Toolroom, Haimer

Werkzeug- und Formenbauer WFT richtete sich im Produktionsbereich einen von Haimer konzipierten und ausgestatteten Toolroom ein. Er umfasst neben einem Werkzeuglager mit digitaler Anbindung ans Firmennetzwerk, ein Microset-UNO-autofocusWerkzeugvoreinstellgerät und eine Schrumpfstation. - (Bild: Haimer)

Frank Elzener, Geschäftsführer, WFT Werkzeug- und Frästechnik GmbH
Frank Elzener, Geschäftsführer der WFT Werkzeug- und Frästechnik GmbH. - Bild. WFT

Wenn ein neuer Trainer eine Fußballmannschaft übernimmt, hat er meist den Wunsch, die Ergebnisse zu verbessern und den Club in der Tabelle ein paar Plätze nach oben zu bringen. In der Industrie ist das nicht anders. Auch Frank Elzener hatte klare Vorstellungen, als er 2014 die Geschäftsführung der WFT Werkzeug- und Frästechnik GmbH im niedersächsischen Delligsen übernahm: „In den Mitarbeitern dieses Werkzeug- und Formenbau-Unternehmens steckt so viel Know-how, das in meinen Augen unbedingt weiterentwickelt werden musste. Dafür wollte ich als erstes den Raum schaffen und die erforderliche Ausstattung bereitstellen.“

Neu gebaute Produktionshalle, WFT
In der neu gebauten Produktionshalle ist ein 5-Achs-Bearbeitungszentrum von Breton, eine Flymill mit Verfahrwegen von 8000 x 3500 x 1300 mm, installiert. Neben drei großen Bohrwerken stellt es die Basis für den Großwerkzeugbau dar. - (Bild: Haimer)

Elzener kannte WFT schon von früher, als er noch den Fertigungsbereich Großblechumformung in einer Premium-Aerotec- Niederlassung leitete und WFT als Zulieferer für den Werkzeugbau tätig war. „Den 60 Mitarbeitern standen für Verwaltung und Produktion gerade mal 1000 Quadratmeter zur Verfügung. Viel zu wenig, insbesondere, wenn man im Großformenbau tätig ist“, urteilt Elzener. Kurzerhand investierte er in einen Hallenneubau mit weiteren 1000 m2 Produktionsfläche, die er 2017 nochmals um 680 m2 erweitert – plus zusätzliche 480 m2 Lager- und Logistikfläche. Da WFT kein Formenbaubetrieb wie viele andere bleiben sollte, füllten die Verantwortlichen die Produktionshallen mit entsprechendem Equipment, darunter drei CNC-Bohr-Fräswerke und ein 5-Achs-BAZ mit Verfahrwegen von 8000 x 3500 x 1300 mm. Die Hallen wurden mit großen Krananlagen und -traversen ausgestattet, um Werkstücke in dieser Größenordnung transportieren zu können.

Hohe Komplexität

Etagenwerkzeug, WFT
Mit 50 t Gewicht ist dieses Etagenwerkzeug die bislang größte von WFT gebaute Spritzgussform. - (Bild: Haimer)

Mit diesen Veränderungen ist es Elzener gelungen, WFT eine Komplexität zu geben, die deutschlandweit kaum ein anderer Werkzeugbaubetrieb aufweisen kann: "Wir sind Spezialisten für sehr große Press-, Stanz- und Spritzgusswerkzeuge. Unsere Highlights sind zum Beispiel Spritzguss-Etagenwerkzeuge mit Gesamtgewichten von 50 Tonnen, die wir seit 2017 herstellen." Elzener, der aus der Luft- und Raumfahrt-Branche kommt, hat jedoch nicht nur das Große im Blick. Er ist ein Fan klarer Strukturen bis ins Detail. Daher war ihm von Anfang an daran gelegen, Arbeitsabläufe nach Möglichkeit zu vereinfachen und Fehlerquellen zu eliminieren. Er sieht sich tendenziell als Coach, der seine qualifizierten Mitarbeiter mit in die Verantwortung nimmt. So war auch Heiko Siebke, Technischer Leiter bei WFT, mit eingebunden, als es darum ging, ein modernes Toolmanagement für den Fräsbereich auszuwählen und zu installieren. Er erklärt, dass bis vor kurzem die Werkzeuge dezentral verwaltet wurden, "das heißt, jede Maschine hatte ihren eigenen Werkzeugvorrat, darunter auch Werkzeuge, die nur sehr selten zum Einsatz kamen und trotzdem mehrfach vorhanden waren. Auch kam es immer wieder vor, dass sich ein Maschinenbediener auf die Suche nach speziellen Werkzeugen begeben musste." Verschenkte Zeit und Kosten, argumentiert Siebke, die sich mit besserer Organisation vermeiden ließen.

