Der MegaAlu-Power-Fräser sorgt für Prozesssicherheit.

Der MegaAlu-Power-Fräser sorgt für Prozesssicherheit beim Konturschruppen des Umlenkhebels. (Bild: Iscar)

Karlheinz Nicolai oder Kalle, wie er in Mountainbiker-Kreisen schlicht heißt, hat sich im Jahr 1995 seinen Traum vom eigenen Mountainbike-Unternehmen erfüllte. In einer Garage und mit zwei Schweißern startete er die Rahmenfertigung. Inzwischen ist Nicolai auf 35 Mitarbeitende gewachsen und in eine größere Location umgezogen. In Mehle fertigt Nicolai auf 2.000 Quadratmeter pro Jahr circa 1.200 Mountainbikes mit und ohne Elektromotor für ambitionierte Sportler, Szenekundschaft und Alltagsradler weltweit. Neben der Fahrradproduktion bietet das Unternehmen Entwicklungsdienstleistungen und erwirtschaftet so einen Umsatz von jährlich rund sechs Millionen Euro.

„Wir legen großen Wert auf hochwertige Komponenten“, sagt Markus Schmidt, Betriebsleiter bei Nicolai. Der Rahmenbau und die Produktion der dazugehörigen Komponenten findet komplett im eigenen Haus statt. „Was wir nicht selbst herstellen, beziehen wir möglichst von Partnern in Deutschland und der EU“, führt er weiter aus. Um die Bikes möglichst leicht zu halten, fertigt das Unternehmen ausschließlich in Aluminium. „Dabei ist weniger die erzielte Oberflächenqualität die Herausforderung als vielmehr die Komplexität der Bauteile. Diese ist notwendig, um die Schweißarbeit zu reduzieren“, erklärt Schmidt. Und die Fertigung einer dieser komplexeren Komponenten bot Optimierungspotenzial.

Im direkten Vergleich sticht die deutlich bessere Oberflächenqualität direkt ins Auge.
Im direkten Vergleich sticht die deutlich bessere Oberflächenqualität direkt ins Auge. Wichtiger ist aber noch die immense Zeitersparnis beim Konturschlichten. (Bild: Iscar)

Beim Schlichten eines sogenannten Hufs aus der Alu-Knetlegierung 3.4335, der bei Modellen ohne Federung das Heck aufnimmt, setzte Nicolai bisher einen Standard-Aluminiumfräser eines Iscar-Mitbewerbers ein. „Um das gewünschte Ergebnis zu erzielen, mussten wir fünf Schnitte mit unterschiedlichen Schnitttiefen fahren“, führt Schmidt aus. „Die Oberfläche war ok, aber das Konturschlichten dauerte satte 96 Sekunden.“

Bei einem der regelmäßigen Besuche von Sven Zimmer, Anwendungstechnik und Beratung bei Iscar, kam auch der Huf zur Sprache, den Nicolai etwa bei der Hälfte seiner Fahrräder verbaut und dementsprechend oft auf der Maschine hat. „Ich habe mir die Teile angeschaut und war mir gleich sicher, dass das ein Fall für einen Fräser aus unserem MegaAlu-Programm ist“, erzählt Zimmer. Er holte mit Thomas Mertel, Produktspezialist VHM-Werkzeuge bei Iscar, noch den Experten für Vollhartmetall-(VHM-)Aluminiumfräser ins Boot.

Mit den MegaAlu-Fräsern von Iscar fertigt Nicolai den Huf sowie den Umlenkhebel prozesssicher.
Mit den MegaAlu-Fräsern von Iscar fertigt Nicolai den Huf sowie den Umlenkhebel prozesssicher, erzielt dabei Top-Oberflächengüten und spart Zeit. (Bild: Iscar)

Hohes Zeitspanvolumen

Die VHM-Fräser der MegaAlu-Familie ermöglichen ein sehr hohes Zeitspanvolumen sowie Top-Oberflächengüten und reduzieren gleichzeitig die Durchlaufzeiten. Sie eignen sich für Bearbeitungstiefen von bis zu 6xD. Die dreischneidigen Fräser besitzen eine ungleiche Teilung und sind deswegen vibrationsfrei. Hochglanzpolierte Spanräume verringern die Geräuschentwicklung und Aufbauschneidenbildung. Asymmetrische Spanbrecher sorgen für eine perfekte Kontrolle bei der Spanevakuierung. „Eine zentrale Kühlmittelbohrung führt auch in tiefen Kavitäten zu einer optimalen Späneabfuhr und einer hervorragenden Temperaturkontrolle“, sagt Thomas Mertel. „Die spezielle Geometrie in Verbindung mit einer besonderen Schleiftechnik und einem widerstandsfähigen Substrat macht die Fräser besonders robust.“

VHM-Fräser aus Iscars MegaAlu-Familie.
Die VHM-Fräser aus Iscars MegaAlu-Familie ermöglichen ein sehr hohes Zeitspanvolumen sowie Top-Oberflächengüten bei gleichzeitiger Reduzierung der Durchlaufzeiten. (Bild: Iscar)

„Gemeinsam suchten wir das passende Versuchswerkzeug aus, buchten einen Termin für Tests bei Nicolai und fuhren das Werkzeug auch gleich ein, um dem Kunden die ersten Schritte abzunehmen“, erzählt Zimmer. Dabei zeigte sich schnell: Der MegaAlu-Fräser mit einem Durchmesser von zehn Millimeter und einer Schneidenlänge von 30 Millimeter ist die richtige Wahl für diese Aufgabe.

