionen Euro gesteigert werden.
Erstmals gemeldet hat in diesem Jahr der Präzisionswerkzeughersteller Zecha. Mit einem Umsatz von elf Millionen Euro in Deutschland ist das Unternehmen gut am Markt positioniert. nh
Fazit: Die Branche der Präzisionswerkzeughersteller ist sehr gut aufgestellt und wird im EMO-Jahr mit zahlreichen Innovationen aufwarten.