Video: HAIMER Anwenderbericht bei WFT

Systemanbieter rund um die Werkzeugmaschine

Frank Elzener, Heiko Siebke, Thorsten Böker
Frank Elzener (li.) und Technikleiter Heiko Siebke (Mitte), beide von WFT, im Gespräch mit Thorsten Böker, dem zuständigen Haimer Verkaufsrepräsentanten. - (Bild: Haimer)

Die Lösung kam von der Haimer-Gruppe, einem Familienunternehmen mit Stammsitz im bayerischen Igenhausen, das seit Jahren als Marktführer für Werkzeugspanntechnik gilt und inzwischen als Systemanbieter rund um die Werkzeugmaschine tätig ist. Elzener hatte schon länger Kontakt zu Thorsten Böker, dem für WFT zuständigen technischen Verkaufsrepräsentanten. Dieser entführte die WFT-Verantwortlichen schließlich nach Bielefeld zum Haimer-Vertriebsstützpunkt Norddeutschland. Dort, wo in erster Linie die Haimer-Microset-Werkzeugvoreinstellgeräte produziert werden, steht ein Showroom zur Verfügung, in dem Besucher musterhaft das gesamte Haimer-Toolmanagement inklusive aller Geräte zum Werkzeug-Voreinstellen, -Schrumpfen und -Auswuchten erleben können. Für Elzener war nach diesem Besuch klar: „Einen solchen Raum oder zentralen Hallenbereich brauchen wir für unser Toolmanagement.“ Gesagt, getan – in enger Zusammenarbeit mit Haimer übernahmen die WFT-Werkzeugspezialisten das Konzept des Showrooms und statteten ihn als Toolroom ganz nach ihren Bedürfnissen aus.

Werkzeugvoreinstellgerät Haimer Microset UNO autofocus
Das Werkzeugvoreinstellgerät Haimer Microset UNO autofocus vereint Präzision und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. - (Bild: Haimer)

Alle benötigten Komponenten wurden so angeordnet, dass ein reibungsloser und ergonomischer Workflow fürs gesamte Werkzeugmanagement gewährleistet ist.
Für Geschäftsführer Elzener ist ein zentrales Werkzeuglagersystem ein wichtiger Bestandteil des Toolrooms: „Es wird digital verwaltet und ist an unser ERP-System angebunden, um Bestellvorgänge einfach auslösen zu können.“ Siebke ergänzt aus technischer Sicht: „Für prozesssichere Fräsbearbeitungen benötigen wir exakt voreingestellte Werkzeuge, deren Ist-Daten zuverlässig an die jeweilige Werkzeugmaschine übermittelt werden.“ Diesbezüglich fiel die Wahl auf das Haimer Microset UNO autofocus in der Ausführung 20/70, das sich auch für Werkzeuge mit bis zu 700 mm Länge eignet. Das Gerät bietet mit seiner ISS-Spindel die Möglichkeit, die zu messenden Werkzeuge mit maschinen-identischer Kraft anzuziehen und so Messverluste zu vermeiden.

Haimer-Hochleistungsschrumpfstation Power Clamp Comfort NG
Die Hochleistungsschrumpfstation Power Clamp Comfort NG von Haimer enthält eine flexibel und komfortabel handhabbare 13 kW-NG-Spule, die sich auch für große Werkzeuge einsetzen lässt. - (Bild: Haimer)

Einen Qualitätssprung konnte WFT durch den Einsatz der Haimer Schrumpffutter Power Shrink Chucks sowie der Schrumpfstation Power Clamp Comfort NG erreichen. Technik-Leiter Siebke erklärt: „Wir haben unsere Werkzeugaufnahmen weitgehend auf die Haimer-Power-Schrumpffutter umgestellt. Durch ihren Rundlauf und ihre geringe Vibrationsneigung verschaffen sie uns Vorteile im Bearbeitungsergebnis und bei der Werkzeugstandzeit. Außerdem wird die Spindel weitaus weniger belastet.“ Er weist auch auf die besseren Oberflächengüten hin, die sich damit erzielen lassen. Daher nutzt er beispielsweise für Feinschlichtoperationen auf dem großen 5-Achs-Bearbeitungszentrum fast ausschließlich die Haimer-Power-Aufnahmen.