Podcast: Markus Horn zur Lage in der Werkzeugbranche

Deutlich bessere Oberflächengüte

Das Hauptaugenmerk lag auf der Zeitersparnis und der Oberflächengüte. Die in der Industrie sonst wichtige Standzeit spielt bei Nicolai nur eine untergeordnete Rolle. „Ich habe noch nie ein VHM-Werkzeug weggeschmissen, weil es verschlissen war“, erzählt Schmidt. Das Ergebnis überzeugt: Mit dem MegaAlu kann Nicolai den Huf in einem Zug schlichten und dank des stabilen Laufs auch die Schnittwerte hochdrehen. Jetzt sind Schnitttiefen von 31 Millimeter bei einem Vorschub pro Zahn von 0,07 Millimeter möglich.

„Wir erreichen nicht nur eine deutlich bessere Oberfläche ohne optische Fehler, sondern können auch das Zeitspanvolumen von 3,6 auf 6,2 Kubikzentimeter pro Minute fast verdoppeln und die Bearbeitungszeit bei diesem Arbeitsschritt nahezu halbieren“, freut sich Schmidt. „Wir brauchen jetzt nur noch 54 Sekunden pro Bauteil.“ Nicolai nutzt den 10er-Fräser seitdem fürs Konturschlichten, hat in der Zwischenzeit aber noch weitere Anwendungsfelder für die Werkzeugserie gefunden: Ein MegaAlu-Power-Fräser ermöglicht sichere Prozesse beim Konturschruppen des Umlenkhebels.

Gruppenfoto.
Freuen sich über die guten Ergebnisse, die Nicolai mit den MegaAlu-Fräsern erzielt (von links nach rechts): Thomas Mertel, Produktspezialist VHM-Werkzeuge bei Iscar, Markus Schmidt, Betriebsleiter bei Nicolai und von Sven Zimmer, Anwendungstechnik und Beratung bei Iscar. (Bild: Iscar)

Spezielle Alu-Legierung

Der Umlenkhebel steuert bei gefederten Bikes den Hinterraddämpfer an. „So steif wie nötig, so leicht wie möglich, lautet hierbei die Devise“, erklärt Schmidt. „Deshalb haben wir den Umlenkhebel mit Hilfe einer Spezialsoftware topologieoptimiert und genau berechnet, wo wir wie viel Material benötigen, um den hohen Kräften zu begegnen.“ Denn die Komponente ist im Einsatz hochbelastet. „In einer normalen 6.000er-Legierung ausgeführt, würde das Teil einfach zusammenklappen“, sagt der Betriebsleiter. Damit es stabil genug für die auftretenden Kräfte ist, fertigt Nicolai es aus einer speziellen Alu-Legierung, die nicht ganz einfach zu bearbeiten ist. Knackpunkt war hierbei vor allem die dynamische, aber wenig steife Maschine und die Spannung. Das Werkstück wird in einer um 360° drehbaren Achse, ähnlich einer Drehspindel, gespannt. Diese hat aber keine mechanische Klemmung – sie wird nur durch den Servomotor in Position gehalten.

Der Umlenkhebel steuert bei gefederten Bikes den Hinterraddämpfer an.
Der Umlenkhebel steuert bei gefederten Bikes den Hinterraddämpfer an. (Bild: Nicolai)

Spezielle Geometrie

„Bearbeiteten wir die Außenkontur großer Teile mit hohem Vorschub, konnte es zu Positionsfehlern kommen“, beschreibt Schmidt. „Das bisher verwendete Werkzeug eines Iscar-Mitbewerbers hat die Achse im µm-Bereich verschoben, weil die Kräfte des Fräsens größer waren als die Haltekräfte des Servomotors. Das hat die Maschine bemerkt und gestoppt.“

Um das in den Griff zu bekommen, experimentierte Schmidt schon länger mit verschiedenen vorhandenen Werkzeugen. Er kam aber nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis, bis er den Schupper einsetzte, den ihm die Iscar-Leute zum „mal an passender Stelle ausprobieren“ gegeben hatten. „Dabei handelt es sich um einen 16-Millimeter-Fräser aus der MegaAlu-Power-Serie, der über eine eigens fürs Schruppen entwickelte Geometrie verfügt“, erklärt Mertel. Diese schneidet extrem weich und vibriert kaum. Die entstehenden Späne sind einfach zu evakuieren. „Ich habe nur das Werkzeug getauscht, fuhr dasselbe Programm, und der Fehler tauchte nicht mehr auf“, erzählt Schmidt. „Weil der Schrupper weicher schneidet, bringt er weniger Drehmoment auf das Bauteil, und die Maschine geht nicht mehr auf Störung.“ Damit kann Nicolai die Komponente jetzt prozesssicher über die gesamte Charge fertigen.

Der Umlenkhebel ist im Einsatz hoch belastet.
Der Umlenkhebel ist im Einsatz hoch belastet. Er muss großen Kräften begegnen und trotzdem leicht sein. (Bild: Nicolai)

Nicolai setzt die MegaAlu-Fräser jetzt seit einem guten Jahr ein und ist sehr zufrieden damit. „Die Werkzeuge haben unsere Erwartungen voll erfüllt und sind ein echter Zugewinn“, lobt Markus Schmidt. „Sie haben uns in kritischen Situationen – bei problematischen Bau­teilgeometrien und schwierigen Aufspannungen, die vorher nicht möglich waren – nach vorn gebracht.

Die Werkzeuge erlauben uns, die Komponenten in der von uns gewünschten Qualität herzustellen.“ Auch die Zusammenarbeit mit Iscar überzeugt: „Das war wieder super und sehr professionell. Das Iscar-Team hat sich sehr gut und schnell um uns und unsere Anliegen gekümmert.“

Quelle: Iscar Germany GmbH

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