Frühjahrstagung, FMI e.V.

Über mögliche Chancen und Risiken der E-Mobilität diskutierten bei ihrer Frühjahrstagung über 100 Mitglieder des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie mit Automobilexperten und informierten sich direkt bei einem betroffenen Zulieferbetrieb. - (Bild: FMI e.V.)

Politik und Öffentlichkeit beschäftigen sich zunehmend mit dem Wandel hin zur E-Mobilität. Nun haben sich die direkt betroffenen Unternehmen - Lohnfertiger und Zulieferer der Automobilindustrie - detailliert mit den Folgen der politisch geforderten und forcierten E-Mobilität befasst.

Anlässlich ihrer Frühjahrstagung informierten sich über 100 Mitglieder vom Verband der Deutschen Drehteileindustrie mit Experten zum Thema Wandel der individuellen Mobilität und diskutierten die aktuellen und weiterreichenden Folgen für das eigene Unternehmen. Dazu nutzten sie auch einen Besuch beim erfolgreichen und innovativen Automobilzulieferer, der kößler technologie im schwäbischen Babenhausen. Ein Spezialist der Beratungsgesellschaft IHS Markit erläuterte zur Fachtagung die erwarteten Entwicklungen in den kommenden zehn bis 15 Jahren.
Demnach rechnen Analysten mit einem weiteren Wachstum in der Automobilproduktion von bisher 85 Mio. Einheiten jährlich auf bis zu 110 Millionen im Jahr 2035. Vor allem in Asien und speziell in China werden die Mengen hergestellter und verkaufter Autos deutlich zunehmen. Auch in den sogenannten BRIC-Staaten wird es ein leichtes Wachstum geben. In Europa und in den USA wird die Anzahl verkaufter Pkw eher auf dem derzeitigen Niveau stagnieren oder sogar rückläufig sein.

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Aufgrund der Forderungen und Vorgaben hinsichtlich eines weitgehend emissionsfreien Betriebs der Fahrzeuge präferiert die Politik derzeit den batterie-elektrischen Antrieb. Dies beeinflusst erheblich die Produktion speziell bei metallverarbeitenden Lohnfertigern, die sich überwiegend als Zulieferer für die Automobilindustrie etabliert haben. Wie Marktanalysten vermuten, verläuft dieser Wandel allerdings eher kontinuierlich. So werden Fahrzeughersteller zunächst mit Hilfe ausgeklügelter Hybridantriebe den Forderungen nach Luftreinhaltung begegnen.
Diese technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen bestimmen die Strategien der Automobilzulieferbetriebe.

Bis zum Jahr 2032 werden voraussichtlich mehr als zwei Drittel aller neu zugelassenen Automobile mit einem Hybridantrieb ausgeführt sein.

Nach einer vorübergehenden Schwäche rechnen sie wieder mit Zuwachsraten. Gründe sehen sie im hohen Anteil an Antriebselementen bei den kommenden Hybridantrieben. Da die Fahrzeughersteller selbst derzeit ausschließlich in die Entwicklung elektrischer Antriebstechnik investieren, werden sie künftig die Konstruktion und die Produktion der verbliebenen klassischen Antriebe an Zulieferer übertragen. Darin sehen viele Lohnfertiger und Zulieferer der Automobilindustrie realistische Chancen auf eine eher zunehmende anstatt stagnierende Geschäftsentwicklung.

Zudem werden die Pkw künftig mit einer Vielzahl an Assistenzsystemen ausgestattet werden. Das betrifft alle Fahrzeuge unabhängig von ihrer Antriebstechnik. Daraus ergibt sich eine zunehmende Anzahl an Einzelteilen, die pro Pkw herzustellen sind. Strategisch werden zahlreiche Zulieferbetriebe also ihr Produktprogramm am geänderten Bedarf orientieren. Statt für den Hauptantriebsstrang mit Dieselmotor, Getriebe und Kupplungen, werden sie künftig vergleichbare Bauteile eher für Nebenantriebe und Assistenzsysteme herstellen. Allerdings sehen sich die Zulieferbetriebe mit Forderungen nach einer regionalisierten Produktion konfrontiert. Künftig werden Pkw überwiegend in den Ländern mit steigender Nachfrage und großen Verkaufszahlen produziert. Somit müssen die Zulieferer ihre Produktionskapazitäten eher in Asien als in Europa ausweiten.

Am Ende der Frühjahrstagung waren sich die Drehteilehersteller darüber einig, dass man in der aktuellen wirtschaftlichen und technischen Entwicklung sehr flexibel agieren, sich fortlaufend neu orientieren und dem Wandel offen begegnen müsse. Konrad Mücke/nh

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