Thierry Wolter

Thierry Wolter, Vorstandsmitglied der Ceratizit Group. - (Bild: Ceratizit)

Herr Wolter, mit der neuen Markenarchitektur haben Sie die Weichen vor drei Jahren erfolgreich auf Wachstum gestellt. Sind Sie mit dem Jahr 2017 zufrieden – was hätte besser laufen können?

Das vergangene Jahr hätte ehrlich gesagt nicht viel besser laufen können. Wir haben weltweit Marktanteile gewonnen, im Zuge der Übernahme von Komet natürlich insbesondere im Bereich Zerspanung. Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass es trotz hoher Investitionen in die Produktion zu ein paar Engpässen kam, durch die wir nicht noch stärker wachsen konnten. Die Marke von 1,1 Mrd. Euro Umsatz haben wir aber auch so überschritten. Zudem hat die Umstrukturierung unserer Zerspanungssparte in den letzten Monaten bereits dazu beigetragen, weitere Kapazitäten frei zu machen.

"Die Stärkung unserer Position in Asien und Amerika ist für uns ein wichtiges Ziel." Thierry Wolter, Ceratizit

Wie beurteilen Sie derzeit den Markt für Zerspanungswerkzeuge – welche Branchen laufen aus Ihrer Sicht nicht rund?

Im Moment gibt es nicht viel, was nicht rund läuft. Die Märkte in Europa, Asien und Amerika sind gegenüber dem Vorjahr um hohe einstellige, zu großen Teilen sogar zweistellige Prozentwerte gewachsen. Und das über alle Branchen hinweg. Gerade in Asien zeigt sich nach wie vor eine sehr hohe Dynamik. Die Automobil-, die Luft- und Raumfahrt-Industrie bewegten sich zuletzt schon auf einem sehr hohen Niveau, zeigen aber nach wie vor ein leichtes Wachstum. Auch die Öl- und Gas-Industrie ist im letzten Jahr dank eines starken Wachstums wieder sehr attraktiv geworden. Für die zweite Jahreshälfte sind wir aber vorsichtiger, da der Markt stellenweise überhitzt ist.

Die Übernahme der Komet Group war die größte Einzelakquisition in der Ceratizit-Unternehmensgeschichte. Wie passt Komet in Ihr Portfolio – was wird sich ändern?

Wir haben von Anfang an gesagt, dass die Produktprogramme von Ceratizit und Komet sich gegenseitig hervorragend ergänzen. Es hatte ja einen Grund, dass wir seit mehreren Jahren an einer Beteiligung interessiert waren. Komet ist zum Beispiel in den Bereichen Bohrungsbearbeitung und mechatronische Werkzeuge hervorragend aufgestellt. Die Stärken von Ceratizit lagen in der Vergangenheit eher beim Fräsen und Drehen. Zusammen haben wir nun aber eines der komplettesten Zerspanungsprogramme der Branche. Mit Blick in die Zukunft noch wichtiger ist aber das Know-how, das Komet bei den Themen Additive Fertigung und Digitalisierung mitgebracht hat. Als Gruppe können wir dieses Wissen durch Skaleneffekte nutzen, um unseren Kunden in Zukunft noch bessere Lösungen anzubieten. Im Zuge der Integration von Komet haben wir bereits unser Vertriebsteam für die Zerspanung neu organisiert. Allein im deutschsprachigen Raum haben wir jetzt mehr als 200 Außendienstmitarbeiter. Diese werden unseren Kunden in Zukunft die mehr als 100 000 Produkte der vier Kompetenzmarken Cutting Solutions by Ceratizit, Komet, WNT und Klenk aus einer Hand anbieten. Intern hat die Neustrukturierung beispielsweise die Optimierung unseres Produktions- und FuE-Netzwerks zur Folge. Die an den verschiedenen Standorten vorhandenen Kernkompetenzen für bestimmte Zerspanungsanwendungen werden in diesem Zuge konzentriert und weiter gestärkt, um unsere Ressourcen möglichst effektiv zu nutzen.

Ceratizit ist weltweit zur Nummer 5 im internationalen Markt der Zerspanungswerkzeuge aufgestiegen. In welchen Bereichen wollen Sie noch weiter wachsen?

Im Hinblick auf die Produkte sind hier insbesondere das Projektgeschäft und Sonderanwendungen in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt und dem Automobilbau zu nennen. Durch die Bündelung der Kompetenzen von Ceratizit und Komet sind wir hierfür bestens aufgestellt. Gerade im Bereich Aerospace, wo wir mit Klenk bereits eine hervorragende Basis haben, können wir durch die Neuorganisation des Zerspanungsgeschäfts unseren Kunden jetzt alles aus einer Hand bieten. Das zusammengeführte Produktportfolio deckt alle wesentlichen Anwendungen ab. Für unsere Kunden und für uns als Hersteller steckt darin ein unglaubliches Potenzial. Ein anderes wichtiges Ziel ist die Stärkung unserer Position in Asien und Amerika. Wir erwirtschaften nach wie vor mehr als die Hälfte unseres Umsatzes in Europa. Um die ganz Großen der Branche anzugreifen, müssen wir die Wachstumschancen nutzen, die Amerika und Asien bieten. Insbesondere der asiatische Markt bietet enorme Potenziale, die es zu nutzen gilt. In den letzten Jahren haben wir auf diesem Weg bereits wichtige Schritte gemacht, und mit der Übernahme von Komet ist unsere Ausgangsbasis nun noch stärker. nh

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