Oliver Krause und Thilo Borbonus

Die Bimatec Soraluce-Manager, Oliver Krause (links) und Thilo Borbonus, haben die Kernthemen ihrer Branche für 2023 im Blick. (Bild: Bimatec Soraluce)

Gibt es in der Zerspanenden Fertigung durch die Option "Industrie 4.0“ in einer Fräsmaschine schon wirkliche Vorteile, die monetär validiert sind?

Das Thema Industrie 4.0 wurde bereits im Jahr 2019 durch den Markt getrieben und wir können diese Anforderungen bereits seit 2017 bedienen.

Viele verstehen unter Industrie 4.0 auch die Möglichkeit, von extern einen Zugriff auf die Steuerung der Maschinen zu haben. Diese Möglichkeit des "Fernzugriffs" haben wir bereits seit dem Jahr 2002.

Der Kundennutzen durch den Fernzugriff ist, die Maschine via Teleservice schnellstmöglich wieder in Produktion zu bringen. Das ist bei einem Großteil der auftretenden Störungen möglich und erspart einen zeit- und kostenintensiven Technikereinsatz vor Ort.

Darüber hinaus haben wir auch hinsichtlich des zunehmenden Mangels an Fachpersonal intelligente Systeme in unsere Maschinen integriert, die eigenständig die Fertigungsprozesse überwachen und regulieren. Beispiele hierfür sind unsere aktiven Schwingungsdämpfsysteme DAS+ und DWS, sowie die automatische (leistungsabhängige) Vorschubregelung 'Adaptive Control'. Beide Systeme stabilisieren den Prozess und ermöglichen unseren Kunden eine mann-arme Fertigung oder erhebliche Beschleunigung der Bearbeitungszeit.

Welchen Einfluss hat der Umstieg auf die E-Mobilität auf den Markt der Großfräsmaschinen?

Der Einfluss des Umstiegs der E-Mobilität hat direkt keinen Einfluss auf den Markt der Großfräsmaschinen, da für die Bearbeitung der entsprechenden Komponenten sehr kleine Bearbeitungszentren benötigt werden.

Natürlich merken wir, dass sich die Anforderungen an die Produktionsausstattungen der Automobilwerke verändern, allerdings betrifft das mehr Veränderungen von Anlagen, die durch unsere Endkunden produziert werden. Eine Fokussierung auf die Automobilbranche halten wir für sehr gefährlich, da hier die Zulieferer in eine tödliche Abhängigkeit gelangen, aus welcher es kaum noch ein Entkommen gibt.

Neben den Herausforderungen rund um die Fertigungsverfahren, steht die Optimierung der gesamten Prozesskette im Fokus der Branche. Wo gibt es den größten Handlungsbedarf?

Die Optimierung der Prozesskette ist seit vielen Jahren ein Kernthema. Auch hier muss man zwischen Kleinteilebearbeitung und Großteilebearbeitung differenzieren. In dem Markt der Großfräsmaschinen ist zum Beispiel das Thema der Kühlschmiermittel seit vielen Jahren wichtig, allerdings nur aus dem Blickwinkel, dass große Teile sehr kostenintensiv zu reinigen sind und daher Trockenbearbeitung beziehungsweise die Verwendung von Minimalmengenschmierung vorangetrieben wird.

In unserer Branche ist die Automatisierung bei der Bestückung der Maschinen die größte Herausforderung, da der Aufwand, die Komplexität und die Kosten im Verhältnis zu der Werkstückgröße annähernd exponentiell steigt. Hier ist die Abwägung, ob eine Automatisierung kostensparend ist, sehr schwer, zumal oft die Spannzeiten in keinem Verhältnis zu den Bearbeitungszeiten stehen.

Wie ist der Stand zum Thema Digitalisierung? Wie stabil sind Prozesse, um auf das (fehlende Fach-) Personal vor der Maschine verzichten zu können?

Wir haben in den letzten zehn Jahren sehr viel Energie in Entwicklungen investiert, um eine effiziente Produktion von Großbauteilen mit weniger qualifiziertem Personal zu ermöglichen. Unser Fokus war hier darauf gerichtet, Eingriffe in Prozesse durch die Maschinenbediener - welche auf Erfahrungen, Gefühl und Wahrnehmung basieren - durch Sensorik, Aktivkomponenten und Software zu automatisieren. Diese Strategie resultiert daraus, dass ein großer Teil unserer Kunden Einzelteile oder Kleinserien fertigen, bei welchen viele Prozesse sehr individuell zu optimieren sind.

Unser Portfolio ist in diesen Themen recht breit. Das Ziel der nächsten Jahre ist, unsere Optionen noch individueller auf die spezifischen Bedarfe unserer Kunden zu optimieren.

Intec 2023

Die Messe Intec Leipzig ist eine der führenden Messen für die Metallbearbeitung in Deutschland und Europa. Maschinen, Werkzeuge, Techniken, Technologien und alles rund um die Qualitätssicherung werden von internationalen Ausstellern in der Zeit vom 7. bis 10. März 2023 präsentiert und vorgestellt. Bimatec Soraluce ist in Halle 3, Stand H04, vertreten.

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