Entwicklung in enger Zusammenarbeit mit den Kunden

Böker gibt ein paar Hintergrundinformationen: „Haimer entwickelte die Power Shrink Chucks in enger Zusammenarbeit mit Kunden der Luft- und Raumfahrtindustrie. Mit ihrer Rundlaufgenauigkeit < 0,003 mm sind sie hochpräzise und lassen sich für viele Anwendungen einsetzen. Außerdem ist ihre Außenkontur hinsichtlich maximaler Schwingungsresistenz optimiert. So lässt sich die Schrumpftechnik auf die Schruppbearbeitung erweitern und das Zerspanungsvolumen erheblich vergrößern.“

Für das zuverlässige Ein- und Ausschrumpfen der Bohr- und Fräswerkzeuge entschied sich WFT, die Hochleistungsschrumpfstation Power Clamp Comfort NG von Haimer einzusetzen. Ihr zentrales Element ist die flexibel und komfortabel handhabbare 13 kW-NG-Spule. Sie kann mit nur einem Dreh in Länge und Durchmesser auf die Größe des Schrumpffutters eingestellt werden. Für schnelle, konzentrierte Kühlleistung sorgen wassergekühlte Kühlkörper, die nach dem Erhitzen direkt aufs Schrumpffutter gesetzt werden. Angesichts der hohen Wuchtgüte der Haimer-Schrumpffutter verzichtete WFT zunächst auf ein fest installiertes Wuchtgerät. Allerdings nahmen Siebke und seine Mitarbeiter gerne das Angebot an, ein Tool-Dynamic-Gerät von Haimer zu nutzen, um das noch vorhandene Sortiment diverser anderer Ausrüster auf ihre Wuchtgüte zu überprüfen. Damit konnten die Zerspanungsprofis schnell erkennen, welche Futter den Anforderungen nicht mehr genügten. Für Elzener ist ein solches Angebot Ausdruck einer guten Partnerschaft auf Augenhöhe: „Haimer kam uns beim Wuchten der bestehenden Werkzeuge sehr entgegen. Das haben wir sehr zu schätzen gewusst.“

Prozessoptimierung

Überhaupt ist der Geschäftsführer mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden. Er erwähnt zum Beispiel die Haimer-Anwendungstechnik, die nicht nur beim Einrichten des Toolrooms und Inbetriebnahme sämtlicher Geräte behilflich war, sondern auch ihre Erfahrungen hinsichtlich Prozessoptimierung durch die neue Werkzeugtechnik einbrachte. Auch Außendienstmitarbeiter Böker ist regelmäßig bei WFT vor Ort. Er animierte die Verantwortlichen unter anderem dazu, Werkzeuge wie Haimer Mill zu testen. Das Urteil von Siebke: „Im Vergleich zu den anderen getesteten Werkzeugen hat der Haimer Mill eindeutig als Bester abgeschlossen. Er eignet sich ideal für kurze Bohrungen, zum Schruppen, Rampen und Nuten, und das in allen Materialien. Wir setzen ihn seitdem als Allround-Fräser ein, was bedeutet, dass er zwei, drei andere Werkzeuge ersetzt.“ nh

Auf einen Blick

Haimer-Mill-Fräser
WFT setzt Haimer-Mill-Fräser als Universalwerkzeuge ein. Sie eignen sich zum Schruppen und Schlichten in fast allen Werkstoffen. - (Bild: Haimer)

Präzision muss nicht teuer sein

Bei den Werkzeugvoreinstellgeräten der Microset-UNO-Baureihe achtet Haimer auf hohe Präzision, deren Basis das eigensteife Bett mit 3-Punkt-Auflage bildet, eine FEM-optimierte und thermostabile Grauguss-Konstruktion. Die Geräte punkten weiterhin mit dem Segmentauflicht zur visuellen Schneidenkontrolle und einer optionalen Endlos-Feinverstellung. Das UNO setzt mit der Release-by-Touch-Bedienung, einer intelligenten Sensorsteuerung zum Verfahren der X- und Z-Achse, Maßstäbe in der Einstiegsklasse der Werkzeugvoreinstellung. Microvision UNO bietet dem Anwender eine intuitive Bedienung und führt mit hilfreichen Funktionen schnell zu präzisen Messergebnissen. Die Genauigkeit wird hier durch ein Schärfefenster unterstützt, das selbst bei äußerst komplexen Werkzeugen eine exakte Positionierung zulässt. Abgerundet wird die UNO-Baureihe durch den Thermo-Etiketten-Drucker, eine Vakuum-Spannung, eine zweite Kamera zur Drehmitteneinstellung oder eine hochgenaue ISS-Spindel samt Direktspannadapter mit 2 µm Genauigkeit. Zum optimalen Preis-Leistungs-Verhältnis tragen die vielfältigen Optionen bei. Die mögliche Ausstattungspalette umfasst neben Touch-Display, RFID-Chip-System und Postprozessoren für alle gängigen Steuerungen auch Optionen wie das autofocus und das automatic drive. Das UNO autofocus unterscheidet sich zur manuellen Standardversion dadurch, dass es die zu messende Schneide automatisch mit CNC-Steuerung in der C-Achse fokussiert. Die Version automatic drive positioniert darüber hinaus verschiedene Ebenen in Z-Achse selbständig und fährt in X-Achse automatisch an. Die Modelle der UNO-Baureihe sind in zwei Baugrößen erhältlich: das UNO 20|40 mit 400 mm und das UNO 20|70 mit 700 mm Verfahrweg in der Z-Achse.

Sie möchten gerne weiterlesen?